Der Preis des Verrats (German Edition)
nicht der Tatort, worüber er nachdachte, und auch nicht das Opfer. Eine andere hübsche blonde Frau tauchte vor seinem inneren Auge auf. Eine, die eine direkte Verbindung zu Joshua Cahill hatte und ebenfalls Pferde mochte.
Das letzte Mal, dass er Caitlyn Cahill gesehen hatte, brach gerade die Welt um sie herum zusammen. In vielerlei Hinsicht, das wusste Reid, trug er die Schuld daran. Er hatte auf sie eingewirkt – sie unter Druck gesetzt –, und, hin- und hergerissen zwischen der Loyalität ihrer Familie gegenüber und dem Wunsch, das Richtige zu tun, hatte Caitlyn nachgegeben. Sie hatte geliefert, was Reid brauchte, um den Verdacht gegen Joshua Cahill zu erhärten und ihn schließlich hinter Schloss und Riegel zu bringen.
Und dann war er aus ihrem Leben verschwunden. Reid hattedie Verhaltensregeln des FBI über alle Gefühle gestellt, die er vielleicht für sie empfand oder die sie, wie er ahnte, für ihn empfinden mochte. Er hatte die Professionalität aufrechterhalten, die sein Job erforderte, aber er hatte Caitlyn nicht vergessen. Genau genommen hatte er ständig an sie gedacht, als er in dem sterilen Krankenhauszimmer eingesperrt lag und darauf wartete, dass die Ärzte ihm sagten, ob der Tumor, der auf seinen Sehnerv drückte, operabel war.
Das Team der Gerichtsmedizin schob sich an ihm vorbei. Die Männer trugen den schwarzen Leichensack hinaus. Reid schaute fort und versuchte, die düsteren Vorgänge um ihn herum aus seinen Gedanken zu verscheuchen. Aber er konnte das starke, beunruhigende Gefühl nicht loswerden, dass er gerade ein Déjà-vu erlebt hatte.
Es schien, als ob es Joshua Cahill irgendwie gelungen war, erneut zuzuschlagen.
3. KAPITEL
Caitlyn beobachtete, wie der Baggerfahrer das Loch am Waldhang zuschüttete, wo Aggies sterbliche Überreste zur Ruhe gebettet worden waren. Ihr war das Herz schwer, und sie fröstelte, die Nachmittagssonne wärmte sie nicht. Als die Arbeit schließlich vollendet war, kletterte sie auf den Rotbraunen mit den weißen Fesseln und ritt zurück zur Farm, unfähig, ihre Gedanken von dem grauenvollen Tod des Pferdes abzuwenden. Der Anblick und der Gestank des verwesenden Kadavers, wie er von Fliegen umschwirrt dalag, hatten sich für immer in ihr Gedächtnis gebrannt.
Als sie den Pfad verließ und die Lichtung in der Nähe des Reitplatzes erreichte, entdeckte sie Manny draußen auf dem Hof. Er sprach noch immer mit Ed Malcolm, dem Polizeichef von Middleburg. Ein dritter Mann hatte sich zu ihnen gesellt. Hochgewachsen und breitschultrig, mit dunklem Haar. Er trug Jeans und eine Lederjacke. Erst als Caitlyn vom Pferd kletterte, erkannte sie ihn wieder.
Reid Novak sah sie aus kühlen grauen Augen an.
Dann nickte er ihr knapp zu. Caitlyn stand da wie gelähmt. Einer der Stallknechte nahm ihr die Zügel des Pferdes aus der Hand und führte den Rotbraunen in den Stall. Als sich Reid näherte, maß sie ihn mit prüfendem Blick. Er sah dünner aus, anders irgendwie, aber er war immer noch genauso attraktiv, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Sie versuchte, das Gefühlschaos, das sie gerade überkam, zu sortieren.
„Caitlyn“, sagte er zur Begrüßung. Seine Stimme klang spröde.
Sie nahm die Hand, die er ihr reichte, und merkte, wie kalt ihre Finger waren, trotz des Ritts vor wenigen Minuten. Kinderlachen klang aus der Sattelkammer zu ihnen herüber. Caitlyn hatte ihre kleinen Besucher nicht enttäuschen wollen, und so hatte das Therapieprogramm wie geplant stattgefunden, ohne Rücksicht darauf, dass sie gerade Aggies Leichnam entdeckt hatten.
„Agent Novak.“
„Reid“, berichtigte er. „Ich dachte, wir wären über diese Formalitäten hinaus, Caitlyn.“
„Ich habe Sie seit dem Prozess nicht mehr gesehen.“ Sie hob ihr Kinn, ihre Worte klangen abweisend. „Warum sind Sie hier?“
Wenn ihre brüske Art ihn störte, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Stattdessen spähte er mit zusammengekniffenen Augen zu der Gebirgskette in der Ferne. Die Blue Ridge Mountains lagen in dichten Dunst gehüllt da. Sie konnte förmlich sehen, wie sein Verstand arbeitete, und fragte sich, was er ihr erzählen wollte. Es gab einen zwingenden Grund für seinen Besuch, Reid war nicht zum Vergnügen hier, das wusste und beunruhigte sie. Kurz kam ihr in den Sinn, ob irgendetwas mit Joshua im Gefängnis geschehen sein könnte und Reid gekommen war, um es ihr persönlich zu sagen.
„Der Chief hat erzählt, auf Ihrem Anwesen wurde ein Pferd verstümmelt?“
„Manny hat
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