Der Preis des Verrats (German Edition)
kosten, und das konnte er sich nicht leisten.
„Also, was willst du, Joshua?“
„Ich will meine Schwester sehen! Ich will Caitlyn sehen!“
„Wir holen sie dir her, Mann“, bot Mitch ihm an. Die Holzdielen unter ihm bogen sich und knarrten dabei. Reid fürchtete, sein Partner könnte durchbrechen und ein Stockwerk tiefer fallen.
„Ihr lügt …“
Mitch kam einen Schritt näher. „Wir schicken eine Einheit los, um sie zu holen. In fünfzehn Minuten haben wir sie hier. Aber du musst uns etwas dafür geben. Überlass uns die Frau …“
Joshua wurde lauter, seine Stimme war voller Panik. „Treten Sie zurück! Ich schneid ihr die gottverdammte Kehle durch!“
Mitch tat, wie ihm geheißen – kein leichtes Unterfangen für ihn, wie Reid feststellte. Sein Partner war bis aufs Äußerste angespannt, seine breiten Schultern krümmten sich unter der marineblauen FBI-Jacke wie eine Katze, die zum Sprung auf ihre Beute ansetzt.
„Caitlyn hat mein Tagebuch an sich genommen, nicht wahr?“Joshua schoss Reid einen Blick zu. In seinen glühenden Augen spiegelte sich der Verrat. „Sie hat es Ihnen gegeben.“
„Das spielt keine Rolle …“
„Für mich schon!“
Reid straffte sich. Joshua zog seine Gefangene näher ans Fenster und blieb erst stehen, als er mit dem Rücken an die dreckige Scheibe stieß. Wo waren die Scharfschützen? Inzwischen sollte längst ein Helikopter über ihren Köpfen schweben. Blut sickerte durch den Blusenkragen der Frau. Reid bekam einen trockenen Mund. Joshuas Feindseligkeit wuchs. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.
„Caitlyn hat mir das Tagebuch gegeben“, bekannte er. „Du bist ihr sehr wichtig. Sie will, dass du Hilfe bekommst.“
Sobald Joshua das hörte, verzog sich sein Gesicht. Er schluchzte auf und rieb sich mit einer Hand über die Augen. Doch ohne die andere zurückzuziehen, mit der er das Messer an die Kehle der Frau drückte. Reids Zeigefinger verharrte schussbereit am Abzug der Glock. Konnte er einen sicheren Schuss abgeben? Die Frau bildete einen wirksamen Schutzschild. Wenn seine Kugel ihr Ziel auch nur um zwei Zentimeter verfehlte …
Joshua murmelte etwas vor sich hin, Obszönitäten und gewalttätige Drohungen ergossen sich aus seinem Mund. Aus dem Augenwinkel bemerkte Reid, wie Mitch wieder näher rückte. Sein Partner spürte offenbar ebenso wie er die wachsende Spannung in der Luft, ein Hinweis auf das heraufziehende Verhängnis.
„Sie haben gesagt, niemand müsse sterben.“ Joshuas dunkle Augen glitzerten.
„Nein, niemand …“
„Was, wenn ich es will?“ Ein schriller Schluchzer entwich ihm. „Was, wenn ich das alles hier beenden will, und zwar jetzt gleich?“
„Joshua … hör mir zu. Tu das nicht.“
Das Krachen verrottender Holzdielen drang durch den Raum.
„Scheiße!“
Reid sah, wie Mitch einbrach, seine Beine verschwanden in dem Loch, das sich im Boden aufgetan hatte. Während Mitch mit den Armen ruderte, um an den verbliebenen Holzdielen Halt zu finden, schlitterte seine Waffe von ihm fort.
Joshua nutzte den Moment. Das kalte Metall des Messers blitzte in einer wütenden Bewegung über dem blassen Hals auf. Den Bruchteil einer Sekunde später entlud sich Reids Waffe. Kaum nahm er den Rückstoß der Waffe wahr, der schmerzhaft in sein Handgelenk schoss. In die Schulter getroffen, fiel Joshua rückwärts ins Fenster, krachte in einer Explosion zerberstenden Glases durch die Scheibe.
Wie eine zerbrochene Puppe fiel die Frau zu Boden. Blut strömte aus der Schnittwunde an ihrem Hals. Reid landete neben ihr auf den Knien, er wusste bereits, es war zu spät. Ihr Körper krümmte sich, als er sich über sie beugte und versuchte, mit den Händen Druck auf die Wunde auszuüben. Helles Blut spritzte auf seine Jacke. Hinter ihm hatte sich Mitch aus den zersplitterten Holzdielen herausgezogen. Jetzt hing er halb aus dem Fenster und sah hinunter auf den Potomac, in dem Cahill verschwunden war. Durch das Funkgerät bellte er Befehle an das Team unten vor dem Gebäude.
„Findet ihn! Findet diesen miesen kleinen Scheißkerl!“
Reids Versuche, die Blutung unter Kontrolle zu bringen, waren nutzlos. Er schaute der Frau in die Augen, jegliches Bedürfnis nach Objektivität war verschwunden. Ihre Furcht schwand, sobald ihr Blick starr wurde und die Pupillen sich weiteten. Ein letztes mattes Röcheln entwich ihrem Körper. Er fühlte, wie ihr flatternder Puls versiegte. „Nein. Nein!“
Mitch legte Reid eine Hand auf die Schulter. Er
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