Der Preis -Thriller (German Edition)
anfangen würde.
Am Morgen hatte es in Paris geregnet und die Sonne verbarg sich immer noch unter einer dünnen Wolkendecke. Dennoch war es ziemlich warm und die Luftfeuchtigkeit hoch genug, um auch den pausbäckigen Senegalesinnen, die bei dem Kiosk am Metroeingang ein Schwätzchen hielten, dicke Schweißperlen auf die Stirnen zu treiben.
Auf der Rollt reppe zur Metro station herrschte Gedränge. Jeder hier war mit eigenen Dingen beschäftigt. K einer achtete auf den anderen. Auch Milena würdigte niemanden hier eines zweiten Blickes.
Sie war vor den Schaltern für die Tickets angekommen und suchte jetzt ihre Monatskarte aus der Tasche hervor.
„Mademoiselle?“
Milena blickte sich zerstreut nach der Stimme hinter ihr um, obwohl sie eigentlich sicher war, dass man nicht sie gemeint haben konnte.
Ein unbekannter Mann in einem schwarzen T-Shirt und Jeans legte ihr seine Hand auf die Schulter. Eine Frau mit kurzen schwarz gefärbten Haaren stand neben ihm und lächelte Milena verbindlich an. Sie wirkte dabei genauso selbstsicher und überlegen, wie ihr Begleiter.
„Ja?“, sagte Milena.
Der Mann griff an seinen Gürtel und brachte aus der Tasche seiner Jeans Handschellen hervor, die er gekonnt aufschnappen ließ und dann – beinah noch in derselben Bewegung – um Milenas Handgelenke legte.
„ Police Judiciaire “, sagte die junge Frau und ergriff Milenas Oberarm, um sie von dem Ticketschalter wegzuziehen.
Genau s o begannen schlechte TV-Filme oder Alpträume, dachte Milena, aber ließ sich dennoch widerstandslos von der Frau zu der gefliesten Wand neben den Barrieren und Ticketschaltern ziehen.
„Das muss eine Verwechslung sein! Mein Name ist Milena Fanu. Wen immer Sie verhaften müssen, ich bin die Falsche. Ich habe nichts getan.“
Die Frau verstärkte ihren Griff um Milenas Arme nur noch, und ihr Begleiter trat einen Schritt dichter an Milena heran. So dicht – sie konnte seinen Zigaretten- und Rotweinatem riechen.
„Mach hier keinen Aufstand, bitch .“
Milena schaute erstaunt auf ihre Hände herab, als realisierte sie erst jetzt, dass diese in Handschellen lagen.
Sowie sie wieder aufblickte, drängte sich die Frau an Milena heran und stieß ihr Knie in Milenas Unterleib.
Dieser Kniestoß wirkte, wie etwas, das diese Frau bereits so oft getan hatte, dass es ihr inzwischen genauso in Fleisch und Blut übergegangen war, wie Luftholen, Zähneputzen oder das Händewaschen vor dem Essen.
Milenas Kopf knallte hart gegen die geflieste Wand.
Sie schrie auf.
Der Polizist im T-Shirt hatte plötzlich irgendetwas in der Hand, das Milena an eine Pistole erinnerte, wie man sie aus Filmen und von Fotos kannte.
Oh Gott, dachte sie, er wird mich erschießen! Und ich hab noch nicht mal irgendeine Ahnung weshalb.
Ein unerhörter Schmerz durchzuckte Milena. Ihr Atem stockte. Sie riss Augen und Mund auf, und sank zusammen.
Milena realisierte kaum, wie die beiden Polizisten sie ergriffen und gemeinsam zur Rolltreppe zurück schleppten.
Obwohl ihr irgendwann bewusst wurde, dass sie ihre Gliedmaßen wieder unter Kontrolle hatte, brachte Milena es dennoch nicht fertig, auch nur einen einzigen Schritt zu machen. Für einen Moment war sie den beiden Polizisten daher sogar fast dankbar, dass die sie schwitzend und stöhnend die Treppe hinauf und über das Stück Bürgersteig zu einem geparkten Wagen schleiften.
Die Tür des Wagens wurde von innen her geöffnet. Die Frau stieß Milena auf dessen Rücksitz und warf dann die Tür wieder zu. Milena hatte keine Gelegenheit irgendetwas vom Inneren des Wagens zu erfassen. Nur schemenhaft bemerkte sie eine dritte Gestalt, die im Wagen gewartet haben musste, bis die beiden Polizisten mit ihrem Fang zurückkehrten.
Sowie Milena im Wageninneren war, streifte man ihr eine rote Kapuze über den Kopf und schlang einen breiten festen Gurt um ihren Oberkörper, der sie auf dem Sitz fixierte und, der in Verbindung mit Handschellen und Kapuze, jeglichen Widerstand unterband.
Während sich der Wagen ruckelnd in Bewegung setzte, versetzte man Milena eine Ohrfeige. Zwar wurde deren Härte von der Kapuze etwas gemildert. Doch sie erfolgte so unerwartet, dass sie Milena erneut in einen Schockzustand versetzte.
„Du hältst die Fresse, kapiert? Du tust, was man Dir sagt, kapiert?“ Die Stimme einer Frau - hohl und dumpf.
Zur Bekräftigung erhielt Milena eine zweite Ohrfeige.
Milena war von dieser zweiten Ohrfeige sogar noch umfassender geschockt, als von der ersten.
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