Der Preis -Thriller (German Edition)
Mundes für ihn klar genug zu erkennen waren um sie deuten zu können.
„Na gut, dann stelle ich die Frage eben anders“, flüsterte Nolde und wies in Richtung des Hauses. „Wenn ich jetzt dort in die Villa ginge, würde ich d a mehr an Einrichtung vorfinden, als ein paar Kleiderstangen und eine Matratze am Boden?“
Milena lachte .
Nolde war es gewohnt sich im Hintergrund zu halten und er wusste aus langer Erfahrung, wie man das am Besten anzustellen hatte. Aber er war auch kein Roboter. Er hätte erwartet, dass seine Bemerkung Milena härter treffen würde , d ass die sie zumindest für einen Augenblick aus dem Konzept bringen müsste. Stattdessen dieses Lachen, das ganz und gar nicht danach klang, als diente es ihr dazu Zeit zu gewinnen.
„Ja.“
„Auch einen Spiegel?“, setzte Nolde nach.
„Nein, aber vielleicht später mal.“
Sie trank von ihrem Kaffee und Nolde rauchte seine Zigarette. Die drei oder vier Meter Abstand zwischen ihnen stellten spätestens jetzt ein unüberwindliches Hindernis dar.
„Also hat es sich doch gelohnt?“, fragte Nolde irgendwann.
„Das ist die falsche Frage“, entgegnete Milena.
„Was wäre denn die richtige?“
„Ob der Preis, den ich dafür bezahlt habe, zu hoch war.“
„Und - war er das?“
Diesmal dauerte es eine Winzigkeit länger, ehe Milena reagierte.
„Ja.“
Eine Weile rauchte Nolde w eiter still seine Zigarette.
Milena trank ihren Kaffee aus und stellte die Tasse ab.
„Ich nehme an, dass Madame Vaux irgendwann wieder Gäste empfangen wird. Falls Sie dazu zählen sollten, bestellen Sie ihr etwas von mir?“
Das brachte nun ein dünnes böses Lächeln auf Noldes Lippen.
„Ich halte es zwar für sehr unwahrscheinlich, dass Madame irgendwann ausgerechnet mich zu sehen wünscht. Aber falls Sie es tun sollte –ich werde sehr gern als Ihr Bote dienen.“
Milena zögerte einen allerletzten Moment, dann erhob sie sich und trat einen halben Schritt auf Nolde zu. Wobei ihr klar sein musste, dass sie sich damit in den langen Schatten des Hauses begab, was dazu führte, dass Nolde ihr Gesicht und ihre Augen klarer erkennen konnte.
„Sagen sie Ihr, dass ich seit meiner Entführung Schmerzen hatte, Alpträume und Panikattacken. Aber sagen Sie ihr auch, dass ich inzwischen weiß, dass es meine Schmerzen, meine Alpträume und meine Angst sind, die mich heimsuchen. Und sagen Sie ihr vor allem , dass ich sie für ihre Naivität bedaure.“
Nolde hatte zwar immer noch das Gefühl, dass Madame Vaux ihn nie wieder mit irgendeiner Einladung beehren würde, doch er dachte auch, dass es ihm sehr viel Freude bereiten würde, Madame irgendwann einmal ausgerechnet diese Botschaft ausrichten zu dürfen.
„Auf Wiedersehen. Mit ein bisschen Glück sind Sie zum Lunch zurück in Paris“, sagte Milena, wandte sich ab und ging in das Haus, in dem zwar bestimmt keine Spiegel zu finden waren, dafür aber eine Reihe von Hausangestellten, die diesen Mangel vermutlich mühelos ausglichen.
Auf dem Weg zur Straße ignorierte Nolde den Fahrer, der ihm die Wagentür aufhielt.
Er fand, dass es keine Rolle spielte, ob er pünktlich zum Lunch zurück in Paris war. Irgendwo auf dem Weg zur Stadt würde er schon ein Taxi finden, das ihn zum Flughafen brachte.
Vielleicht kam er zuvor ja an einem Gasthaus vorbei, in dem man ihm einen Kaffee servierte. Wahrscheinlich würde der nicht halb so gut sein, wie Milenas. Aber es würde wenigstens sein Kaffee sein.
-Ende-
133
Weitere Kostenlose Bücher