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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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er sich verhedderte, weil er selbst nicht genau wusste, wie diese Sache funktionierte, doch er überspielte seine Unwissenheit: » Es brennt sich in den Stein, schneller als eine Hacke, das gebe ich gerne zu. Doch wird es niemals einen guten Steiger oder Hauer ersetzen. Und es ist gefährlich. «
    Der Junge sah ihn mit großen Augen an.
    Wunderbar, jetzt hat er wirklich Angst, dachte der Alte. Dann hat er hier unten auch nichts verloren.
    » Komm, wir gehen zurück, mein Junge. Ich will dir unseren Tempel zeigen. « Der Junge schien sich für Tempel allerdings nicht sehr zu interessieren.
    » Er ist sehr alt, weißt du, in einem anderen toten Gang. Manchmal versammeln wir uns dort und beten, dass die Himmel uns auch hier unten beschützen mögen. Verstehst du? «
    Der Junge glotzte ihn stumpf an. Hatte er ihm überhaupt zugehört?
    Eine Erschütterung lief durch den Stein.
    » Was war das, Onkel? «
    Noch eine Erschütterung, und dann noch eine. Das Lager!, durchfuhr es ihn. Sie hatten fassweise das Pulver der Scholaren in einer abgelegenen Kammer ganz in der Nähe eingelagert, weil hier nicht mehr gegraben wurde. Es sei dort sicher, hatten die Scholaren gesagt. Aber wenn sie sich irrten? Er hörte ein Knirschen und begriff, dass es aus dem Stein kam. Sein Blick ging zur Decke, die schwer und drückend über ihnen hing. Er konnte es fühlen, in seinen Knochen, der Fels riss auf.
    » Was ist das nur, Onkel? «
    Wieder eine Erschütterung, und jetzt hörten sie auch den Donner der Explosionen.
    Der Steiger sah entsetzt, dass Gestein von der Decke platzte. Scharfe Splitter flogen ihnen um die Ohren. Er hob mit zitternder Hand die Lampe. Bildete er sich das nur ein, oder spaltete sich über ihnen der Fels? Er schloss die Augen. Irgendwo, gar nicht fern, stürzte ein Gang ein. Das schwere Gepolter war unverkennbar. Und dann war da noch etwas.
    » Das Meer, Onkel, es rauscht so laut! «
    » Es tut mir leid, mein Junge. «
    Stein brach, und schon kam die Urgewalt des Wassers durch eine neue Kluft im Fels herangebraust. Der Alte nahm den Jungen in den Arm, dann riss das Wasser des Meeres sie fort, zermalmte sie und spülte sie durch den engen Spalt in einen anderen Gang, an dessen Ende die Bergleute vor langer Zeit einen Himmelstempel errichtet hatten.



Das Haus glänzte, Vil konnte es nicht anders beschreiben. Der steinerne Boden schimmerte, das silberne Geschirr blitzte vom großen Esstisch, und die Hausmagd begann gerade damit, zusätzlich zu den vielen schon brennenden Kerzen noch weitere Leuchter aufzustellen. Nur er selbst, er glänzte nicht im Mindesten, ganz im Gegenteil: Der Hemdkragen war zerrissen, er hatte Blut auf dem Ärmel, und mit der Zunge konnte er die aufgeplatzte Lippe erspüren.
    » Wie alt bist du, Viltor? «
    » Fünfzehn, Mutter. «
    » So? Und was habe ich dir über den heutigen Abend gesagt? « , fragte seine Mutter streng.
    » Dass er sehr wichtig ist « , murmelte er.
    » Und ich habe dich gebeten, dich dementsprechend zu verhalten – oder nicht? «
    » Ja, Mutter. « Er riskierte einen Blick. Ihre graugrünen Augen ruhten mit unnachgiebiger Strenge auf ihm. » Tut mir leid « , murmelte er.
    » Du bist wirklich alt genug, um es besser zu wissen. Darf ich erfahren, wie es dazu kommen konnte? «
    Vil zuckte mit den Achseln.
    » Aha, es ist also ohne besonderen Grund geschehen? «
    Wieder antwortete er mit einem Schulterzucken. Er konnte ihr doch schlecht erzählen, dass er sich wegen der Dinge, die sie über seinen Vater sagten, mit seinen Freunden geprügelt hatte. » Schön. Wenn du es mir nicht verraten willst, dann vielleicht deinem Vater. Ich bin schon sehr gespannt, was er dazu sagen wird, wenn er heimkommt. Doch jetzt geh nach oben und mach dich für den Abend bereit. Und versuch bitte, uns nicht noch weiter zu beschämen. Du bist ein Merson und ein Gremm – verhalte dich entsprechend, Viltor! «
    » Ja, Mutter. «
    Er stieg rasch die Treppe hinauf. Dass sie am Abend Gäste erwarteten, hatte unbestreitbar sein Gutes – seine Mutter würde ihn nicht ohne Abendessen ins Bett schicken können, wie sie es sonst nach solchen Vorfällen tat.
    » Wie viele waren es? « , fragte Tiuri, seine jüngere Schwester, als er sich über der Waschschüssel das Blut abwusch.
    » Hundert « , gab er schlecht gelaunt zurück.
    » Gar nicht wahr « , rief sie lachend.
    Er seufzte. » Es waren zwei. «
    » Tut es sehr weh? « , fragte Faras, sein kleiner Bruder.
    » Überhaupt nicht « , erklärte er grimmig

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