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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Merson öffnete ihre geballte Faust. Ein goldener Ring lag darin. » Es ist mein Ehering, reines Gold. Das wird doch wohl reichen – für den Boten und den Arzt. «
    » Gold « , murmelte der Eisenkönig ehrfürchtig. » Das ändert die Sache natürlich. Gut. Ich werde selbst gehen. «
    » Ihr … Ihr dürft hinaus? «
    » Es ist ein Privileg, das ich mir durch meine bewiesene Ehrlichkeit verdient habe, Doma. Ja, zu besonderen Anlässen darf ich die Halde für kurze Zeit verlassen. Gebt mir den Ring, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Euch die Kräuter, die Ihr braucht, zu besorgen. «
    Ohne zu zögern drückte Vils Mutter ihm den kleinen Ring in die Pranke.
    » Ich bin bald zurück, Doma. Mit den Kräutern « , sagte er und machte sich auch sofort auf den Weg.
    Vil beobachtete, wie der Mann so lange auf das Triefauge einredete, bis dieser tatsächlich das eiserne Gittertor öffnete. Geffai ging hinaus. Vil bekam ein ungutes Gefühl.
    Er rannte wieder hinüber zur Höhle des Brenners, der immer noch fest schlief, um frisches Wasser zu holen, auch bereiteten sie die Feuerstelle vor, um sofort den Tee zubereiten zu können, der Faras retten würde. Doch ihre Eile war nutzlos, denn Semer Geffai kehrte nicht so bald zurück. Es wurde Nachmittag, es wurde Abend und schließlich Nacht.
    Vil erwachte, weil Faras sich wieder einmal mit einem schlimmen Hustenanfall quälte. Er hörte aber auch Stimmen oben am Gitter. Er war sofort hellwach und lief hinauf. Ja, das war die Stimme des Eisenkönigs – der mit dem Triefauge angelegentlich plauderte. Vil packte die Wut, aber was sollte er machen? Die beiden schwatzten und lachten da oben gut gelaunt, und es dauerte eine Ewigkeit, bis das Gitter sich öffnete.
    Vil weckte seine Mutter, die neben Faras eingeschlafen war.
    » Eure Kräuter, Doma « , sagte Geffai. » Es war wirklich nicht leicht, sie diesem Arzt abzuschwatzen, aber ich weiß ja, wie sehr Ihr an Eurem Jüngsten hängt. «
    » Ich danke Euch, Menher « , murmelte Vils Mutter und riss ihm die in ein etwas schmutziges Tuch eingeschlagenen Kräuter aus den Händen. Tiuri entfachte das Feuer.
    Vil runzelte die Stirn: » Diese Kräuter sehen anders aus als jene, die der Arzt uns gab, Menher. «
    Der Eisenkönig zuckte mit den Schultern. » Es sind die, die er mir in die Hand drückte. Und ich nehme doch an, dass ein Mann, ein Arzt zudem, einen Hilfesuchenden nicht betrügen würde, zumal der ihm einen goldenen Ring gegeben hat. Und nun entschuldigt mich. Dieser kleine Ausflug hat mich eine Menge Zeit gekostet, und ich habe viel zu tun. «
    » Sie riechen auch anders « , sagte Tiuri leise, als sie im heißen Wasser zogen und sich ein frischer Duft in der niedrigen Unterkunft verbreitete. Semer Geffai war da schon längst wieder in seiner eigenen Hütte verschwunden.
    » Aber wenn der Arzt sie ihm doch gegeben hat « , sagte die Mutter, und Vil widersprach nicht, weil er ihre Verzweiflung spürte.
    Die Kräuter schienen zu helfen. Faras’ Husten ließ für die Nacht und den folgenden Morgen nach, und auch am Tag schien es ihm besser zu gehen. In der folgenden Nacht kehrte er jedoch zurück, begleitet von einem schlimmen Auswurf.
    Vil erwachte davon mitten in der Nacht, und für einen Moment verfluchte er seinen kleinen Bruder dafür, aber dann erkannte er, dass es schlimm um Faras stand.
    Sie kochten Tee, und seine Mutter fragte nicht, woher Vil das Holz für das Feuer hatte. Der Tee brachte aber nur wenig Linderung. Faras’ Atem ging flach, und er wurde vom Fieber geschüttelt.
    So ging es drei Tage, in denen Vil sich immer in Rufweite der Hütte aufhielt. Er hätte am liebsten gar nicht gearbeitet, aber Faras musste etwas essen, und der Eisenkönig war nicht bereit, ihnen etwas zu schenken. Tiuri hatte am Abend immerhin richtiges Brot und eine Schale mit einer nahrhaften Gemüsesuppe dabei, die Doma Geffai ihr mitgegeben hatte.
    Faras, der sehr schwach war, brachte jedoch nichts hinunter. » Vielleicht später « , sagte die Mutter und stellte die Suppe zur Seite.
    Vil spürte ein nagendes Hungergefühl, aber er rührte das Essen für seinen Bruder nicht an.
    In der Nacht wurde es so schlimm, dass seine Mutter Vil noch einmal zum Eisenkönig schickte, damit er den Arzt hole.
    Semer Geffai war wütend, weil Vil ihn geweckt hatte, und unterbrach ihn, als er sein Anliegen vortrug: » Die Doma, die zu fein ist, für mich zu arbeiten, verlangt also erneut nach meiner Hilfe? Aber selbst wenn ich bereit

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