Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Ritterseite wohnte. «
»Ah, Ihr seid von Stand, natürlich … sagt, wie ist Euer Name, Doma? « Der Mann war mit einem Schlag viel höflicher, wirkte aber auch beunruhigt.
» Rohana Merson, aus dem Hause Gremm, falls Euch das etwas … «
» Merson? Wie Merson der Hexer? Bei den Himmeln! « Er fuhr zurück, als habe er ein Ungeheuer gesehen. » Warum wird mir das verheimlicht? Warum belügt man mich? Merson? Bei allen Himmeln! « Er ließ die Kräuter fallen, nein, schleuderte sie geradezu von sich. » Wenn jemand erfährt, dass ich einen Merson behandelt … dass ich Silber von Euch genommen … bei den Dämonen und den Himmlischen! «
Er war kreidebleich geworden, und seine schielenden Augen waren so angstgeweitet, als fürchtete er, die Mersons könnten über ihn herfallen. Dann fuhr er herum und rannte davon. » Wache! Wache! Lasst mich hinaus! Schnell, schnell doch! «
Sie sprachen nicht über diesen Arzt und sein merkwürdiges Benehmen, nicht am Abend und nicht am nächsten Tag. Vil brannten zwar nach dem, was der Mann über seinen Vater gesagt hatte, Fragen auf der Seele, aber seine Mutter würgte jede vorsichtige Äußerung in dieser Richtung mit einem eisigen Blick ab.
Immerhin hatten sie diese namenlosen Wunderkräuter, der Brenner brachte sogar frisches Wasser für den Tee, damit sie ihn nicht mit der Brühe aus dem Bach aufkochen mussten. Rohana Merson dankte ihm aufrichtig, und Vil sah in ihrem Blick, dass da nichts anderes war als ehrliche, aber kühle Dankbarkeit. Falls der Brenner sich etwas Bestimmtes von seiner Hilfe versprach, sah es für Vil nicht so aus, als wäre der Mann seinem Ziel auch nur einen Schritt näher gekommen.
Faras’ Husten wurde besser, und bald war er wieder auf den Beinen und kräftig genug, Vil mit seiner Quengelei auf die Nerven zu gehen. Allerdings war er der Ansicht ihrer Mutter nach nicht gesund genug, um wieder zu arbeiten, und so musste Vil auch weiterhin für zwei schuften.
» Ich muss dich warnen « , sagte Semer Geffai, als Vil einen ersten Arm voll Holz zum Lagerplatz schleppte. » Der Brenner – er hat seinerzeit einen Mann ermordet. Man kann ihm nicht trauen. «
» Aber macht Ihr nicht auch Geschäfte mit ihm, Menher? «
» Das ist etwas ganz anderes! Trödel nicht, das da ist noch lange nicht genug, um eine große Kelle zu rechtfertigen, geschweige denn drei. Und halte dich vom Brenner fern, das rate ich dir! «
Vil dachte nicht daran, ihm zu gehorchen. Er hasste den Mann von Tag zu Tag mehr, und seine Herrschaft über den Reis war schwer zu ertragen. Wenn der Eisenkönig schlechte Laune hatte, konnte Vil so viel Holz, Eisennägel oder Bleiplatten anschleppen, wie er wollte, und es gab dennoch nur die » kleine Kelle « , für ihn, seine Mutter und seinen Bruder.
Tiuri erging es hingegen besser. Sie war die einzige in der Familie, die immer satt wurde. Doma Geffai schien sie regelrecht ins Herz geschlossen zu haben, sie drückte das aus, indem sie dem Mädchen kleine Happen zusteckte, leider aber auch stets darauf achtete, dass sie sie gleich aß.
» Sie will ihren Mann nicht wütend machen « , erklärte Tiuri, die ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie ihren Brüdern nichts abgeben konnte. Sie bot sogar an, etwas von den Vorräten in der Hütte zu entwenden, was sicher nicht auffallen würde, doch wurde sie von ihrer Mutter scharf zurechtgewiesen: » Wir sind keine Diebe, Tiuri, und wir werden es auch nicht werden. Wir sind Mersons und Gremms, wir sind diesen Namen würdiges Betragen schuldig. «
Vil fragte sich allerdings insgeheim, wo diese Würde blieb, wenn er zwischen Abfall herumkroch und nach verbogenen Nägeln suchte.
» Ich kann dir oder Fari etwas zustecken, wenn Mutter es nicht merkt « , meinte Tiuri eines Tages, als sie wieder seine Schrammen pflegte.
Vil schüttelte den Kopf. » Wenn sie dich erwischen, ist es vielleicht aus mit der Freundlichkeit von Doma Geffai. Und dann wird keiner von uns richtig satt. Außerdem merke ich doch, dass du Fari heimlich von deinem Reis abgibst. «
» Er braucht es dringender als ich. «
» Ich weiß « , meinte Vil, der sich nach den Zeiten zurücksehnte, als auch er umsorgt und verwöhnt worden war. Es schien Jahre her zu sein.
Es wurde etwas leichter für ihn, weil ihm der Brenner hin und wieder etwas zusteckte – ein paar Kupfernägel, größere Stücke Segeltuch und sogar zerbrochenes Werkzeug. » Ist von meiner Kundschaft. Ich habe meinen Schnaps ja auch nicht zu verschenken « ,
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