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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wäre, noch einmal diesen Weg auf mich zu nehmen, womit sollte ich diesen Arzt bezahlen? Hat sie vielleicht noch einen goldenen Ring, den sie vor mir versteckt? «
    Vil schüttelte den Kopf. » Aber könnt Ihr uns nicht vielleicht etwas vorschießen, Menher? Ich würde es mit doppelter Arbeit abbezahlen. «
    » Unsinn! Und jetzt verschwinde. Die Himmel werden entscheiden, wie diese Sache ausgeht. «
    Vil eilte hinüber zum Brenner, der jedoch wieder – oder immer noch – betrunken war. Er schüttelte ihn, versuchte ihm die verzweifelte Lage begreiflich zu machen, aber es dauerte lange, bis der Mann überhaupt etwas verstand. Schließlich stierte er Vil mit glasigen Augen an, griff ins Stroh seiner Schlafstatt und zog einen kleinen Krug hervor. » Bei manchen Krankheiten « , sagte er mit schwerer Zunge, » hilft es, wenn man sich damit einreibt. «
    Vil kehrte zur Hütte zurück. Tiuri saß vor der Tür am Feuer. In ihren Augen glitzerten Tränen.
    » Der Husten hat nachgelassen, den Himmeln sei Dank « , meinte die Mutter, als er in die Behausung kroch.
    Tatsächlich ging Faras’ Atem viel ruhiger. Der Husten schien sogar ganz zu verschwinden. Vil schöpfte Hoffnung, aber schon im Morgengrauen kehrte der Husten zurück, schlimmer als zuvor, schüttelte den schmächtigen Körper und wurde dann von einem schwachen Röcheln abgelöst. Vils Mutter erklärte, das sei ein gutes Zeichen. Das Röcheln wurde schwächer, so wie Faras zusehends schwächer wurde, bis er schließlich gegen Mittag mit einem leisen Seufzer starb.
    Der Eisenkönig tauchte am Nachmittag auf und fragte, warum Vil nicht zur Arbeit und Tiuri nicht in seinem Heim erschienen seien.
    » Mein Sohn Faras ist gestorben, Menher. «
    » Ah, bedauerlich. Wissen die Wachen schon Bescheid? Nein? Gut, ich sage es ihnen, denn Ihr könnt den Knaben schließlich nicht in meiner Hütte lassen. «
    Das Triefauge erschien mit einer zerschlissenen Trage und sechs Männern, was Vil verwirrte. Er hätte Faras allein tragen können, wozu brauchten sie sechs Männer?
    Das Triefauge warf einen Blick auf Faras, der bleich und kalt auf dem Stroh lag. » Tatsächlich, er ist tot. Macht ein wenig Platz, Doma, damit wir ihn fortschaffen können. «
    » Nur noch eine Weile, Herr Hauptmann « , bat Vils Mutter. » Nur noch eine Weile, damit ich Abschied nehmen kann, bevor er in die Gruft der Gremms gebracht wird. «
    » Die Familiengruft? Liegt die hier irgendwo in der Halde? Wohl kaum. Aber keine Sorge, wir haben einen Platz für den Kleinen. Er kommt dahin, wo alle hingegangen sind, die hier starben, in den Südschacht. Ihr könnt es ausgleichende Gerechtigkeit nennen, Doma Merson, denn auch mein Vetter endete in einem Schacht, weil Euer Mann die Schwarze Kunst anwandte. «
    » Es ist doch nur der Leib, Doma « , sagte einer der jüngeren Wachsoldaten, der wohl etwas mitfühlender war.
    » Er hat recht, Mutter « , sagte Tiuri leise. » Faris Seele ist an einem besseren Ort. «
    » Als ob der Himmel auch den Ratten offen stünde « , schnaubte das Triefauge verächtlich. » An die Arbeit, Männer. «
    » Wir begleiten ihn « , rief die Mutter.
    » Wenn Ihr unbedingt wollt. Aber es muss schnell gehen. Ist kein Ort zum Verweilen, der Südschacht « , brummte der Wachoffizier missmutig.
    Der kleine Zug fand, wie Vil feststellte, nicht viel Beachtung. Die Haldenbewohner blickten vielleicht kurz auf, aber dann gingen sie wieder ihrer Beschäftigung nach, selbst wenn es das Nichtstun war. Von oben drang das Hämmern der Werft durch die Himmelspforten, und während sie die Kaverne durchquerten, wurde weiter Abfall durch die Gitter gekippt und sprang mit großem Getöse über den steinernen Boden.
    Sed tauchte plötzlich auf und reihte sich neben Tiuri ein. Er drückte ihr stumm die Hand, und sie lächelte kurz, beides schien Vil irgendwie unangebracht zu sein.
    Sie erreichten den Stollen, vor dem Sed ihn immer gewarnt hatte, und das Triefauge entzündete eine Fackel. Er gab einem seiner Männer ein Zeichen. Der schlug mit seinem Schwert auf den Schild und rief: » Wir bringen einen Toten! «
    Dann lauschten sie.
    Aber nur Stille antwortete, und der Offizier gab das Zeichen weiterzumarschieren. Mit jedem Schritt wuchs Vils Beklemmung, und das lag nicht nur an dem traurigen Anlass für diesen Marsch.
    Schließlich, nachdem sie verschiedenen Windungen gefolgt waren, hielt das Triefauge an. Vor ihnen öffnete sich ein großes Loch im Boden, rechts und links davon erinnerten verrottete

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