Der Prinz und das Maedchen von nebenan
Vintagekleider in ihrem Schrank schweifen und zog dann ein hellblaues Cocktailkleid aus hauchzarter Seide hervor. Es hatte zwar einen sehr tiefen Ausschnitt, umso mehr liebte sie das Gefühl, wenn ihr der Plisseerock beim Gehen um die Beine strich.
Rasch schlüpfte sie hinein und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Dort hatte Philippe in der Zwischenzeit den Laptop auf dem Tisch entdeckt und las ungeniert die geöffnete Seite.
Entsetzt fiel Caro ein, worum es sich dabei handelte. Sie lief zu ihm und klappte den Computer zu, wobei sie nur knapp seine Finger verfehlte. „Was machen Sie da!“, fuhr sie ihn an.
Ungerührt ließ er sich aufs Sofa zurücksinken und warf ihr einen kritischen Blick zu. „Ich glaube nicht, dass Mr Sexy der Richtige für Sie ist.“
„Man liest nicht im Computer anderer Leute!“ Es war ihr schrecklich peinlich, dass er entdeckt hatte, womit sie ihren Samstagabend verbrachte.
„Er stand eingeschaltet auf dem Tisch, ich konnte nicht übersehen, womit Sie sich beschäftigt haben. Und es war wirklich aufschlussreich! Internet-Datingseiten habe ich bisher nicht besucht. Ich fürchte allerdings, Sie verschwenden Ihre Zeit. Diesen Männern fehlt es allesamt an Ausstrahlung.“
„Nicht jeder kann ein Prinz sein. Außerdem will ich gar keinen. Ich suche einen normalen Mann, mit dem ich ein ganz normales Leben führen kann. Das verstehen Sie vermutlich nicht.“ Sie schob ihn beiseite und fuhr den Computer herunter.
Er schüttelte den Kopf missbilligend. „In Ihrem Profil haben Sie geschummelt: Sie haben verschwiegen, was für eine Kratzbürste Sie sind.“
„Sie haben mein Profil gelesen?“
„Selbstverständlich, das nennt man Feldforschung. Wir werden bald viel Zeit miteinander verbringen, daher ist es gut zu wissen, worauf ich mich einlasse. Das Foto wird Ihnen auch nicht gerecht.“
Er warf einen abfälligen Blick auf ihr Kleid. „Außerdem sollten Sie Ihre potenziellen Partner vor dem ersten Rendezvous vor Ihrem seltsamen Modegeschmack warnen“, fügte er unnötig provokant hinzu. „Was haben Sie da eigentlich an?“
„Eines meiner schönsten Stücke, ein Cocktailkleid aus den fünfziger Jahren. Ich musste lange sparen, bis ich es mir leisten konnte.“
„Sie haben sogar Geld dafür gezahlt? Wie außergewöhnlich!“ Er stand auf.
„Ich liebe Vintagekleidung!“ Caro wirbelte einmal um die eigene Achse, und der Rock flog ihr nur so um die Beine. „Es ist so spannend sich vorzustellen, wer das Kleid ursprünglich gekauft hat und zu welchem Anlass. Ein Kleid wie dieses hat eine eigene Geschichte.“
Beim Anblick des wirbelnden Stoffs und der wohlgeformten Beine musste Philippe schlucken. Verglichen mit dem lila Leinensack war dieses Modell ein Fortschritt, dennoch wünschte er, sie hätte sich etwas … weniger exzentrisch angezogen, etwas weniger provokativ. Immerhin war das Kleid sechzig Jahre alt!
Obwohl es ihrer Figur schmeichelte, fand er es merkwürdig, und er blickte immer noch finster drein, als er wenig später neben ihr in der Limousine saß. Er war fest entschlossen, ihren Modefauxpas zu ignorieren, doch das gelang ihm nicht. Immer wieder zog das Kleid seine Aufmerksamkeit auf sich, was daran liegen mochte, dass Caro ständig am Ausschnitt zerrte. Unwillkürlich blickte er dorthin. Oder sie kreuzte die Beine, und der Stoff glitt raschelnd über ihre bloßen Schenkel. Unruhig rutschte er auf seinem Sitz hin und her. Außerdem hatte Caro das Haar zu einem lockeren Knoten hochgesteckt, der sich jeden Moment zu lösen drohte, auch das machte ihn nervös. Diese Frau verwirrte ihn – und das durfte nicht sein. Sie sollte seinen Zwecken dienen, mehr nicht.
„Sie haben tatsächlich einen Tisch bekommen!“, rief Caro entzückt aus, als die Limousine vor dem Star and Garter vorfuhr.
„Nicht ich, sondern Jan.“ Philippe wies auf den großen, breitschultrigen Mann, der teilnahmslos neben dem Chauffeur saß.
„Ist das Ihr Bodyguard?“, fragte sie leise.
„Er bezeichnet sich als mein persönlicher Schutzbeamter. Darüber hinaus ist er überaus nützlich, wenn es darum geht, einen Tisch in einem beliebten Restaurant zu reservieren.“
„Bestimmt hat er dabei Ihren Titel erwähnt.“
„Wahrscheinlich. Falls Sie sich daran stören, können wir gern anderswo speisen.“
Hastig schüttelte sie den Kopf, und einige Strähnen lösten sich aus ihrer Frisur. Sie strich sie hinters Ohr.
„Ich wollte meine Verlobung mit George hier feiern, doch er meinte, es wäre zu
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