Der Prinz und das Maedchen von nebenan
Er befand sich außerhalb ihrer Reichweite, es wäre völlig sinnlos, ihn beeindrucken zu wollen. Sie musste nicht clever, witzig oder interessant wirken. Was er von George – oder von ihr – hielt, war unerheblich, und dieser Gedanke versetzte sie in eine gehobene Stimmung.
Ein weiterer Ober kam und nahm ihre Bestellungen entgegen. Als er gegangen war, hob Philippe sein Champagnerglas. „Lass uns auf unseren Plan anstoßen.“
Immer noch in Hochstimmung, prostete Caro ihm zu. „Auf den Plan und Lottys Entkommen!“
„Ihr seid eng miteinander befreundet, oder?“
„Sie hat viel für mich getan. Als sich die Krankheit meines Vaters verschlimmerte und wir nicht in Urlaub fahren konnten, lud sie mich ein, den Sommer mit ihr zu verbringen, in der Villa in Südfrankreich. Du warst übrigens auch da.“
„Sie erwähnte, dass wir uns bereits getroffen haben. Ich kann mich erinnern, dass sie einmal eine Freundin mitbrachte, die plötzlich verschwand. Warst du das?“
„Ja. Meine Mutter rief an um mir mitzuteilen, dass mein Vater ins Krankenhaus gekommen war. Sie riet mir, in Frankreich zu bleiben, da es für mich nichts zu tun gab. Das wollte ich jedoch nicht. Ich sehnte mich nach ihm. Lotty verstand das und leitete sofort alles für meine vorzeitige Rückkehr in die Wege. Sie arrangierte sogar, dass ich vom Flughafen abgeholt und ins Krankenhaus gefahren wurde, dabei war sie damals erst fünfzehn! Am nächsten Tag starb Dad.“ Caro schluckte. „Ohne Lottys Hilfe hätte ich ihn nie wiedergesehen. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Ich habe mich oft nach einer Gelegenheit gesehnt, mich bei ihr zu revanchieren. Wenn ich ihr ein wenig Freiheit verschaffen kann, indem ich zwei Monate in Montluce lebe und vorgebe, in dich verliebt zu sein, dann mache ich es!“
„Das war sicher eine schlimme Zeit für dich“, meinte Philippe. „Ich weiß, wie ich mich fühlte, als mein Bruder starb, dabei war ich damals bereits erwachsen.“ Er stellte sein Glas auf dem Tisch ab. „Lotty hat auch mir geholfen. Alle bedauerten meinen Vater, der seinen Lieblingssohn verloren hatte. Sie allein begriff, dass auch ich um meinen Bruder trauerte. Sie ist schon etwas Besonderes und verdient eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Unser Plan mag verrückt sein, ist aber einen Versuch wert, meinst du nicht auch?“
„Auf jeden Fall! Nicht zuletzt, weil George und Melanie jetzt überzeugt sind, dass ich mittlerweile in einer anderen Liga spiele!“
Sie warf dem Pärchen am anderen Tisch einen triumphierenden Blick zu, doch Philippe schüttelte den Kopf. „Nicht.“
„Was?“
„Sieh ihn nicht an. Eine Frau, die ich ausführe, denkt nicht an einen anderen Mann! Konzentriere dich ganz auf mich. Er soll glauben, dass wir eine heiße, leidenschaftliche Affäre haben.“
„Keine Chance, er hält mich für viel zu langweilig!“
„Warum beweist du ihm nicht, wie sehr er sich täuscht?“ Er neigte sich vor und fixierte Caro.
Die hellen Augen in dem sonnengebräunten Gesicht, umgeben von einem dichten Kranz dunkler Wimpern, überraschten sie jedes Mal aufs Neue. Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
„Wie soll ich das machen? Wir können uns ja nicht gerade auf dem Tisch lieben.“
„Ein interessanter Vorschlag! Allerdings gibt es subtilere Methoden, die ihm zeigen, dass wir die Hände nicht voneinander lassen können. Dazu musst du mir zunächst deine ganze Aufmerksamkeit schenken und ihn vollkommen ignorieren.“
Sie richtete den Blick auf Philippe. „Zufrieden?“
„Sieh mich an, als würdest du mich anbeten und könntest es nicht erwarten, mich zurück ins Bett zu zerren.“
„Kein Problem.“ Sie setzte eine ihrer Meinung nach passende Miene auf und klimperte mit den Wimpern.
„Was soll das?“
„Ich bewundere dich.“
„Es sieht eher aus, als hättest du Verstopfung. Streng dich an, du kannst es sicher besser!“
„Wenn du so ein Experte bist, dann zeig mir, wie es geht!“
„Gern.“ Philippe langte über den Tisch, ergriff ihre Hand, drehte die Handfläche nach oben und küsste sie.
Die Berührung traf sie wie ein Stromschlag und verschlug ihr den Atem. Eine Hitzewelle schoss durch ihren Arm. Mühsam rang sie um Fassung.
„Das ist doch Schnee von gestern und reichlich abgedroschen!“, brachte sie mühsam hervor.
„Küsse sind nie langweilig.“ Während er sprach, liebkoste Philippe ihre Finger mit den Lippen, bis Caro unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte. „Zumindest nicht solche. Wir
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