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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Reider
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»Wisst ihr eigentlich, dass heute Mittwoch ist? Frau Bümleins großer Theaterabend! Ich habe versprochen, ihr dafür eine schöne Frisur zu machen.«
    »Kannst du das denn?«, fragte Emma beeindruckt.
    »Sehr gut sogar!« Sissi lächelte. »Also, kommt ihr mit? Danach können wir ja noch in den Stadtpark und Dianas neue Speedminton-Schläger ausprobieren.«
     
    Sissi hatte ihren Korb auf Frau Blümleins Kommode abgestellt und begann eifrig, ihre Schätze auszupacken: Rundbürste, Föhn, Haarspray, heizbare Lockenwickler … Im Handumdrehen sah Frau Blümleins Wohnzimmer aus wie ein Frisiersalon.
    »Was ziehen Sie denn eigentlich an heute Abend?«, wollte Emma wissen.
    Frau Blümlein deutete stolz auf ein dunkelblaues Seidenkleid, das in einer Plastikhülle an der Garderobe hing.
    »Oh, schick!«, lobte ich. »Das steht Ihnen bestimmt sehr gut!«
    »Ja, meint ihr?« Frau Blümlein war richtig aufgekratzt. Ihre Augen leuchteten und ihre Wangen waren gerötet. »Ach, was würde ich nur ohne meine drei fleißigen Helferinnen machen?« Sie strahlte uns an. »Dass ihr extra hierherkommt, um mich alte Frau zu frisieren... das ist wirklich lieb von euch!«
    »Sie sind keine alte Frau!«, sagte Sissi energisch und begann vorsichtig, Frau Blümleins graue Haare auszubürsten. »Sie sind eine Dame in den besten Jahren.«
    Das war wieder so ein echter Sissi-Spruch!
    »Ehrlich gesagt, heute fühle ich mich auch gar nicht alt«, gab Frau Blümlein zu. »Ich freue mich ja so sehr auf den Abend! Wisst ihr, es ist bestimmt schon zehn Jahre her, dass ich den ›Sommernachtstraum‹ gesehen habe. Ich glaube, es war in Berlin. Damals lebte mein Mann noch und wir waren oft zusammen -«
    Das Telefon klingelte und Frau Blümlein unterbrach sich. »Nanu, wer kann denn das sein?«
    Emma reichte ihr den Hörer.
    »Ach, du bist es, Bernd!« Frau Blümlein lächelte. »Du, rate mal, wer gerade hier ist, um mich zu frisieren...? - Was sagst du da?« Sie presste den Hörer dichter an ihr Ohr und lauschte eine Weile. »Ach so«, sagte sie dann. »Ich verstehe. - Nein, natürlich, da kann man nichts machen.« Ihre Stimme klang leise und tonlos. - »Nein, ich bin dir nicht böse. Dann gehen wir eben ein anderes Mal... - Mach dir keine Gedanken. Das ist gar kein Problem. Ja, tschüs tschüs, mein Schatz.«
    Frau Blümlein schaltete das Telefon aus und legte es achtlos zur Seite. Ihr eben noch strahlendes Gesicht wirkte wie erloschen. Ein paar Sekunden lang sagte niemand ein Wort.
    Endlich fragte Sissi leise: »Hat Ihr Sohn abgesagt?«
    Frau Blümlein nickte langsam. »Sein Chef hat heute Geburtstag und er hat Bernds Abteilung überraschend zu einem Umtrunk eingeladen, nach Feierabend.« Frau Blümlein nestelte an ihrer Bluse. »Da darf Bernd natürlich nicht fehlen. Das würde keinen guten Eindruck machen. Das sehe ich ein. - Na ja«, sie versuchte ein tapferes Lächeln, »dann gehen wir eben ein anderes Mal ins Theater, Bernd und ich. Davon geht die Welt nicht unter, oder?« Aber dabei sah Frau Blümlein aus, als wäre ihre Welt gerade mit Mann und Maus im Ozean versunken.
    »Nein, natürlich nicht«, beeilte sich Emma zu sagen. »Das holen Sie beide sicher bald nach.«
    Ich schaute Sissi an. Ihr Blick war voller Mordlust. Und mir ging es nicht anders: Ich hätte mit den Füßen aufstampfen können vor Wut! Wie konnte dieser bescheuerte Bernd seine Mutter nur so enttäuschen? Wie sehr hatte sich Frau Blümlein auf diesen Abend gefreut! Seit Tagen! Und nun war alles dahin!
    »Soll ich uns... vielleicht einen Tee kochen?«, bot Sissi an.
    Aber Frau Blümlein schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich würde mich jetzt lieber ein bisschen hinlegen.« Sie lächelte uns entschuldigend an. »Ihr seid mir nicht böse, ja?«
    »Aber nein, natürlich nicht«, versicherte Emma.
    So leise wie möglich packte Sissi ihre Friseurutensilien wieder ein, dann verabschiedeten wir uns schnell. Als wir gingen, saß Frau Blümlein ganz still in ihrem Sessel und blickte aus dem Fenster.
    »So ein... so ein Blödmann!«, rief Sissi aus, sowie die Wohnungstür hinter uns ins Schloss gefallen war. »Ich könnte diesen Bernd Blümlein auf der Stelle -«
    »Auf den Mond schießen?«, schlug ich hilfsbereit vor.
    Sissi schnaubte. »Lieber noch auf den Mars!«
    »Äh«, unterbrach Emma, »verstoßt ihr nicht gerade gegen Prinzessinnenregel 4 und 5?«
    »Quatsch«, schäumte Sissi. »Das ist keine Lästerei, das ist die pure Wahrheit! Für Frau Blümleins Sohnemann fallen mir

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