0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden
Drei Stufen führten zur Tür hoch. Hatfield blieb auf der ersten stehen, als er sein Haus verließ. Noch durch den offenen Türspalt hörte er die keifende Stimme seiner Frau. »Bleib nur nicht zu lange weg, Craig, hörst du?«
»Am liebsten für immer, du alte Hexe!«, murmelte er. Laut aber rief er zurück: »Keine Sorge, Darling, ich stelle nur den Wagen in die Garage und fege die Blätter vor der Tür weg.«
»Wieso Blätter?«
Craig verdrehte die Augen. »Laub, Darling. Bei der Trockenheit ist es schon von den Zweigen gerieselt.« Nach diesem Wort schlug er die Tür ziemlich laut zu. Diese Bewegung gab etwas von seinem Zustand wider. Er war sauer, wütend, voller Zorn. Das Leben mit seiner Frau Elsa kotzte ihn an.
Sie war ein Drachen, eine Hexe, aber sie hatte das Geld mit in die Ehe gebracht. Nicht nur, dass er ihre Launen ertragen musste, jetzt spielte sie auch die eingebildete Kranke, hockte den ganzen Tag im Bett, glotzte auf die Mattscheibe und ließ sich von ihrem Mann verwöhnen, der ja bei ihr angestellt war, gewissermaßen als Hausmann und Blitzableiter. Die Firma hatte sie verkauft, hielt aber noch Restaktien von dreißig Prozent.
Darum kümmerte sie sich, während Craig nicht mehr als ein kleiner Bürobote war.
Und einen Antikfimmel hatte sie ebenfalls. Sie sammelte alles, was alt war oder so aussah. Dass sie dabei verschiedene Stilrichtungen durcheinander stellte, kümmerte sie nicht. Biedermeier und Rokoko passten Craigs Meinung nach zusammen wie die Faust aufs Auge. Aber hier war nicht seine Ansicht gefragt, es galt ausschließlich die seiner Frau Elsa.
Er schaute in den Vorgarten. Dass der Rasen akkurat geschnitten wurde, dafür musste Craig sorgen, der zudem noch die Aufgaben eines Gärtners übernommen hatte.
Es war schon ein Kreuz, mit der Frau zu leben, und Craig - mittlerweile fünfzig - dachte immer öfter darüber nach, wie er diese Last loswerden konnte.
Da gab es nur eine Möglichkeit…
Immer öfter dachte er daran und erschrak auch nicht mehr bei dem Gedanken an Mord. Noch fehlte ihm der Mut, den allerletzten Schritt zu gehen, außerdem besaß er nicht die Möglichkeiten und seine Frau war verdammt misstrauisch.
Die Garage lag etwas abseits des eigentlichen Wohnhauses. Sie war ziemlich breit und schon ein kleines Gebäude für sich. Drei normale Fahrzeuge fanden darin Platz.
Er ging über den mit Bruchsteinen plattierten Weg. In den Ritzen wuchs das Moos.
Flankiert wurde der Weg von breiten Terrakotta-Töpfen. Sommerblumen wuchsen darin in bunter Vielfalt. Für Craigs Geschmack wirkten sie zu kitschig. Aber Elsa sammelte ja alles, sogar die alten Töpfe. Wie ein Geier jagte sie hinter ihnen her.
Er öffnete das Garagentor. Ihr Rolls stand geschützt unter dem Dach. Sein kleiner Corsa nicht. Er hatte ihn so geparkt, dass er die Zufahrt nicht versperrte.
Selbst im Freien lagen die Antiquitäten oder das, was Mrs. Hatfield dafür hielt.
Die alte Wagendeichsel gefiel ihr besonders. Auch die komische Säule, die angeblich aus einer schottischen Templerkirche stammte und zwischen den Bäumen kaum auffiel.
Dann war da noch die Axt! Angeblich hatte sie einem Scharfrichter gehört, der vor mehr als zweihundert Jahren gelebt hatte. Die Axt mit dem langen Griff war noch voll funktionstüchtig. Mit ihrer Schneide steckte sie zu einem Drittel in einem Hauklotz. Damit jeder Besucher wusste, was mit dieser Waffe einmal getan worden war, hatte Elsa die entsprechende Erklärung dazu gesteckt. Eingeschweißt in eine Plastikhülle konnten die Gäste lesen, dass unter dieser Axt siebenundzwanzig Menschen ihr Leben hatten lassen müssen.
Viele Gäste bekamen beim Lesen des Textes eine Gänsehaut. Elsa amüsierte sich darüber, ihr Mann nicht. Craig mochte die Axt nicht. Er hätte sie am liebsten aus dem Hauklotz gezogen und weggeworfen. Das wiederum traute er sich nicht.
Elsa damit den Schädel einzuschlagen, daran hatte er auch schon gedacht. Auf dem Weg zu seinem Wagen kam er an der Axt vorbei. Wie immer bedachte er sie mit scheuen Blicken und blieb plötzlich stehen, als hätte man ihn festgehalten.
Die Axt hatte sich bewegt!
Auf seinem Rücken spürte er die kalte Haut. Er zwinkerte mit den Augen, ging einen zögernden Schritt auf das Mordinstrument zu und schaute es sich aus der Nähe an.
Stimmte es?
Nein, Unsinn! Die konnte sich nicht von allein bewegen! Sie steckte fest.
Der Kleinwagen war schwarz lackiert. Auf jeder Seite hatte er zwei rote Streifen. Craig Hatfield trug den
Weitere Kostenlose Bücher