Der programmierte Mensch
bevor er sein Licht anknipste. York sah nicht die zu Bruch gegangene Konsole oder die anderen Trümmer im Raum. Statt dessen heftete er den Blick auf die große Stahltür, die verbogen und halb offen an ihren Scharnieren hing und hinter der sich ein dunkles, zylindrisches Gelaß auftat. Einen Augenblick starrte er hinein.
Während Hull wie angewurzelt dastand, ging York zum Tor und untersuchte es neugierig. Dieser Schaden war nicht durch den Aufprall verursacht worden, die Tür war vielmehr nach außen gebogen worden, genau das Gegenteil von dem, was durch die g-Kräfte des Aufpralls verursacht worden wäre. Er fragte sich, ob Hull das gemerkt hatte.
»Das Licht«, sagte er sanft.
Hull trat vor und zögerte, bevor er den Lichtkegel auf die Öffnung richtete. »Leer!« Wild kam das Wort von seinen Lippen. York blickte über seine Schultern hinweg und sah, daß das Abteil gar nichts enthielt. Es war wenig mehr als ein Rohr mit einer Tür am anderen Ende, die, wenn sie geöffnet wurde, nach außen führte.
»Leer«, wiederholte Hull und starrte verwirrt in die leere Kammer.
»Sie können keine N-Bombe gestohlen haben, Kapitän«, meinte York.
Hull schürzte die Lippen. »Nein, natürlich nicht.« Plötzlich war sein Gesicht voller Erleichterung, als er den Agenten anblickte. »Ganz gleich, welche Götter uns beigestanden haben mögen, die Rigel reiste unbewaffnet, York. Sie hatte keine Bombe an Bord. Die haben sich ein unbewaffnetes Schiff zur Sabotage ausgewählt!«
York schaute sich in dem kleinen Abteil um. Dann kehrte sein Blick zu Hull zurück. »Die Mission der Rigel war operativ«, stellte er fest.
»Sie hatte die Bombe nicht an Bord«, sagte Hull und wies auf das Abteil. »Das ist offensichtlich.«
»Würde das Schiff ohne die Bombe zu einer operativen Mission starten?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich weiß sehr wenig darüber, York.«
»Würde man aus dem Logbuch erfahren können, ob die Mission eine übliche war, das heißt, operativ?«
Hull nickte. »Sicher.«
»Lassen Sie uns das feststellen«, sagte York plötzlich. Er wandte sich ungeduldig der Leiter zu und wartete, bis ihm der Kapitän folgte. Während Hull zum Logbuch ging, saß York in einem zerbrochenen Sessel und stützte den Kopf in die Hand. Plötzlich stieg in ihm ein ungeheurer Verdacht auf, der so unglaublich schien, daß York ihn fast verwerfen wollte. Und doch war dieser Verdacht gar nicht so von der Hand zu weisen. Nichts war unmöglich in diesem Universum. Er ließ den Gedanken wachsen und gedeihen, wobei er jeden Aspekt untersuchte.
Hulls Stimme klang vom Logtisch herüber. »Die Mission war operativ, das steht fest.«
»Das dachte ich mir«, sagte York.
»Ich kann nicht verstehen, was das alles bezwecken soll«, beharrte Hull. »Was mich angeht, ist das Geheimnis der Bombe sicher. Die haben das Schiff für nichts und wieder nichts zerstört, York, aber sie haben nicht das bekommen, hinter dem sie her waren.«
»Hätte Sie der Admiral’hierher gescheucht, wenn das Schiff unbewaffnet gewesen wäre?« fragte York ruhig.
»Mein Gott!« Hull stand wie festgenagelt da.
»Würden sie die Cetus nach Grydo schicken und die Alphawelten blockieren? Ich glaube nicht.«
»Ich verstehe das alles nicht.« Hull hob den Blick. »Was soll das bedeuten? Sagen Sie mir, York, was soll das bedeuten?«
»Wenn es das bedeutet was ich meine, werden Sie Konteradmiral«, antwortete er.
»Was ist denn das für ein Unsinn?« fragte Hull.
»Unsinn?« York schaute ihn nachdenklich an. »Ich denke nicht, Kapitän, aber lassen Sie uns mal abwarten.
*
York stand auf der Ebene im gelben Licht und beobachtete das Landefahrzeug, das die Beerdigungsmannschaft von der Draco brachte. Es schwebte herab wie ein graziöser Vogel, die Motoren pulsierten in der dünnen Atmosphäre und glitt immer tiefer und tiefer, bis es schließlich unmittelbar über dem Boden hing und dann sanft niederging. Tregaski ging auf das Fahrzeug zu.
Gelhart war hinter dem Horizont versunken, und der erste Frost hing bereits in der Luft, eine bitterkalte Nacht verheißend. York schaute in Richtung Rigel. Eine Landemannschaft unter Wexby hatte das Schiff mit Flutlichtern umgeben, nicht so sehr, um der Beerdigungsmannschaft zu dienen, vielmehr um alle von der Brücke fernzuhalten. In diesem Punkt war York unerbittlich gewesen, und obwohl sich Hull fragte, warum, hatte er die erforderlichen Befehle erteilt. Aber Hull konnte den Grund nicht wissen, außer vielleicht in
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