Der programmierte Mensch
seinem Unterbewußtsein. Und dies war es, sein Unterbewußtsein, was ihn für das Reich gefährlich machte und seine Beförderung beschleunigen würde. Aber Hull konnte das natürlich nicht ahnen.
Yorks Lage war genauso prekär wie eh und je. Er hegte kaum Zweifel darüber, daß die Rigel -Affäre aufgerollt war, was die Saboteure betraf. Sie hatten sich praktisch selbst ans Messer geliefert. Es war lediglich eine Sache der absoluten Identifizierung, der Aufklärung von Einzelheiten, der Demaskierung von Li-Hus Agenten an Bord der Draco, dachte er grimmig. Sie würden auch den Preis zahlen.
Aber all dies hatte keine Bedeutung für ihn, für sein Schicksal. Der Gedanke ernüchterte ihn. Er brauchte Zeit. Zeit und Glück – und auf beides hatte er keinen Einfluß. Grydo. Der Name des Planeten formte sich in seinem Geist. Grydo, Planet der grünweißen Sonne Geddes. Erfolg oder Niederlage – alles hing davon ab, was auf Grydo passierte. Sein eigenes Schicksal stand auf dem Spiel.
Die Nacht kommt schnell auf Bonoplane. Sie kommt, sobald das Licht der blassen, gelben Sonne sinkt, Düsternis schleicht über die Ebene, dann Finsternis – und all dies in weniger als einer halben Stunde. Und die Nacht ist merkwürdig. Die Sterne strahlen durch die dünne Atmosphäre fast so hell wie aus dem Weltraum selbst. Sie funkeln und tanzen, wenn ihre Strahlen durch die Wirbel hoher, sich schnell bewegender Jet-Ströme treten, die Galton als »Stickstoff-Flüsse« bezeichnet hatte. Und auf allen Seiten erreichen sie einen flachen, ungebrochenen Horizont.
Nach dem Abendessen ging York mit Benbow in die Ebene hinaus, um die Arbeit unter den Flutlichtern zu beobachten. Benvows kurze Untersuchung hatte seinen Verdacht über die Art und Weise bestätigt, auf welche die Rigel übernommen worden war. Er glaubte sogar zu wissen, welcher unter den Saboteuren es gewesen war. Zumindest hoffte er es zu wissen.
Er stand neben Benbow und beobachtete die Gestalten, die aus dem Schiff auftauchten und ihre Last zu dem kleinen Friedhof trugen, den Barngate eingerichtet hatte. Sie bewegten sich langsam und taten dies auch auf dem Rückweg, als wollten sie nur ungern solch eine Last tragen. Hie und da sah er die violetten, tanzenden Schatten von Schneidbrennern, ein unheimlicher Anblick in der schwarzen Ebene. Und gelegentlich tauchte Leutnant Wexbys Gestalt auf, der die Operation unter den Flutlichtern leitete.
»Ein höllischer Ort, um für eine Ewigkeit hier zu verweilen«, murmelte Benbow.
»Gewöhnlich können wir weder den Zeitpunkt noch den Ort unseres Todes bestimmen«, antwortete York.
»Nein, aber ich halte an der Meinung fest, daß ein Mensch unter seiner eigenen Sonne begraben werden sollte«, sagte Benbow.
»Macht das wirklich etwas aus?« wunderte sich York.
»Wir haben einen Instinkt, der das verlangt – zumindest die meisten von uns«, erwiderte Benbow. »Sogar viele Tiere haben ihn.«
»Ich habe davon gehört«, bestätigte York.
»Aber Sie fühlen es nicht?« Benbow beäugte ihn neugierig.
»Vielleicht, wenn ich die Wahl hätte.« York erschauerte. »Das ist jedoch in meinem Beruf kaum üblich, Doktor.«
»Das weiß ich«, antwortete Benbow schwer.
York schaute auf und suchte den Himmel ab, bis er Ged-des fand, glühend wie ein Smaragd, kaum größer als ein Punkt am Himmelszelt. Irgendwo um Geddes herum war Grydo, und auf Grydo befand sich der programmierte Mensch.
York fragte sich, was er wohl gerade tat.
*
Im Dämmerlicht der gelben Sonne stieg Kapitän Hull aus dem Landefahrzeug, gefolgt von York, Benbow und Tregaski. Hinter ihnen kamen die Überlebenden der Rigel und einige Mitglieder der Mannschaft. Wenn die Männer von der Rigel gemerkt hatten, daß sie von der Mannschaft flankiert wurden und daß diese bewaffnet war, ließen sie sich nichts anmerken. Einmal erhaschte Barngate Yorks Blick und nickte.
Niemand sprach, als sie langsam auf den Friedhof zugingen, der während der Nacht gewachsen war. Es herrschte eine feierliche Stille, so tief, daß das Schleifen der Schuhe im Sand deutlich hörbar war. Vor Kälte erschauernd, fragte sich York, ob jemals ein menschliches Wesen unter dieser gelben Sonne begraben worden war.
Leutnant Wexby, der die Nacht durchgearbeitet hatte, hatte ein kleines Denkmal errichtet, an dem die Plakette der Rigel befestigt war. Darauf waren die Namen der Toten eingraviert. Darunter hatte er den Sessel des Kapitäns aufgestellt, ein Brauch, die sein Wachen über den Toten
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