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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Tennessee-Kennzeichen, neue und alte Wagen, Laster und gelegentlich ein Cadillac oder ein Buick.
    Ronnie Levitt steuerte auf ihn zu. »Rabbi«, sagte er, »die Damen haben drinnen für Kaffee gesorgt. Der Richter bleibt auch noch hier. Das ist eine gute Gelegenheit für ein Gespräch zwischen Ihnen beiden.«
    »Was ist mit all diesen Autos los?« fragte Michael. »Wohin faren die?«
    Ronnie lächelte. »Zur Kirche. Findet im Zelt statt. Ein Prediger hält ein Gebetsmeeting fünf Kilometer außerhalb der Stadt. Aus der ganzen Gegend strömen die Leute hin.«
    Michael konnte den Blick nicht von den Wagen wenden, die immer noch am einen Ende der Straße auftauchten und am anderen verschwanden. »Der muß seine Sache aber verstehen«, sagte er und versuchte vergeblich, den Neid nicht erkennen zu lassen.
    Ronnie zuckte die Schultern. »Ich glaube, manche von denen wollen einfach auch einmal auf dem Bildschirm sein«, sagte er. An diesem Freitagabend war der Tempel Sinai voll von Menschen, was Michael freute, aber nicht überraschte. »Heute werden sie kommen, weil es etwas Neues ist«, hatte er zu Leslie gesagt. »Aber wirklich zählen wird erst der Alltag.«
    Sie begrüßten die Sabbat-Braut mit Inbrunst. Er hatte als seinen ersten Text eine Strophe aus dem »Lied des Vertrauens« gewählt, Psalm 11, 4.
     
    Der HERR ist in seinem heiligen Tempel, des HERRN Stuhl ist im Himmel, seine Augen sehen darauf, seine Augenlider prüfen die Menschenkinder.
    Er hatte die Predigt sorgfältig vorbereitet. Als er mit ihr zu Ende war, wußte er, daß seine Gemeinde ihm mit Anteilnahme gefolgt war. Dann sangen sie das Ain Kailohainu, und er hörte die Stimme seiner Frau aus allen anderen Stimmen heraus, und singend lächelte sie zu ihm auf von ihrem Platz in der ersten Reihe.
    Nach dem Segen umdrängten sie ihn und sprachen ihm ihr Lob und ihre Glückwünsche aus. Die Frauen kochten in der Küche Tee und Kaffee und arrangierten Sandwiches und kleine Kuchen; der oneg schabat verlief ebenso erfolgreich wie der Gottesdienst. Ronnie Levitt dankte in einer kurzen Ansprache dem Rabbiner und den verschiedenen Komitees, die an der Gründung und feierlichen Eröffnung des Tempels mitgewirkt hatten. Er wies auf den mit Blumen bedeckten Tisch im Vorraum und sagte: »Unsere christlichen Nachbarn haben uns dies als Zeichen ihrer Freundschaft gesandt. Ich glaube, es wäre nun an uns, ihnen zu zeigen, daß wir ihre Freundschaft erwidern. Ich widme deshalb hundert Dollar pro Jahr für die Anfertigung von zwei Ehrenzeichen, die alljährlich von der Gemeinde des Tempels Sinai an zwei würdige Männer verliehen werden sollen.«
    Applaus.
    Dave Schoenfeld stand auf. »Ich möchte Ron meine Anerkennung für einen schönen Gedanken und eine großmütige Geste aussprechen und zugleich die ersten Anwärter für das Ehrenzeichen unserer Gemeinde vorschlagen: Richter Harold Boswell und Reverend Billy Joe Raye.«
     
    Rauschender Applaus.
    »Was haben sie für die Gemeinde getan?« fragte Michael die neben ihm sitzende Sally Levitt.
    Sie senkte die langen Wimpern über die Augen, und ihr Flüstern klang rauh vor Bewunderung: »O Rabbi, das sind die zwei großartigsten Männer, die ich kenne! «

27
    Nach dem Wunsch der Gemeinde sollte der HebräischUnterricht nur am Sonntagvormittag stattfinden. Aber Michael bestand auf Kursstunden auch am Montag-und Mittwochnachmittag anschließend an den Pflichtschulunterricht, und nach schwacher Gegenwehr gab die Gemeinde nach. Das war die einzige Meinungsverschiedenheit, die Michael mit ihnen hatte, und sein bescheidener Sieg gab ihm ein Gefühl der Sicherheit.
    Das soziale Leben der Kinds entwickelte sich überaus zufriedenstellend.
    Sie versuchten es eher einzuschränken, da Michael oft auch abends und auf Abruf beschäftigt war. Sie lehnten die Mitgliedschaft von drei Bridgeclubs ab, und Leslie begann am Mittwochabend, während Michael ein Männer-Seminar über Judaismus hielt, mit Sally Levitt und sechs anderen Frauen Contract zu spielen.
    Auf einer Cocktailparty, die Larry Wolfson anläßlich des Besuches seiner Schwester und seines Schwagers aus Chicago gab, wurde Leslie gefragt, was sie vor ihrer Ehe gemacht habe, und sie erzählte von ihrer Redaktionsarbeit.
    »Wir könnten bei den News jemanden brauchen, der ordentlich schreiben kann«, sagte Dave Schoenfeld, während er von einem Tablett, das eben herumgereicht wurde, flink einen Gibson nahm. »New Yorker Honorare können wir natürlich nicht zahlen, aber es wäre

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