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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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gekümmert. Ich habe Sie nicht so früh erwartet, sonst wäre alles fix und fertig gewesen.« Er betrachtete ihren Nacken, auf dem Schweißperlen standen. »Es gibt hier in der Gegend genug farbige Mädchen, die Ihnen diese Arbeit abnehmen können. Nachmittag schicke ich Ihnen eine her.« »Danke, das ist nicht notwendig«, sagte sie.
    »Ich bestehe darauf. Ein Präsent des Hausherrn, zum Einstand.«
    »Vielen Dank, aber ich bin wirklich beinahe fertig«, sagte sie mit Nachdruck.
    Er wandte den Blick ab und lachte. »Na gut«, sagte er und rüttelte ein wenig an seinem Sessel, »dann lassen Sie mich wenigstens dieses Klappergestell auswechseln. Ich will sehen, was wir sonst noch in Sachen Möbel tun können.«
    Er erhob sich, und sie begleitete ihn zur Tür. »Ja, noch etwas, Mr.
    Schoenfeld«, sagte sie.
    »Nun?«
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie auch die Matratzen auswechseln könnten.«
    Seine Lippen lächelten nicht - aber sie war froh, als er die Augen von ihrem Gesicht wandte.
    »Mit Vergnügen«, sagte er, an seinen Hut greifend.
    Am nächsten Tag schien ihnen die Zukunft schon nicht mehr unerträglich, auch nicht in ihren verschwiegenen Gedanken. Michael hatte Ronnie Levitt gegenüber das Fehlen einer bema erwähnt, und tags darauf erschien im Tempel ein Tischler, um nach den Angaben des Rabbiners an einem Ende des Raumes ein niedriges Podium zu zimmern. Klappstühle für den Betsaal und Möbel für das Büro wurden geliefert. Michael hängte seine gerahmten Diplome an die Wand und überlegte lange, wie er sein Arbeitszimmer einrichten sollte.
    Vor dem Haus fuhr ein Möbelwagen vor, zwei Neger trugen den Großteil des alten Krams hinaus und ersetzten ihn durch ansprechende neue Stücke. Während Leslie eben Anweisungen für das Aufstellen der Möbel gab, erschien Sally Levitt zu einem Antrittsbesuch, und fünf Minuten später läuteten zwei weitere Damen der Gemeinde. Alle drei kamen mit Geschenken: einem Ananaskuchen, einer Flasche kalifornischem Sherry, einem Strauß Blumen.
    Diesmal war Leslie schon bereit, Gäste zu empfangen. Sie bot den Sherry an, sie brachte geeisten Tee und schnitt den Kuchen auf. Sally Levitt war klein und dunkelhaarig, eine Frau mit üppigem Mund und jugendlich straffem Körper, den die Krähenfüße um ihre Augen Lügen straften. »Ich kann Ihnen eine Spinnerei sagen, wo Sie herrliche Vorhänge bekommen«, sagte sie zu Leslie, während sie den Raum mit Kennerblick taxierte. »Aus dieser Wohnung läßt sich was Großartiges machen.«
    »Das glaube ich allmählich selber«, sagte Leslie und lächelte. Abends, als sie eben beim Kochen war, kamen ihr Schreibtisch und die Bücher aus New York.
     
    »Michael«, rief Leslie, nachdem sie die Bücher ausgepackt und auf die Regale gestellt hatten, »hoffentlich können wir unser Leben lang hierbleiben!«
    In dieser Nacht, auf den neuen Matratzen, liebten sie einander zum erstenmal in dem neuen Haus.
    Am folgenden Sonntag wurde der Tempel Sinai feierlich seiner Bestimmung übergeben. Richter Boswell hielt die Festansprache und redete lang und wortreich über das jüdisch-christliche Erbe, die gemeinsame Ahnenreihe von Moses und Jesus und über den demokratischen Geist in Cypress, »der wie edler Wein die friedliche Luft von Georgia erfüllt und die Menschen als Brüder miteinander leben läßt, welcher Kirche sie auch angehören mögen«. Während er sprach, sammelte sich auf der anderen Straßenseite eine Gruppe farbiger Kinder, die kichernd herüberwiesen oder mit großäugig schweigender Neugier die weißen Leute auf dem gegenüberliegenden Gehsteig anstarrten.
    »Ich betrachte es als ein Glück und eine Ehre«, schloß der Richter, »daß meine jüdischen Nachbarn mich eingeladen haben, an der Taufe ihres neuen Gotteshauses teilzunehmen.« Es folgte ein Augenblick der Stille, in dem er merkte, daß irgend etwas nicht ganz stimmte, aber dann setzte der Applaus ein, den der Redner strahlend entgegennahm. Während der Festakt noch seinen Lauf nahm, war Michael die Wagenkolonne aufgefallen, die langsam und stetig am Tempel vorbeifuhr. Aus Höflichkeit hatte er den Blick nicht vom Gesicht des Redners gewandt, und zum Abschluß der Feierlichkeit war es an ihm, den Segen zu sprechen. Aber als er damit zu Ende war, schaute er, gegen die blendende Sonne blinzelnd, über die Köpfe der sich zerstreuenden Menge. Die Wagenkolonne riß noch immer nicht ab.
    Da kamen Fahrzeuge aller Marken und Modelle, manche mit Alabama-oder

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