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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Frederik die Gebrüder Hillink hat laufen lassen, nur weil sie einst seine Gefährten gewesen waren und Klaas ihm das Leben gerettet hatte? Dann lasst Euch sagen, meine manchmal ein wenig zu naiven Freunde, dass ich sie in erster Linie entkommen ließ, weil sie der ideale Köder für Franzens Zorn waren. Solange sie auf der Flucht waren, würde mir niemand anlasten können, dass das fehlende Gold in meine, und nicht – falls es nicht doch auf dem Grund des Mühlteichs gelandet war – in die Tasche von Dirk Hillink gewandert war. Die Südmersens würden schweigen, weil sie nicht mehr als nötig mit Wullenweber in Verbindung gebracht werden wollten, und mein ewiger Kumpan Ossenstert sowieso. Joss Fritz war wieder untergetaucht und würde der Obrigkeit schon aus Prinzip nichts verraten. Also waren die Hillinks die offiziellen Schurken; denn warum sonst hätten sie sich davonmachen sollen?
    Ein überaus gescheiter Plan. Ich hätte nur für alle Zeiten den Mund darüber halten müssen.
    Ich konnte im Nachhinein nicht sagen, ob es ein Nachbar war, mit dem ich schon monatelang gezecht hatte, oder ein Neuankömmling, der an diesem Tag die Hafenkneipe zum ersten Mal betreten hatte. Ich wusste nicht mal mehr, wie viele es waren, die mir auf dem Nachhauseweg den Knüppel über den Schädel gehauen, geschweige denn, in wessen Auftrag sie mich überrumpelt hatten.
    Sie hatten wahrhaftig einen günstigen Augenblick abgepasst. Schon seit Tagen hatte der anlandige Wind immer wieder Schnee vom Meer in das Dörfchen hineingedrückt und mit seinen heftigen Böen das Fischen erschwert, zeitweilig unmöglich gemacht. Mir konnte es egal sein, denn ich fuhr nicht selbst hinaus. Mein Anteil an Franzens Geld und das, was ich in den Jahren hier und da abgezwackt und auf die Seite gelegt hatte, war genug, um nicht nur das Häuschen zu erwerben, sondern hatte mir obendrein einen Anteil an einem beachtlichen Handelsschiff und an einem Heringskutter beschert, deren laufende Erträge Zenobia und mir den Lebensunterhalt sicherten. Wir hatten unser zweites Weihnachtsfest in der Fremde so glücklich verbracht, dass ich mich der Hoffnung hingab, meine Träume könnten endlich weniger werden und fröhlicheren Gedanken Platz machen.
    Wahrscheinlich war es diese hoffnungsfrohe Stimmung, die meinen in Jahren der Gefahr gewachsenen Überlebensinstinkt ebenso überdeckte wie der Schneeteppich die Geräusche meiner Verfolger. Obendrein behindert durch die dicken Handschuhe und den pelzgefütterten Mantel, die ich zum Schutz gegen den klirrenden Frost trug, kam ich nicht einmal dazu, mich rechtzeitig umzudrehen.
    Bis dahin war alles wie üblich verlaufen. Ich hatte getrunken, mehr getrunken und wie so oft versucht, mir meine heimlichen Beklemmungen von der Seele zu reden. Auf meinem kurz bemessenen Heimweg hatte ich zunächst noch die Schritte mehrerer Leute hinter mir gehört. Doch das war nichts Ungewöhnliches. Denn wenn ich genug hatte, machte der Wirt regelmäßig dicht, weil es dann für alle anderen erst recht langte, und wir räumten gleichzeitig das Feld. Wie üblich blieb ich mit meinen Stiefelspitzen an den ruppeligen Backsteinen des an manchen Stellen freigewehten Dammpflasters hängen, wie üblich vermied ich an anderen Ecken mit Glück und Routine, auszurutschen und in das Hafenbecken zu stürzen, wie üblich machte ich auf halber Strecke halt, um ins Meer zu pissen. Völlig unüblich bekam ich einen Schlag von hinten. Falls es noch weitere gab, spürte ich sie nicht.
    Danach bestand meine Welt nur aus Dunkelheit und immerwährenden Stößen in mein Kreuz, die mir der ungepolsterte Boden eines schlecht gefederten Karrens verpasste. Für wie lange, war nicht zu erahnen. Ich konnte mich kaum bewegen, weil man mich im Wagen festgebunden hatte, und mein Atmen wurde behindert durch einen nach verpilztem Getreide stinkenden Sack, in dem mein dröhnender Kopf steckte. Tiefes Dahindämmern löste einen leichten Schlaf ab, und umgekehrt. Ich fror wie ein Schneider und fühlte mich wie ein Bär im Winterschlaf, über dem seine Höhle zusammengebrochen war und ihn verschüttet hatte. Mein einziges Glück war, dass ich vor meiner Entführung nichts gegessen hatte, sonst hätte ich mich nicht nur bepinkelt.
    Als man – nach wie langer Zeit? – den Sack von meinem Schädel gezogen und ich so lange in das schmerzende Licht geblinzelt hatte, bis ich einigermaßen wieder sehen konnte, war ich versucht, mir den alten Zustand zurückzuwünschen. Denn das, was

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