Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
Bruder aufs Sofa. Sie nickte Fry und Cooper zu, sagte jedoch nichts.
»Zunächst einmal«, sagte Fry, »haben Sie jemals in Erwägung gezogen, dass es womöglich gar nicht Ihr Vater war, der Carol Proctor getötet hat?«
Simon schien von ihrer Direktheit geschockt zu sein. Sie sah erste Anzeichen dafür, dass ihm wieder jene Röte ins Gesicht schoss, doch das legte sich wieder.
»Nein, hab ich nicht.«
»Das ist schade. Er war ein zu offensichtlicher Sündenbock, nicht wahr? Zu offensichtlich und zu unbedarft.«
»Das ist unverschämt.«
»Das spielt keine Rolle«, erwiderte Fry. »Wir sind doch alle gleich. Es half allen, zu glauben, Ihr Vater sei schuldig.«
Simon beugte sich vor. »Sehen Sie, ich bin fest davon überzeugt, dass er schuldig ist. Ich meine, er hat Carol Proctor doch umgebracht, oder?«
»Angesichts der jüngsten Ereignisse können wir uns da nicht mehr sicher sein.«
»Oh?« Simon und Andrea sahen sich an. »Und welche Beweise haben Sie dafür?«, erkundigte sich Simon.
Anstatt eine Antwort zu geben, wechselte Fry die Taktik, um zu verhindern, dass er sein Gleichgewicht wiederfand.
»Sie haben oft die Schule geschwänzt, als Sie ungefähr fünfzehn Jahre waren, hab ich Recht, Sir?«
»Na und? Das macht doch jeder. Das hat gar nichts zu sagen.«
»Ich weiß. Ob Sie es glauben oder nicht, ich hab es selber auch getan.«
»Wohin soll das führen, Sergeant?«
»An dem Tag, als Carol Proctor ermordet wurde, haben Sie beide gemeinsam Schule geschwänzt, nicht wahr? Ich meine, Sie und Ihr guter Freund Alan.«
Jetzt wirkte Simon wirklich überrascht, und Fry wusste, dass sie Recht hatte. Bis zu diesem Moment war sie sich nicht ganz sicher gewesen.
»Na ja, nicht direkt gemeinsam «, sagte er. »Wir wollten uns getrennt voneinander davonschleichen und uns anschließend bei mir zu Hause treffen. Wir hatten nur vor, Cola zu trinken und ein bisschen Musik zu hören, ganz unschuldig. Alan schaffte es, aus der Schule abzuhauen, ich aber nicht. Einer der Lehrer hat mich dabei erwischt und wieder zurückgeschickt. Ich hätte eigentlich auf meine Prüfungen lernen sollen und wollte nicht, dass meine Eltern irgendwas Schlechtes über mich erfahren. Sie wollten, dass ich gute Noten bekomme – Sie wissen ja, wie das so ist.«
Fry nickte, als verstünde sie. Doch stolze und ehrgeizige Eltern waren eine Art von Druck, unter der sie nie hatte leiden müssen.
»Also ist Alan zu Ihnen nach Hause gegangen und hat darauf gewartet, dass Sie auftauchen. Aber er ist ins Haus hineingelangt, nicht wahr? Wie hat er das geschafft?«
Simon seufzte. »Unter einer von Mums Gartenfiguren, einem Beton-Hasen mit hohlem Sockel, war ein Ersatzschlüssel versteckt. Sie hat immer geglaubt, dass Andrea oder ich irgendwann unsere eigenen Schlüssel verlieren würden, deshalb hat sie einen unter dem Hasen versteckt, falls wir heimkamen
und niemand zu Hause war. Alan wusste von dem Schlüssel. Er hatte gesehen, wie ich ihn dort herausgeholt habe. An jenem Tag hat er eine Zeit lang draußen gewartet, aber dann hat es angefangen zu regnen, also hat er sich den Schlüssel genommen und ist ins Haus gegangen. Er hat gewusst, dass ich nichts dagegen gehabt hätte – wir waren gute Freunde.«
»Ich verstehe.«
»Wissen Sie, Mum hat das auch noch gemacht, nachdem wir von zu Hause ausgezogen waren. Sie sagte immer, ganz egal, wo auf der Welt wir sind, ihr Haus wäre noch immer unser Zuhause.«
Fry beobachtete ihn einen Moment lang und befürchtete einen Gefühlsausbruch, für den sie Verständnis hätte vortäuschen müssen.
Dann bemerkte sie, dass Cooper plötzlich angespannt wirkte und sich in seinem Sessel nach vorn beugte. Sie warf ihm einen Blick zu, doch er richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf Lowe. Wenigstens machte er keine Anstalten, sie im falschen Augenblick zu unterbrechen.
»Also, lassen Sie uns die Sache noch einmal durchgehen«, sagte sie. »Alan Proctor ist ins Haus Ihrer Eltern gegangen, um dem Regen zu entkommen. Er hat auf Sie gewartet, aber Sie sind nicht aufgetaucht. Womit hat er sich beschäftigt?«
»Er hat sich eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank geholt und ist dann in mein Zimmer gegangen, hat die Vorhänge zugezogen und Musik aufgelegt. Das hätten wir zumindest gemacht, wenn ich da gewesen wäre. Dagegen ist nichts einzuwenden.«
»Okay. Und dann?«
»Er hat ein bisschen gewartet, bis ihm schließlich bewusst geworden ist, dass irgendwas schiefgegangen sein musste. Nach einer Weile ist ihm
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