Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
»patriotischen« Milizionären mutierte Gangster agierten für ihn als agents provocateurs .
    Hatte der jugoslawische Staat bis 1989 seine Verbrecher ins Ausland geschickt und sie sich vom Leib gehalten, so ging Milošević mit ihnen jetzt eine »echte« Partnerschaft im Inland ein.
    Wie so viele mittelmäßige Menschen, die an die Macht gelangen, war auch Milošević vom Geld fasziniert. Allein die Höhe der Summen, um die es ging, wirkte auf ihn wie die Flöte des Schlangenbeschwörers auf eine Kobra. Ihn lockte nicht der Luxus, den man sich mit Geld kaufen konnte. Er lebte bis zuletzt bescheiden. Ihn faszinierte am Geld, dass es eine andere Form der Macht darstellte. Bis zu seinem Sturz hatten er und seine Komplizen nach Schätzungen der jugoslawischen Nachfolgeregierung rund zwanzig Milliarden Dollar unterschlagen und auf Auslandskonten verschoben.
    Andere waren nicht so genügsam. Darunter seine grässliche Frau und seine ebenso fürchterlichen Kinder, Tochter und Sohn.
    Zu jenen »echten« Partnern gehörte auch Zoran Zilić. Er wurde Miloševićs Mann fürs Grobe, ein käuflicher Killer. Bezahlt wurde unter dem Diktator allerdings nie mit Bargeld, sondern mit einer Art Lizenz für besonders einträgliche Geschäfte, verbunden
mit der Zusicherung völliger Straffreiheit. Die Kumpane des Despoten durften rauben, foltern, vergewaltigen und morden, und die reguläre Polizei konnte nicht das Geringste dagegen unternehmen. Während er ein kriminelles System der Veruntreuung von Staatsgeldern errichtete, posierte er als Patriot, und die Serben und westeuropäischen Politiker fielen jahrelang darauf herein.
    Trotz aller Brutalität und blutigen Massaker gelang es ihm nicht, den jugoslawischen Bundesstaat zu retten oder seinen Traum von einem Großserbien zu verwirklichen. Zunächst spaltete sich Slowenien ab, dann Kroatien und Mazedonien. Mit der Unterzeichnung des Dayton-Abkommens im November 1995 fiel Bosnien weg, und im Juli 1999 hatte er nicht nur das Kosovo endgültig verloren, sondern auch die teilweise Zerstörung von Serbien durch Natobomben provoziert.
    Wie Arkan gründete auch Zilić eine kleine Einheit von Freischärlern. Es gab andere, wie etwa die finsteren und brutalen Frankies Boys, die Gruppe des Franko Stamatović, der erstaunlicherweise nicht einmal Serbe, sondern ein abtrünniger Kroate aus Istrien war. Im Unterschied zu dem großspurigen Schwadroneur Arkan, der in der Lobby des Belgrader Holiday Inn erschossen wurde, hielt sich Zilić mit seiner Gruppe im Hintergrund und mied jedes öffentliche Aufsehen. Doch im Verlauf des Bosnienkriegs führte er seine Leute dreimal nach Norden und zog plündernd und mordend durch das geschundene Land, bis die Amerikaner dem Treiben ein Ende machten.
    Der dritte Auftritt fiel in den April 1995. Während Arkan einige hundert Freischärler um sich gerottet hatte, die er »Arkans Tiger« nannte, begnügte sich Zilić mit einer kleinen Gruppe und gab ihr den vergleichsweise bescheidenen Namen »Zorans Wölfe«. Beim dritten Einsatz verfügte er nicht einmal über ein Dutzend Mann, alles kampferprobte Schlägertypen bis auf einen. Zilić fehlte ein Funker, und von einem Kollegen erfuhr er, dass ein Freund seines jüngeren Bruders, ein Jurastudent, Funker in der Armee gewesen sei.

    Über diesen Bruder nahm man Kontakt zu ihm auf, und der junge Mann erklärte sich bereit, auf seine Osterferien zu verzichten und sich den Wölfen anzuschließen.
    Zilić wollte wissen, was für ein Typ er sei. Ob er Kampferfahrung habe. Nein, er habe seinen Militärdienst nur bei den Fernmeldern abgeleistet, weshalb er nun zu einem »richtigen« Einsatz bereit sei.
    »Wenn er noch nie unter Beschuss war, hat er bestimmt auch noch keinen umgelegt«, sagte Zilić. »Dann kann er bei dem Einsatz ja eine Menge dazulernen.«
    Wegen technischer Probleme mit ihren russischen Jeeps brachen die Wölfe erst mit Verspätung in der ersten Maiwoche Richtung Norden auf. Sie kamen durch Pale, den einstigen Wintersportort und die jetzige Hauptstadt der selbst ernannten Republik Serbska, der dritten in Bosnien, die mittlerweile »gesäubert« und ausschließlich serbisch war. Sie machten einen Bogen um Sarajevo, den einst so stolzen Austragungsort der Olympischen Winterspiele, der nun in Trümmern lag, stießen ins eigentliche Bosnien vor und machten die Serbenhochburg Banja Luka zu ihrer Operationsbasis.
    Von dort aus durchstreifte Zilić das Umland, mied die gefährlichen Mudschaheddin und hielt nach

Weitere Kostenlose Bücher