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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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der Besucher wohl sein mochte. Der Name kam ihm bekannt vor. Er wollte dem Diener gerade sagen, er solle den Mann bitten, ihn am späten Vormittag in der Bank aufzusuchen, als eine Stimme hinter dem Filipino ertönte.
    »Ich weiß, es ist ungehörig, Mr. Ackerman, und ich entschuldige
mich dafür. Aber wenn Sie zehn Minuten erübrigen könnten: Ich schätze, Sie werden froh sein, dass ich jedes Aufsehen vermieden und Sie nicht in Ihrem Büro aufgesucht habe.«
    Er zuckte mit den Schultern und deutete auf einen Stuhl gegenüber am Tisch.
    »Sagen Sie Mrs. Ackerman, dass ich eine Besprechung am Frühstückstisch habe«, trug er dem Filipino auf, und an Dexter gewandt: »Fassen Sie sich kurz, Mr. Dexter.«
    »Das werde ich. Sie drängen auf die strafrechtliche Verfolgung meines Mandanten, Mr. Washington Lee, der annähernd eine Million Dollar von den Konten Ihrer Kunden abgeschöpft haben soll. Ich glaube, Sie wären gut beraten, wenn Sie die Anzeige zurückziehen würden.«
    Der Generaldirektor der East River Bank hätte sich in den Hintern beißen können. Da war man ein bisschen freundlich, und was war der Dank dafür? Ein Rechtsverdreher verdarb einem das Frühstück.
    »Das können Sie vergessen, Mr. Dexter. Gespräch beendet. Kommt überhaupt nicht infrage. Der Junge wandert in den Knast. Wir müssen ein Exempel statuieren. Unternehmenspolitik. Guten Tag.«
    »Schade. Wie er es gemacht hat, war nämlich faszinierend. Er ist in Ihren Zentralrechner eingedrungen. Er hat spielend alle Ihre Firewalls und Sicherheitssysteme überwunden. Das hätte niemand für möglich gehalten.«
    »Ihre Zeit ist um, Mr. Dexter.«
    »Noch eine Sekunde. Sie haben etwa eine Million Kunden mit Konten und Depots. Die glauben, ihr Geld sei bei Ihnen sicher. Noch in dieser Woche wird ein magerer schwarzer Junge aus dem Getto vor Gericht stehen und behaupten, dass, wenn er es geschafft hat, jeder blutige Anfänger nach ein paar Stunden Herumprobieren am Computer das Konto eines Ihrer Kunden leer räumen könnte. Wie, glauben Sie, würde das Ihren Kunden gefallen?«

    Ackerman setzte die Kaffeetasse ab und ließ seinen Blick über den Park schweifen.
    »Das ist nicht wahr, weshalb sollten sie es also glauben?«
    »Weil die Pressebänke voll besetzt sein werden und Fernsehen und Rundfunk draußen warten. Ich schätze, dass ein Viertel Ihrer Kunden beschließen könnte, die Bank zu wechseln.«
    »Wir werden bekannt geben, dass wir ein völlig neues Sicherheitssystem installieren. Das Beste, das es auf dem Markt gibt.«
    »Aber das hatten Sie angeblich doch schon getan. Und ein junger Schulversager aus Bedford-Stuyvesant hat es geknackt. Sie hatten noch mal Glück, denn Sie bekommen die ganze Million zurück. Aber nehmen wir an, es passiert wieder, und an einem einzigen, unheilvollen Wochenende verschwinden zig Millionen Dollar auf die Caymaninseln. Die Bank müsste dafür aufkommen. Wie würde Ihrem Verwaltungsrat eine solche Demütigung gefallen?«
    Lou Ackerman dachte an seinen Verwaltungsrat. Zu den institutionellen Anlegern gehörten Leute wie Pearson-Lehman und Morgan Stanley. Solche Leute nahmen keine Demütigung hin. Sie konnten einen Mann um seinen Job bringen.
    »Ist es so schlimm?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Na schön. Ich rufe bei der Staatsanwaltschaft an, um ihr mitzuteilen, dass uns an einem Verfahren nicht länger gelegen ist, da wir unser Geld restlos zurückbekommen haben. Allerdings kann die Staatsanwaltschaft dann immer noch einen Prozess anstrengen, wenn sie will.«
    »Dann müssen Sie eben sehr überzeugend wirken, Mr. Ackerman. Sie brauchen nur zu sagen: ›Betrug? Was für ein Betrug?‹ Schweigen ist das Gebot der Stunde, finden Sie nicht auch?«
    Er stand auf und wandte sich zum Gehen. Ackerman war ein guter Verlierer.
    »Wir können immer einen guten Anwalt gebrauchen, Mr. Dexter.«

    »Ich habe eine bessere Idee. Stellen Sie Washington Lee ein. Fünfzigtausend Dollar Jahresgehalt wären doch wohl angemessen.«
    Ackerman fuhr in die Höhe, brauner Blue Mountain spritzte auf das Tischtuch.
    »Warum um alles in der Welt sollte ich diesen Typ einstellen?«
    »Weil er am Computer der Beste ist. Er hat es bewiesen. Er ist durch ein Sicherheitssystem geschlüpft, das Sie ein Heidengeld gekostet hat, und das mit einer Sardinenbüchse für fünfzig Dollar. Er ist in der Lage, Ihnen ein bombensicheres System zu installieren, mit dem Sie Werbung machen könnten. Die sicherste Datenbank westlich des Atlantiks. Auch für Sie wäre

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