Der Räuber Hotzenplotz
Hotzenplotz!«
Aber so mirnichts-dirnichts lassen Räuber sich nicht fangen
Vorsicht, Gold !
Großmutter hatte ein bisschen Sorge, aber Kasperl und Seppel blieben bei ihrem Entschluss. Sie wollten den Räuber Hotzenplotz fangen und Großmutter wieder zu ihrer Kaffeemühle verhelfen. Nur schade, dass sie nicht wussten, wo Hotzenplotz sein Versteck hatte.
»Wir werden es schon herauskriegen!«, meinte Kasperl und nachdem sie bis Sonntagmittag angestrengt nachgedacht hatten, fing er auf einmal zu lachen an.
»Warum lachst du denn?«, fragte Seppel.
»Weil ich nun weiß, was wir tun müssen!«
»Und was ist das?«
»Du wirst es gleich merken.«
Kasperl und Seppel holten die leere alte Kartoffelkiste aus Großmutters Keller und trugen sie in den Garten. Dann schaufelten sie die Kiste mit feinem weißen Sand voll.
»Und nun?«
»Nun den Deckel drauf!«
Sie legten den Deckel auf die Kartoffelkiste und Kasperl holte ein Dutzend Nägel und einen Hammer.
»Da – zunageln, Seppel! Aber so fest du kannst!«
Seppel nickte und ging an die Arbeit. Gleich mit dem ersten Hammerschlag drosch er sich auf den Daumen. Verflixt noch mal, das tat weh! Aber er biss die Zähne zusammen und nagelte tapfer weiter, als sei er ein staatlich geprüfter Kartoffelkistendeckelzunagler.
In der Zwischenzeit holte Kasperl den dicken Malerpinsel vom Speicher und rührte in einem Topf rote Farbe an. Als er mit Farbtopf und Pinsel zurückkehrte, hatte sich Seppel gerade zum siebenundfünfzigsten Mal auf den Daumen geklopft: Der Deckel war festgenagelt.
»So – nun lass mich mal ran!«, sagte Kasperl.
Er tunkte den Pinsel tief in die rote Farbe ein, dann schrieb er zu Seppels grenzenlosem Erstaunen mit großen, weithin leuchtenden Buchstaben an die Kartoffelkiste:
Was bedeutete das nun wieder? Seppel zerbrach sich den Kopf darüber, aber er konnte es nicht herausbringen.
»Weißt du was?«, meinte Kasperl. »Anstatt hier herumzuglotzen und Daumen zu lutschen, könntest du lieber den Handwagen aus dem Schuppen holen!«
Seppel lief in den Schuppen und brachte den Handwagen. Dann musste er Kasperl die Kiste hinaufheben helfen. Das war keine leichte Arbeit, sie schwitzten und keuchten dabei wie zwei Nilpferde.
»Uff!«, stöhnte Seppel, »und das am Sonntag!«
Nicht genug, dass es heute bei Großmutter keinen Pflaumenkuchen mit Schlagsahne gab (denn Großmutter hatte aus Kummer um ihre Kaffeemühle nicht gebacken): Nun mussten sie auch noch schwer arbeiten!
Aber sie schafften es schließlich doch.
»Und was nun?«, fragte Seppel.
»Nun kommt die Hauptsache!«
Kasperl zog einen Bohrer aus der Hosentasche und bohrte ein kleines Loch in den Kistenboden. Als er den Bohrer absetzte, rieselte Sand heraus.
»So«, sagte Kasperl zufrieden, »das hätten wir!«
Er spitzte mit seinem Taschenmesser ein Streichholz an, steckte es in das eben gebohrte Loch und verschloss es wieder.
Seppel hatte ihm kopfschüttelnd zugesehen.
»Entschuldige«, sagte er, »aber da komme ich nicht mehr mit!«
»Nein?«, sagte Kasperl und lachte. »Es ist doch ganz einfach! Wir zwei fahren morgen früh mit dem Handwagen und der Kiste hinaus zum Wald. Dort liegt Hotzenplotz auf der Lauer. Wenn er uns kommen sieht, liest er die Aufschrift auf unserer Kiste und denkt, es ist Gold drin.«
»Aha«, meinte Seppel. »Und dann?«
»Dann will er die Kiste natürlich haben. Wir lassen uns überfallen und laufen davon. Hotzenplotz schnappt sich die Kiste und schleppt sie – wohin wohl?«
»Wie kann ich das wissen, Kasperl? Ich bin nicht der Räuber Hotzenplotz!«
»Aber das lässt sich doch leicht erraten, Seppel! Er wird sie nach Hause schleppen, in seinen Schlupfwinkel. Unterwegs aber läuft durch das Loch in der Kiste der Sand aus. Das gibt auf dem Waldboden eine feine Sandspur. Wenn wir nun wissen wollen, wo Hotzenplotz sein Versteck hat, brauchen wir dieser Spur nur zu folgen, sie führt uns hin. – Wie gefällt dir das?«
»Das ist großartig«, sagte Seppel, »das machen wir! Aber vergiss nicht das Streichholz herauszuziehen, bevor wir weglaufen!«
»Keine Sorge!«, rief Kasperl, »du kannst dich auf mich verlassen, ich denke daran!«
Und er machte sich einen großen Knoten ins Taschentuch.
Denn Knoten im Taschentuch sind oft schon recht nützlich gewesen
Künstlerpech
Der Räuber Hotzenplotz nahm es mit seinem Beruf sehr genau. Im Sommer stand er wochentags immer pünktlich um sechs Uhr auf und spätestens um halb acht verließ er die Räuberhöhle
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