Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera

Fan schüttelte den Kopf. »Das Tier wird eher das Mädchen bändigen müssen«, flüsterte er zu sich selbst. »Nicht umgekehrt.«
    Kurz darauf stand der Vater auf der kleinen Tribüne vor dem Zaun und beobachtete sein Kind, das gewagte Vorführungen auf dem Grootier zeigte. Jedes Mal erschrak Koor Fan, wenn das Grootier plötzlich die Richtung änderte oder aus dem Lauf ein paar Meter weit sprang. Doch Mina behielt stets ihren Halt auf dem Tier, das sie traditionell ohne Sattel und Zügel führte. Das Mädchen kniete auf dem Rücken von Eruption, hielt sich nur an dessen Hinterkopfgeweih und lenkte das Tier mit ganz bestimmten Lauten.
    Schließlich hielt Eruption genau vor der Tribüne an und ließ sich trotz seiner beachtlichen Größe sanft auf die Seite fallen, wobei Mina absprang. Das Mädchen ließ es sich natürlich nicht nehmen, noch eine Weile mit dem Tier zu schmusen und dessen Zunge zu streicheln, was viel Mut erforderte, denn große Säbelzähne blitzten an den Kiefern.
    »Meinst du, ich wäre ein guter Grooritter geworden, Papa?!«, rief es zur Tribüne.
    »Du bist es, mein Kind! Du bist es bereits!«, rief Koor Fan zurück und lachte.
    »Noch einmal, Papa?« Das Mädchen wartete nicht auf die Antwort. Es hielt sich am Geweih des Tieres fest und wurde mit hinaufgezogen, als sich das Grootier erhob.
    »Vorsichtig!«, rief Koor Fan zum wiederholten Mal.
    »Sie haben eine neue Nachricht!«, sprach plötzlich eine Stimme in Koor Fans Anzug. Der griff einfach auf die Anzugoberfläche und hielt sogleich ein bisher verborgenes, winziges Thronario in der Hand, das er freiließ, so dass es vor seinem Gesicht schweben konnte.
    »Wer?«, fragte Koor Fan und beobachtete aus den Augenwinkeln weiterhin die Tochter, die mit dem Grootier über die Koppel jagte.
    »Das Büro der JPP. – Meen Kok. Die Nachricht ist bereits vier Tage alt.«
    »Mein Chef? Verdammt noch mal, ich habe Urlaub!« Koor Fan stieg von der Tribüne, das kleine Thronario schwebte vor ihm. »In Ordnung. Zeig mir, was er will!«
    Sogleich baute sich auf dem Thronario ein Hologramm auf. Ein Feese, der sich zunächst umschaute und schließlich Koor Fan anlächelte.
    »Was ist los? Du weißt, dass ich nicht erreichbar bin, Meen Kok. Für niemanden!«
    »Ist das junge hübsche Ding auf dem Grootier etwa deine Tochter, Koor Fan? Sie macht das gut, wirklich gut macht sie das.«
    »Was willst du?«
    Meen Kok war deutlich jünger. Und doch stand er rein theoretisch über Koor Fan in der Hierarchie der Unternehmensstruktur der Firma JPP. Allerdings wurde dies durch Fans Entscheidung begünstigt, die Position nicht einzunehmen, die Meen Kok nun bekleidete. »Tut mir wirklich leid, dass ich dich unterbrechen muss. – Wir haben große Probleme mit einem unserer Außenposten.«
    »Mit welchem?«
    »Es ist der unweit von Z’foh.«
    »Was sollen das für Probleme sein, Meen Kok? Von diesem Außenposten haben wir seit der Installation noch nie etwas gehört.« Koor Fan stieg wieder auf die Tribüne, denn Eruption näherte sich mit der winkenden Mina. Er winkte zurück, während ihm das Thronario mit dem Hologramm folgte.
    »Es sendet unablässig irgendwelche Werte.« Meen Kok fuchtelte mit den holografischen Armen. »Doch niemand hier kann diese Werte verstehen.«
    »In einer Woche bin ich leider wieder in der Firma. Ich werde mich dann sofort darum kümmern. – Und nun lass mich in Ruhe!«
    Das Hologramm wackelte mit dem Kopf. »Das sollte ich dir nicht beibringen, die Chefs meinten ...«
    »Mir ist völlig egal, was die Chefs meinten. Du hast mich eben nicht erreicht!« Koor Fans linke Hand fuhr durch das Hologramm. »Verbindung Ende!« Er schnappte sich das Thronario und ließ es im Anzug verschwinden. Dann schaute er hinüber zu seiner Tochter.
    Minas Gedanken drangen in sein Gehirn vor. ›Papa! Hast du nicht die Meldungen verfolgt?‹
    Koor Fan griff sich an die schmerzenden Schläfen. »Meldungen?«, flüsterte er.

    *

    Schiffskommandant Telonia litt unter seiner schweren Rüstung. Im Saal des Rates der Planeten herrschte extreme Hitze. Ein Umstand, der zwar die Menschen wenig beeindruckte, die Ikonier jedoch höchst belastete.
    Die eben beginnende Versammlung galt für Privilegierte, so dass längst nicht alle Logen besetzt waren. In der mittleren Ebene schwebten, von Kraftfeldern getragen, die beiden Hauptlogen – uneinnehmbar, wie es schien. Anna, die von vier blau leuchtenden Rittern des Groo, hoch entwickelte Thronarios zum erweiterten Schutz der