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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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einmal.«
    Mace rieb mit dem Messer über seine Hosenbeine, um den Schlamm abzustreifen. »Aber du kommst näher. Wie viele diesmal?«
    »Einen gefangengenommen, vier getötet.«
    »Ich glaube, ich habe sieben erwischt. Bin mir nicht ganz sicher. Hey, du wirst jedesmal besser.«
    »Man kriegt keinen Preis für den zweiten Platz.«
    »Du kannst für den nächsten Kurs ein paar Gratisstunden von mir bekommen. Wer weiß, vielleicht hast du dann mehr Glück.«
    Drew sah in Maces Augen, die die Farbe von Schlamm hatten. Er fragte sich, ob auch das Tarnung war. »Sobald du zurückgekehrt bist aus … Angola? Chile? Wohin geht es dieses Mal?«
    »Nicaragua wahrscheinlich. Reichlich Nachfrage da unten. Allerdings zahlen die auch nicht für Stümperei.«
    »Okay, also werde ich mich auf deinen Unterricht stürzen, wenn du wieder zurück bist.«
    »Abgemacht«, sagte Mace. »Komm, laß uns beim Oberkommando unsere letzten Ergebnisse melden.«
    Sie setzten sich in Bewegung.
    »Die erste Runde geht auf mich«, fügte Mace hinzu.
    »Nee, der Verlierer zahlt.«
    »Zum Teufel, achtzehn andere gingen vor dir zu Boden. Du bist nicht dran.«
    »Trotzdem hat es mich erwischt. Nummer neunzehn oder nicht.«
    Mace blieb stehen. Sein Gesicht verdunkelte sich. »Es war nur ein Spiel, Junge. Vergiß das nicht. Die Realität trickst dich aus. Glaub mir, ich war da.«
    »Ja«, sagte Drew. »Ich glaube dir, daß es so ist.«

Teil 1
Die Großmütter
1
    »Sophie, bringst du sie jetzt um oder nicht?«
    Doris Kaplan packte die knochige Schulter ihrer Freundin und drückte sie leicht.
    »Wie? Was?«
    »Die Fliege«, sagte Doris, die Augen auf das Insekt, das Sophie Guttenbergs Ärmel heraufkroch, gerichtet. »Du hast sie lange genug beobachtet. Zerquetsche sie, bevor sie dich sticht.«
    Während Sophie lahm die Achseln zuckte und wieder ihre Tarotkarten zu mischen begann, langte Doris über den Flugzeugsitz und schlug nach der Fliege, die immer noch auf dem leberfleckigen Arm ihrer Freundin herumkroch. Das Insekt wich dem Schlag mühelos aus und flog davon.
    »Da«, sagte Doris, »das war alles, was du tun mußtest.«
    Sophie Guttenberg zuckte wieder die Achseln und fing an, die Tarotkarten in ordentliche Reihen auszulegen.
    Das »No Smoking-Fasten Seatbelts«- Signalleuchtete auf, und eine Stewardeß gab bekannt, daß der Anflug auf Palm Beach International begann. Endlich, dachte Doris Kaplan. Der Flug hatte eine Stunde Verspätung beim Abflug von Nassau gehabt, und sie hatte dummerweise ihr Herzmedikament – ›Lebenspillen‹ nannte sie es – in den Koffer gepackt. Nicht, daß sie die roten Kapseln wirklich brauchte. Sie war sicher, daß die alte Pumpe munterer denn je war – im Gegensatz zu dem, was Dr. Morris Kornbloom ihr weismachen wollte. Die verdammten Herzspezialisten mußten irgend etwas sagen, um einen einmal im Monat in ihre Praxis zu bringen. Immerhin, die Flasche mit den Lebenspillen würde eine beruhigende Ausbuchtung in ihrer Handtasche bilden. Aber im Moment lagen sie in ihrem Toilettenkoffer tief unten im Frachtraum des Flugzeuges.
    »Rommé!« rief Fannie Korp über den Gang herüber und warf ihre letzten Karten auf den Stapel des Serviertisches. »Wie viele Punkte, Sylvie? Komm schon, wie viele Punkte?«
    Sylvia Mehlmann runzelte ärgerlich die Stirn. »Weiß ich nicht. Laß mich zählen.«
    »Zählen? Du brauchst nicht zu zählen«, sagte Fannie. »Du kennst den Spielstand genau. Mir kannst du nichts vormachen!«
    Sylvia gab vor, ihre Punkte zusammenzuzählen. »Achtunddreißig. Und ich höre für heute auf.«
    »Du hörst auf? Du kannst nicht aufhören. Du hast mich mit mindestens hundert erwischt.«
    »Mein Gott nochmal, wir landen jetzt.«
    »Noch ein Blatt«, verlangte Fannie und sammelte die Karten mit ihren arthritischen, knorrigen Händen zusammen, um sie noch einmal auszulegen.
    Erstaunlich, dachte Doris Kaplan, einfach erstaunlich. Das Geschäft hatte die beiden Frauen jenseits aller normalen Maßstäbe reich gemacht, aber mehr als einmal kam es zwischen ihnen zu Morddrohungen. Rommé war schon länger ein Teil ihres Lebens als das Geschäft. Alte Gewohnheiten sterben langsam, wenn man erst einmal in die mystischen Siebziger kommt, in denen Wohlbefinden eine Erinnerung zu sein scheint, die wie die anderen katalogisiert werden muß. Doris nahm an, daß ihre Geschäftsreise auf die Bahamas dreimal im Jahr genauso ein Ablenkungsmanöver war wie alles andere. Aber man konnte sich nur solange durch den Anblick

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