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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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gesehen hatte. Doris fand es nachträglich schrecklich, daß sie Sophie so einfach abgewimmelt hatte – nicht daß dies etwas geändert hätte.
    Bevor sie zu Fannie fuhr, hatte sie Sophies Arzt angerufen. Sie hätte das Telefon auch benutzen können, um Fannie die Nachricht zu übermitteln, aber das war nicht die Art, in der Freunde miteinander umgingen, vor allem dann nicht, wenn diese Freunde in so vielen Dingen voneinander abhängig geworden waren.
    Fannie lebte in North Palm in einem anderen aufstrebenden Wohngebiet der berühmten Palm Beaches. Die Häuser waren buchstäblich aufeinander gebaut worden, und alle Nachbarn von Fannie waren jung und wurden von ihr ohne Ausnahme gehaßt wegen ihrer lauten Parties, ihrer auf die Nerven gehenden Kinder und ihrer Hunde, die laut Fannie ›Unmengen‹ auf ihren Rasen ›schissen‹.
    Als Doris in Fannies Straße einbog, war sie ruhiger, beinahe gefaßt. Es hatte Anzeichen dafür gegeben, daß Sophie aufgegeben hatte. Sie hatte gesehen, was kam, und nichts unternommen, um es zu vermeiden. Sie hatte sich die Tarotkarten lange genug gelegt, um das zu sehen, was sie von ihnen erwartete. Doris spürte, wie sie sich entspannte.
    Die Polizeiwagen, die mit zuckendem Blaulicht die Straße vor Fannies Haus säumten, änderten alles.
    »Tut mir leid, meine Dame, Sie können da nicht reingehen!« sagte der uniformierte Polizist, der den Eingang zu Fannies Haus versperrte.
    Doris versuchte, sich an ihm vorbeizudrängeln. »Sie ist meine Freundin, gehen Sie aus dem Weg.«
    Hinter dem Polizisten sah Doris eine Horde Männer in Fannies Wohnzimmer, die Fotos schossen, Notizen machten und eine Art Pulver über sämtliche Möbel streuten. In der Mitte des Ganzen lag eine gewaltige Gestalt mit einem Laken bedeckt auf dem Teppich. Fannie.
    »Laß sie herein«, kam eine Männerstimme aus dem Flur, und der Polizist ließ sie passieren. Doris stürmte herein und wurde von einem großen Mann mit einer zu warmen Tweedsportjacke aufgehalten.
    »Ich bin Lieutenant Melrose«, sagte er und hielt sie zurück. »Sie sagten, Sie sind – Sie waren eine Freundin von Mrs. Karp?«
    Doris versuchte, über seine Schulter zu sehen. »Ja. Was … was ist passiert?«
    »Soweit wir das bisher sagen können, muß sie am frühen Morgen einen Einbrecher überrascht haben und geriet in Panik.«
    Melrose trat weit genug zur Seite, so daß Doris ins Wohnzimmer sehen konnte. Das fürchterliche Klopfen in ihrer Brust begann erneut. Das Zimmer war wie ein Schlachtfeld, Teile der Einrichtung waren überall verstreut, die Sessel umgestürzt, Bücherborde ausgeräumt. Zerbrochenes Porzellan aus Fannies geliebter Sammlung lag auf dem Boden herum, und ein scharfer Wind blies durch ein klaffendes Loch des Erkerfensters. Das Durcheinander allein hätte ausgereicht, um Fannie zu töten. Eine Frau, die einmal geschworen hatte, die ganze Nacht wachzubleiben, um auf vergeblicher Jagd nach einem Köter, der seine Haufen überall hinterließ, ihren Rasen zu bewachen. Es endete damit, wie Doris sich erinnerte, daß Fannie schließlich in dem Blumenbeet eingeschlafen war.
    »Genauso haben wir das Zimmer vorgefunden«, sagte Melrose. Zwei Polizisten eilten an Doris mit zwei durchsichtigen Plastiksäcken voller Beweismaterial vorbei. Beweise wofür? Etwas stimmte hier nicht. Ja, Fannie würde jeden Zoll Ihrer Körpermasse dazu benutzt haben, sich zu verteidigen, wenn dies nötig gewesen wäre. Aber warum sollte sie herunterkommen, um sich dem Einbrecher entgegenzustellen, anstatt die Polizei zu rufen? Selbst einmal angenommen, sie hätte sich anders entschieden: Doris kannte Fannie gut genug, um sicher zu sein, daß sie niemals die Kraft für einen solchen gewalttätigen, langen Kampf aufgebracht hätte. Es ergab keinen Sinn … es sei denn, daß die Zerstörungen erst angerichtet wurden, als Fannie schon tot war, um vorzutäuschen, daß ein Kampf stattgefunden hatte. In diesem Fall gäbe es keinen Einbrecher, sondern nur einen Mörder.
    Und an Sophies Bett hatte kein Wasserglas gestanden. »Sie haben die beiden ermordet«, murmelte Doris, ihre Worte fast durch das Zittern verschluckend, das sie ergriffen hatte.
    Das nächste, was ihr bewußt wurde, war, daß sie von einem Polizisten aus dem Haus geführt wurde und er ihr auf den Rücksitz seines Wagen half. Doris wollte ihn fragen, was sie mit ihrem geliebten Mercedes tun würden, wollte ihm sagen, er solle sich nicht die Mühe machen, Dr. Morris Kornbloom zu rufen, weil heute

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