Der Regenmacher
so bequem wie möglich zu machen. Sein Atem geht schwer, und sein Gesicht ist naß. Er sieht schlechter aus als sonst.
Ich mache ihn höflich mit allen Anwesenden bekannt: Richter Kipler, den beiden Protokollantinnen, Deck, Drummond und den beiden anderen von Trent & Brent. Er ist zu schwach, um ihnen die Hand zu geben, also nickt er lediglich und versucht zu lächeln.
Wir stellen die Kamera so hin, daß sie direkt auf sein Gesicht gerichtet und die Linse gut einen Meter davon entfernt ist. Deck versucht, sie scharf einzustellen. Eine der Protokollantinnen hat eine Lizenz, Videoaufnahmen für das Gericht herzustellen, und sie versucht, Deck aus dem Weg zu schieben. Auf dem Video wird niemand außer Donny Ray erscheinen. Es werden zwar auch andere Stimmen zu hören sein, aber sein Gesicht wird das einzige sein, das die Geschworenen zu sehen bekommen.
Kipler dirigiert mich auf Donny Rays rechte Seite und Drummond auf die linke. Seine Ehren selbst läßt sich neben mir nieder. Wir nehmen unsere Plätze ein und rücken unsere Stühle nahe an den Zeugen heran. Dot steht ein paar Schritte hinter der Kamera und läßt sich keine Bewegung ihres Sohnes entgehen.
Die Nachbarn können ihre Neugierde jetzt nicht mehr zurückhalten und stehen an dem keine sechs Meter entfernten Maschendrahtzaun. Ein Stück die Straße hinunter dröhnt Conway Twitty aus einem Radio, aber das stört nicht weiter. Es ist Samstagmorgen, und man hört das Summen ferner Rasenmäher und elektrischer Heckenscheren.
Donny Ray trinkt einen Schluck Wasser und versucht, die vier Anwälte und den Richter, die nach vorne gebeugt um ihn herumsitzen, zu ignorieren. Der Zweck seiner Vernehmung liegt auf der Hand: die Jury muß von ihm hören, weil er tot sein wird, wenn der Prozeß beginnt. Er soll Mitgefühl erregen. Vor nicht allzu vielen Jahren wäre seine Vernehmung auf die übliche Art erfolgt. Eine Protokollantin hätte die Fragen und Antworten festgehalten und ein ordentliches Protokoll daraus gemacht, das wir dann beim Prozeß den Geschworenen vorgelesen hätten. Aber inzwischen ist das technische Zeitalter angebrochen. Jetzt werden viele Vernehmungen, insbesondere solche sterbender Zeugen, auf Video aufgezeichnet und der Film dann den Geschworenen vorgeführt. Auf Kiplers Vorschlag hin wird die Vernehmung außerdem auf die übliche Weise stenografisch festgehalten. Das ermöglicht beiden Parteien und dem Richter ein schnelles Nachschlagen, ohne daß sie sich das ganze Video ansehen müssen.
Die Kosten einer solchen Vernehmung hängen von ihrer Länge ab. Gerichtsprotokollantinnen berechnen ihr Honorar seitenweise, deshalb hat Deck mir geraten, meine Fragen möglichst knapp zu halten. Es ist unsere Vernehmung, also müssen wir dafür bezahlen, und er schätzt die Kosten auf knapp vierhundert Dollar. Prozessieren ist teuer.
Kipler fragt Donny Ray, ob wir anfangen können, dann fordert er die Protokollantin auf, ihn zu vereidigen. Er verspricht, die Wahrheit zu sagen. Da er mein Zeuge ist und es sich hier nicht etwa um irgendeine nette Samstagvormittagunterhaltung handelt, sondern eine offizielle Beweisaufnahme, muß ich mich genau an die Regeln halten. Ich bin ziemlich nervös, aber die Anwesenheit von Richter Kipler ist überaus tröstlich.
Ich frage Donny Ray nach Namen, Adresse, Geburtsdatum und ein paar Angaben über seine Eltern und Angehörigen. Simples Zeug, einfach für ihn und für mich. Er antwortet langsam und in die Kamera, genau, wie ich es ihm gesagt habe. Er kennt sämtliche Fragen, die ich ihm stellen werde, und die meisten, die Drummond vorbringen könnte. Er sitzt mit dem Rücken zum Stamm der Eiche, eine hübsche Szenerie. Gelegentlich tupft er sich mit einem Taschentuch die Stirn ab. Die neugierigen Blicke aller Anwesenden ignoriert er.
Obwohl ich ihm nicht gesagt habe, er sollte sich so krank und schwach wie möglich geben, scheint er genau das zu tun. Aber vielleicht hat Donny Ray tatsächlich nur noch ein paar Tage zu leben.
Nur Zentimeter von mir entfernt balancieren Drummond, Grone und Hill ihre Notizblöcke auf den Knien und versuchen, jedes Wort festzuhalten, das Donny Ray von sich gibt. Ich frage mich, wieviel sie für Vernehmungen am Samstag berechnen. Es dauert nicht lange, da werden die blauen Blazer ausgezogen und die Krawatten gelockert.
Während einer langen Pause knallt plötzlich die Hintertür zu, und Buddy torkelt auf die Veranda. Er hat sich umgezogen und trägt jetzt seinen vertrauten roten Pullover mit
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