Der Regenmacher
uns dies hier den Geschworenen erklären«, sage ich und gebe ihm das vollständige Handbuch. Er sackt ein bißchen zusammen. Drummond versucht, eine zuversichtliche Haltung zu bewahren, aber er schafft es nicht.
Der Abschnitt U des Haftungshandbuches ist genauso schmutzig wie der Abschnitt U des Schadenshandbuches, und nachdem ich Aldy eine Stunde lang zugesetzt habe, ist es Zeit, Schluß zu machen. Das System ist bloßgestellt, die Geschworenen kochen vor Wut.
Drummond hat keine Fragen. Kipler unterbricht für eine Viertelstunde, damit Deck und ich die Monitore aufstellen können.
Unser letzter Zeuge ist Donny Ray Black. Der Gerichtsdiener dämpft die Beleuchtung im Gerichtssaal, und die Geschworenen lehnen sich vor, begierig, sein Gesicht auf dem Fünfzig-Zentimeter-Bildschirm vor sich zu sehen. Wir haben seine Aussage auf einunddreißig Minuten gekürzt, und die Geschworenen lassen sich keines seiner gequälten und schwachen Worte entgehen.
Anstatt mir das zum hundertsten Male anzusehen, sitze ich dicht neben Dot und beobachte die Gesichter auf den Geschworenenbänken. Ich sehe sehr viel Mitgefühl. Dot wischt sich mit dem Handrücken die Wangen ab. Gegen Ende habe ich einen Kloß in der Kehle.
Als die Bildschirme leer sind und der Gerichtsdiener sich aufmacht, um das Licht wieder einzuschalten, ist es eine volle Minute lang sehr still im Saal. Im Halbdunkel ist das leise, aber unmißverständliche Geräusch des Weinens einer Mutter an unserem Tisch zu hören.
Wir haben all den Schaden angerichtet, den ich mir vorstellen konnte. Wir haben den Fall gewonnen. Jetzt besteht die Herausforderung darin, ihn nicht wieder zu verlieren.
Die Lichter gehen an, und ich verkünde feierlich: »Euer Ehren, die Anklage hat ihre Zeugenvernehmung abgeschlossen.«
Nachdem die Geschworenen längst gegangen sind, sitzen Dot und ich in einem leeren Gerichtssaal und unterhalten uns über die bemerkenswerten Aussagen, die wir im Verlauf der letzten beiden Tage gehört haben. Es wurde eindeutig bewiesen, daß sie im Recht ist und die anderen im Unrecht sind, aber das ist für sie nur ein geringer Trost. Sie wird gepeinigt ins Grab gehen, weil sie nicht härter gekämpft hat, als es noch zählte.
Sie sagt mir, ihr wäre es gleich, was als nächstes passiert. Sie hat ihren Tag vor Gericht gehabt. Sie würde am liebsten gleich verschwinden und nie wieder zurückkehren. Ich erkläre ihr, daß das unmöglich ist. Wir haben erst die Hälfte hinter uns. Nur noch ein paar Tage.
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Ich bin gespannt, wie Drummond seine Verteidigung einrichten wird. Wenn er weitere Leute aus der Zentrale anschleppt und versucht, ihr System der Abweisung von Ansprüchen hinwegzuerklären, riskiert er, noch mehr Schaden anzurichten. Er weiß, daß ich einfach den Abschnitt U hervorziehen und alle möglichen unangenehmen Fragen stellen werde. Es ist durchaus denkbar, daß irgendwo noch andere krasse Lügen und Verschleierungen versteckt sind. Der einzige Weg, sie ans Licht zu bringen, besteht in einem unerbittlichen Kreuzverhör.
Er hat achtzehn Leute als mögliche Zeugen benannt. Ich habe keine Ahnung, wen er als ersten aufrufen wird. Als ich meine Zeugen vernahm, verfügte ich über den Luxus, zu wissen, was als nächstes passieren, wer der nächste Zeuge, welches das nächste Dokument sein würde. Jetzt muß ich reagieren, und zwar schnell.
Am späten Abend rufe ich Max Leuberg in Wisconsin an und informiere ihn voller Genugtuung über die Ereignisse der ersten beiden Tage. Er gibt mir einige Ratschläge und stellt ein paar Vermutungen an, was als nächstes passieren könnte. Er ist Feuer und Flamme und sagt, es könnte gut sein, daß er sich in ein Flugzeug setzt und herkommt.
Ich wandere bis drei Uhr morgens in meiner Wohnung herum, führe Selbstgespräche und versuche mir vorzustellen, was Drummond unternehmen wird.
Als ich um halb neun im Gerichtssaal eintreffe, bin ich angenehm überrascht, Cooper Jackson dort vorzufinden. Er macht mich mit zwei weiteren Anwälten bekannt, beide aus Raleigh, North Carolina. Sie sind gekommen, um meinen Prozeß zu verfolgen. Wie lauft es? fragen sie. Ich liefere ihnen eine zurückhaltende Zusammenfassung dessen, was passiert ist. Einer der Anwälte war am Montag schon hier und hat das Abschnitt-U-Drama verfolgt. Die drei zusammen haben bisher an die zwanzig Fälle. Sie haben in Zeitungen und anderen Medien inseriert, und ständig werden neue Fälle an sie herangetragen. Sie haben vor, schon sehr bald Klage
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