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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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angelegt und Zinsen einbringend, aber jetzt ist es als Verbindlichkeit verbucht. Versicherungsgesellschaften lieben es, wenn man sie auf -zig Millionen Dollar verklagt, weil sie das Geld als Rücklage verbuchen und behaupten können, daß sie praktisch zahlungsunfähig sind.
    Und das alles ist völlig legal. Es ist eine Branche ohne feste Richtlinien mit eigenen, undurchsichtigen Bilanzpraktiken.
    Keeley fängt an, komplizierte Begriffe aus dem Finanzwesen zu verwenden, die ich nicht verstehe. Er verwirrt lieber die Geschworenen, als die Wahrheit einzugestehen.
    Ich befrage ihn über eine andere Rücklage, dann kommen wir zu den Gewinnkonten. Eingeschränkte Gewinne. Uneingeschränkte Gewinne. Ich knöpfe ihn mir gründlich vor, und es hört sich ziemlich intelligent an. Mit Hilfe von Leubergs Notizen rechne ich die Zahlen zusammen und frage Keeley, ob die Gesellschaft über rund vierhundertachtundfünfzig Millionen Bargeld verfügt.
    »Schön war’s«, sagt er mit einem Lachen. Niemand sonst verzieht eine Miene.
    »Wieviel Bargeld haben Sie dann, Mr. Keeley?«
    »Oh, das weiß ich nicht. Ich würde sagen, vermutlich so um die hundert Millionen.«
    Das reicht fürs erste. Bei meinem Schlußplädoyer kann ich meine Zahlen auf eine Tafel schreiben und erklären, wo das Geld steckt.
    Ich gebe ihm eine Kopie des Computerausdrucks mit den Daten der Schadensabteilung, und er wirkt überrascht. Ich habe während der Lunchpause beschlossen, ihn damit zu konfrontieren, solange ich ihn im Zeugenstand habe, anstatt mir Lufkin noch einmal vorzunehmen. Er wirft einen hilfesuchenden Blick zu Drummond, aber der kann nichts tun. Mr. Keeley ist schließlich der Generaldirektor und sollte imstande sein, uns bei unserer Suche nach der Wahrheit zu helfen. Vermutlich haben sie gedacht, ich würde Lufkin zurückholen, damit er uns die Daten erklärt. Aber sosehr ich Lufkin liebe, ich bin fertig mit ihm. Ich werde ihm nicht die Chance bieten, die Aussage von Jackie Lemancyzk zu widerlegen.
    »Kennen Sie diesen Ausdruck, Mr. Keeley? Es ist der, den ich heute morgen von Ihrer Firma bekommen habe.«
    »Natürlich.«
    »Gut. Können Sie den Geschworenen sagen, wie viele Krankenversicherungspolicen im Jahr 1991 bei Ihrer Gesellschaft bestanden?«
    »Also, das weiß ich nicht. Lassen Sie mich nachsehen.« Er blättert Seiten um, nimmt eine in die Hand, legt sie wieder hin, nimmt eine weitere und dann noch eine.
    »Erscheint Ihnen die Zahl von plus/minus achtundneunzigtausend korrekt?«
    »Vielleicht. Doch, ja, ich glaube, das stimmt.«
    »Und wie viele Ansprüche wurden 1991 aufgrund dieser Policen geltend gemacht?«
    Dasselbe Spiel. Keeley quält sich durch den Ausdruck, murmelt Zahlen vor sich hin. Es ist fast peinlich. Minuten vergehen, und schließlich sage ich: »Erscheint Ihnen die Zahl von plus/minus elftausendvierhundert korrekt?«
    »Dürfte hinkommen, nehme ich an, aber ich müßte das erst verifizieren.«
    »Wie würden Sie es verifizieren?«
    »Nun, ich müßte mich eingehender mit diesem Ausdruck hier beschäftigen.«
    »Die Information ist also darin enthalten?«
    »Ich denke schon.«
    »Können Sie den Geschworenen sagen, wie viele dieser Ansprüche von Ihrer Firma abgewiesen wurden?«
    »Also, auch dafür müßte ich dies hier eingehender studieren«, sagt er und hebt den Ausdruck mit beiden Händen in die Höhe.
    »Diese Information steckt also auch in den Papieren, die Sie jetzt hochhalten?«
    »Vielleicht. Ja, ich denke schon.«
    »Gut. Sehen Sie sich die Seiten elf, achtzehn, dreiunddreißig und einundvierzig an.« Er kommt meiner Aufforderung rasch nach, tut alles, um nicht aussagen zu müssen. Seiten werden umgeblättert und rascheln.
    »Erscheint Ihnen die Zahl von neuntausendeinhundert plus oder minus ein paar korrekt?«
    Er ist regelrecht schockiert von dieser unerhörten Vermutung. »Natürlich nicht. Das ist absurd.«
    »Aber Sie wissen es nicht?«
    »Ich weiß, daß sie nicht so hoch ist.«
    »Danke.« Ich trete vor den Zeugen, nehme den Ausdruck wieder an mich und gebe ihm statt dessen die Great-Benefit-Police, die ich von Max Leuberg bekommen habe.
    »Erkennen Sie dies?«
    »Natürlich«, sagt er glücklich; endlich etwas, das von dem verdammten Ausdruck wegführt.
    »Was ist es?«
    »Eine von meiner Gesellschaft ausgestellte Krankenversicherungspolice.«
    »Wann ausgestellt?«
    Er wirft einen Blick darauf. »Im September 1992. Vor fünf Monaten.«
    »Bitte sehen Sie sich Seite elf, Abschnitt F, Paragraph vier,

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