Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
und gehen, werden ständig abgeändert und von erfahrenen Schadenssachbearbeitern in der Regel ignoriert, weil sie ohnehin wissen, was sie tun. Aber da soviel Aufhebens davon gemacht wurde, lassen Sie uns darüber sprechen. Er greift eifrig nach dem Schadenshandbuch und erklärt den Geschworenen verschiedene Abschnitte. Hier steht alles schwarz auf weiß. Alles funktioniert prächtig.
    Von den Handbüchern gehen sie zu den Zahlen über. Drummond fragt, ob er Gelegenheit gehabt hat, sich die Information über Policen, Ansprüche und Abweisungen anzusehen. Reisky nickt ernst, dann läßt er sich von Drummond den Ausdruck geben.
    Von Great Beneft wurde 1991 in der Tat ein hoher Prozentsatz von Ansprüchen abgewiesen. Aber dafür könnte es gute Gründe geben. So etwas ist in der Branche schon des öfteren vorgekommen. Und man kann den Zahlen nicht immer trauen. Wenn man sich die letzten zehn Jahre ansieht, liegt die Abweisungsrate von Great Benefit leicht unter zwölf Prozent, was durchaus dem Branchendurchschnitt entspricht. Es folgen Zahlen auf Zahlen, und wir sind rasch verwirrt, was genau das ist, was Drummond wollte.
    Reisky verläßt den Zeugenstand und beginnt, auf diesen und jenen Punkt einer mehrfarbigen Tabelle zu zeigen. Er redet zu den Geschworenen wie ein geübter Dozent, und ich frage mich, wie oft er das tut. Die Zahlen liegen sämtlich im Durchschnitt.
    Um halb vier gewährt Kipler uns gnädigerweise eine Pause. Ich unterhalte mich auf dem Flur mit Cooper Jackson und seinen Freunden. Sie sind alle erfahrene Prozeßanwälte und sparen nicht mit Ratschlägen. Wir sind uns einig, daß Drummond versucht, die Sache hinzuziehen, und daß er aufs Wochenende hofft.
    Ich gebe während der gesamten Nachmittagssitzung kein einziges Wort von mir. Reisky sagt bis gegen Abend aus und endet schließlich mit einem Schwall von Beteuerungen, wie fair alles gelaufen ist. Den Gesichtern der Geschworenen nach zu urteilen sind sie glücklich, daß der Mann endlich Schluß macht. Ich bin dankbar für ein paar Extrastunden, in denen ich mich auf sein Kreuzverhör vorbereiten kann.
    Deck und ich genießen ein langes Abendessen mit Cooper Jackson und drei weiteren Anwälten in einem alten italienischen Restaurant, das Grisanti’s heißt. Big John Grisanti, der Besitzer, führt uns in einen privaten Speiseraum, die sogenannte Press Box. Er bringt uns einen wunderbaren Wein, den wir nicht bestellt haben, und sagt uns genau, was wir essen sollen.
    Der Wein wirkt beruhigend, und zum erstenmal seit vielen Tagen kann ich mich fast entspannen. Vielleicht werde ich heute nacht gut schlafen.
    Die Rechnung belauft sich auf über vierhundert Dollar, und Cooper Jackson nimmt sie sofort an sich. Gott sei Dank. Die Kanzlei von Rudy Baylor mag an der Schwelle zum großen Geld stehen, aber vorerst ist sie immer noch pleite.

47
    Sekunden, nachdem sich Payton Reisky früh am Donnerstag morgen munter im Zeugenstand niedergelassen hat, gebe ich ihm eine Kopie des Blöde-Briefes und fordere ihn auf, ihn zu lesen. Dann frage ich: »Also, Mr. Reisky, ist das nach Ihrer Expertenmeinung eine faire und vernünftige Reaktion von Great Benefit?«
    Er ist vorgewarnt worden. »Natürlich nicht. Das ist fürchterlich.«
    »Schockierend, nicht wahr?«
    »Das ist es. Aber soweit ich weiß, ist der Schreiber dieses Briefes nicht mehr bei Great Benefit angestellt.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?« frage ich argwöhnisch.
    »Das weiß ich nicht so genau. Irgend jemand von der Firma.«
    »Hat Ihnen diese unbekannte Person auch den Grund dafür genannt, weshalb Mr. Krokit nicht mehr bei der Firma angestellt ist?«
    »Ich weiß es nicht genau. Vielleicht hatte es etwas mit diesem Brief zu tun.«
    »Vielleicht? Sind Sie sicher, oder vermuten Sie es nur?«
    »Genaueres weiß ich wirklich nicht.«
    »Danke. Hat diese unbekannte Person Ihnen auch mitgeteilt, daß Mr. Krokit die Gesellschaft zwei Tage vor seiner vorgesehenen Vernehmung in diesem Fall verlassen hat?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Sie wissen nicht, weshalb er sie verlassen hat?«
    »Nein.«
    »Gut. Ich glaubte schon, Sie versuchten bei den Geschworenen den Eindruck zu erwecken, als hätte er die Gesellschaft verlassen, weil er diesen Brief geschrieben hat. Sie haben doch nicht versucht, das zu tun?«
    »Nein.«
    »Danke.«
    Beim Wein gestern abend sind wir übereingekommen, daß es ein Fehler wäre, Reisky die Handbücher um die Ohren zu schlagen. Für diese Entscheidung gab es mehrere Gründe. Erstens hat die

Weitere Kostenlose Bücher