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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Lemancyzk müssen es ausbaden.
    Unglück liebt Gesellschaft, aber irgendwie ist mir zumute, als hätte ich mehr verloren als all diese anderen Leute. Die Tatsache, daß auch andere leiden werden, ist nur ein sehr geringer Trost.
    Ich denke wieder an Donny Ray. Ich sehe ihn unter dem Baum sitzen und tapfer versuchen, Kraft für seine Aussage zu sammeln. Er hat für die Dieberei von Great Benefit den höchsten Preis gezahlt.
    Ich habe den größten Teil des letzten halben Jahres mit der Arbeit an diesem Fall verbracht, und nun ist diese Zeit vergeudet. Die Kanzlei hat, seit wir damit anfingen, im Durchschnitt monatlich ungefähr tausend Dollar Gewinn gemacht, aber wir wurden angespornt von der Hoffnung auf das große Geld aus dem Black-Fall. In unseren Akten stecken nicht genügend Honorare, um die nächsten beiden Monate zu überleben, und ich denke nicht daran, mich auf irgendwelche Leute zu stürzen. Deck hat einen guten Verkehrsunfall, der aber erst spruchreif wird, wenn der Mandant aus ärztlicher Behandlung entlassen worden ist, was in ungefähr sechs Monaten der Fall sein wird. Und es ist bestenfalls ein Zwanzigtausend-Dollar-Vergleich.
    Das Telefon läutet. Deck nimmt den Hörer ab, hört zu, dann legt er rasch wieder auf. »Irgendein Kerl sagt, er wird Sie umbringen«, sagt er sachlich.
    »Das ist nicht der schlimmste Anruf des Tages.«
    »Im Augenblick würde es mir nichts ausmachen, erschossen zu werden«, sagt er.
    Kellys Anblick hebt meine Stimmung. Wir essen wieder chinesisch in ihrem Zimmer, bei abgeschlossener Tür und mit meiner Waffe unter meinem Mantel auf einem Stuhl.
    Es gibt so viele Gefühle, die uns bedrängen und um Beachtung wetteifern, daß die Unterhaltung nicht leicht ist. Ich erzähle ihr von Great Benefit, und sie ist nur traurig, weil ich so mutlos bin. Das Geld bedeutet ihr nichts.
    Manchmal lachen wir, manchmal weinen wir beinahe. Sie macht sich Sorgen darüber, was die Polizei tun oder herausfinden könnte. Sie hat fürchterliche Angst vor dem Riker-Clan. Diese Leute sind schon als Fünfjährige auf die Jagd gegangen. Waffen gehören für sie zum täglichen Leben. Sie hat Angst davor, wieder ins Gefängnis zurückkehren zu müssen, obwohl ich ihr versichere, daß es dazu nicht kommen wird. Wenn die Polizei und die Staatsanwaltschaft tatsächlich Anklage gegen sie erheben sollten, werde ich vortreten und die Wahrheit sagen.
    Ich komme auf den gestrigen Abend zu sprechen, und sie erträgt es nicht. Sie beginnt zu weinen, und wir schweigen lange Zeit.
    Ich schließe die Tür auf und gehe leise den dunklen Korridor entlang durch das weitläufige Haus, bis ich Betty Norvelle finde, die in ihrem Zimmer allein vor dem Fernseher sitzt. Sie kennt nur Bruchstücke dessen, was gestern abend passiert ist. Ich erkläre, daß Kelly im Moment zu labil ist, um allein gelassen zu werden. Ich muß bei ihr bleiben und bin bereit, notfalls auf dem Fußboden zu schlafen. In diesem Haus ist es streng verboten, daß Männer über Nacht bleiben, aber in diesem Fall macht sie eine Ausnahme.
    Wir liegen zusammen auf dem schmalen Bett, auf den Decken, und halten uns eng umschlungen. Ich habe vorige Nacht überhaupt nicht geschlafen und heute nachmittag nur ein kurzes Nickerchen gemacht, und mir ist zumute, als hätte ich in der ganzen vergangenen Woche keine zehn Stunden geschlafen. Ich kann sie nicht an mich drücken, weil ich Angst habe, ihr weh zu tun. Ich drifte davon.

53
    Das Hinscheiden von Great Benefit mag in Cleveland eine Sensation sein, aber in Memphis nimmt man es kaum zur Kenntnis. Es steht kein Wort darüber in der Mittwochszeitung. Sie enthält einen kurzen Bericht über Cliff Riker. Die Autopsie hat ergeben, daß er an mehreren Schlägen mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf gestorben ist. Seine Witwe ist verhaftet und wieder freigelassen worden. Seine Familie will Gerechtigkeit. Seine Beisetzung findet morgen in dem kleinen Nest statt, aus dem er und Kelly geflüchtet sind.
    Während Deck und ich die Zeitung lesen, trifft ein Fax aus Peter Corsas Kanzlei ein. Es ist die Kopie eines langen Artikels auf der Titelseite einer Zeitung in Cleveland mit den neuesten Entwicklungen im PinnConn-Skandal. Mindestens zwei Geschworenengerichte werden sich mit der Sache befassen. Ganze Wagenladungen von Klagen werden eingereicht gegen diese Firma und ihre Tochtergesellschaften, insbesondere Great Beneft, deren Konkursanmeldung einen eigenen Artikel verdient. Überall werden Anwälte aktiv.
    M. Wilfred

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