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Der Regenmoerder

Der Regenmoerder

Titel: Der Regenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sidney Sheldon
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Theaterstücken angeboten. Aber sie hatte sie alle abgelehnt.
    „Das solltest du aber machen", hatte ihr Vater gesagt. „Schauspieler verdienen viel Geld."
    „Ich bin keine Schauspielerin", hatte sie geantwortet. „Ich bin Bildhauerin."
    „Du solltest aber lieber Schauspieler in werden."
    „Das finde ich nicht", hatte sie gesagt. „Meiner Meinung nach muß man zur Schauspielerin geboren sein."
    „Unsinn!" Doch Akiko glaubte wirklich daran, daß man mit einem bestimmten Talent geboren sein mußte, um Schauspielerin oder Autorin oder Bildhauerin zu werden. Das war eine Gottesgabe. Sie war dankbar für ihr spezielles Talent. Ihre Liebe war das Formen von Skulpturen.
    Es war schon einige Zeit her, seit sie zuletzt in der Kunstgalerie gewesen war, welche ihre Arbeiten verkaufte. Sie beschloß, hinzugehen und sich umzusehen. Der Inhaber, Mr. Yohiro, war ein kleiner, hagerer Mann mit hektischen Bewegungen. Er erinnerte Akiko an einen Vogel.
    „Gut, daß Sie kommen!" sagte er. „Ihre Sachen verkaufen sich prächtig. Die Nachfrage ist groß." ."Das freut mich zu hören", sagte Akiko.
    „Können wir in zwei Wochen eine neue Ausstellung machen?" „Ja", antwortete Akiko.
    Sie erwähnte nicht, daß sie an dem Kopf des Würgers arbeitete; Mr. Yohiro klatschte erfreut in die Hände.
    „Großartig. Meine Kunden werden sehr zufrieden sein. Und vergessen Sie ja nicht, daß die Venusstatue dabei ist." „Ja, ich weiß schon." Aber ich muß erst den Würgerkopf fertig haben, dachte sie im stillen. Dann erst kann ich die anderen Arbeiten in Angriff nehmen, die ich noch vorhabe. Mr. Yohiro lud sie zum Essen ein.
    Sie gingen in ein kleines Lokal in der Nähe, ein Pub. Akiko mochte die Londoner Pubs. Das Essen dort war zwar einfach, aber gut, und die Leute waren sehr freundlich. Viele hatten Dartscheiben, auf die die Gäste Pfeile warfen. Ein paarmal hatte Akiko selbst mitgespielt und gefunden, daß sie ganz gut in Darts war.
    Als sie bestellt hatten, sagte Mr. Yohiro: „Ich bin wirklich stolz auf Sie. Ich wußte vom ersten Augenblick an, daß Sie talentiert sind und großen Erfolg haben würden. Und Sie haben mich nicht enttäuscht."
    „Danke", sagte Akiko. „Ich liebe meine Arbeit. Wenn ich nicht müde würde und ab und zu auch mal schlafen müßte, würde ich Tag und Nacht arbeiten." Sie lächelte. „Es klingt vielleicht etwas arrogant, aber ein wenig ist es, als spielte man Gott, wenn man Ton formt und so zum Leben erweckt."
    Natürlich hatte Akiko, als sie dies sagte, keine Ahnung, daß auch Alan Simpson sich wie Gott fühlte, weil er Menschen das Leben nehmen konnte.
    „Ihre Ausstellung in zwei Wochen wird meine erfolgreichste überhaupt werden", sagte der Galeriebesitzer, „doch dann werde ich Sie vermutlich bald an eine bedeutendere Galerie verlieren."
    „Aber nein", widersprach ihm Akiko lebhaft. „Sie waren der erste, der sich meiner angenommen hat, bei Ihnen bleibe ich. Loyalität zählt im Leben."
    „Ich will mich ja nicht in Ihr Privatleben mischen, aber ich bin trotzdem neugierig. Sie sind so eine hübsche junge Frau, aber immer allein, sooft ich Sie sehe. Haben Sie denn keinen Freund?"
    Akiko schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin zwar mit mehreren Männern ausgegangen, aber keiner hat mich wirklich interessiert." Doch noch während sie dies sagte, dachte sie: Außer Sekio Yamada. Ich möchte wissen, ob er eine Freundin hat. Hoffentlich nicht.
    Zu Mr. Yohiro sagte sie: „Eines Tages möchte ich heiraten und Kinder haben, aber nur zu heiraten, um verheiratet zu sein, ist nicht das Richtige. Man sollte sich schon zuvor der gegenseitigen Liebe sicher sein."
    Mr. Yohiro nickte.. „Ganz meine Ansicht. Ich bin mit meiner Frau seit dreißig Jahren verheiratet, und wir führen immer noch eine glückliche Ehe."
    So plauderten sie und sprachen über Kunst und verschiedene Maler, die in der Galerie vertreten waren, aber den Würger erwähnte Mr. Yohiro mit keinem Wort. Akiko wurde klar, daß er offensichtlich ihr Foto in den Zeitungen nicht gesehen hatte. Denn sonst hätte er sich doch zweifellos nach der Sache erkundigt. Sie beschloß, von sich aus nicht davon zu reden. Das alles würde sowieso bald vorüber sein. Sobald sie den Kopf des Würgers fertig modelliert und Sergeant Yamada übergeben hatte, würde der Mörder rasch gefaßt werden. „Wollen Sie noch mit in die Galerie kommen?" fragte Mr. Yohiro.
    „Danke, nein", sagte Akiko. „Ich muß zurück an meine Arbeit." Zurück zum Würger. Sehr glücklich

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