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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Brennen in Covenants Augen. Er wußte nur zu gut, daß er keineswegs das Richtige getan hatte. Einem Schmerz wie dem, den Blankehans litt, sollte man sich nicht verschließen dürfen, niemals. Aber noch immer beherrschten Furcht und Verzweiflung Covenants Innenleben, legten ihn gänzlich lahm. Er konnte nicht einmal Pechnases Blick erwidern.
    »Ach, Riesenfreund«, sagte Pechnase zu guter Letzt mit einem Aufseufzen. »Auch du bist über jedwedes Maß hinaus voller Gram. Ich weiß nicht, wie ich dir Trost spenden kann.« Unvermittelt bückte er sich, hob mit einer Hand eine lederne Feldflasche in die Hängematte. »Wenn du in meiner Geschichte von der Tat der Auserwählten keinen Trost findest, magst du nicht zumindest Diamondraught trinken und deinem Leibe Ruhe gönnen? Deine Geschichte muß erst noch erzählt werden. Sei nicht so streng mit dir.«
    Pechnases Äußerungen riefen in Covenant Erinnerungen an die tote Atiaran hervor, die er in Andelain getroffen hatte. Indem du dich bestrafst, wirst du dir Bestrafung zuziehen , hatte die Mutter der Frau, die er vergewaltigt hatte und die von ihm in den Irrsinn getrieben worden war, in strengem Mitgefühl zu ihm gesagt. Das ist der Hohn des Verächtertums. Aber an Atiaran mochte Covenant nicht denken. Keinen Trost findest ... Erst jetzt stellte er sich Linden tief drunten im Rumpf der Dromond vor, wie sie das Schicksal des Schiffs in ihren Händen hielt. Den Rhythmus ihres mutigen Vorgehens konnte er nicht hören; doch er sah vor sich ihr Gesicht. Gerahmt von weizenblondem Haar, bezeugte es höchste Konzentration, zeigte verkrampfte Brauen, war beiderseits des Mundes von den Folgen ihrer Strenge gekennzeichnet – und für Covenant schön in allen Umrissen von Bein und Haut.
    Erniedrigt durch das, was sie getan hatte, um das Schiff zu retten, setzte Covenant die Flasche an die Lippen und trank.
     
    Als er erwachte, war die Kabine licht von nachmittäglichem Sonnenschein, und auf der Zunge bemerkte er noch den scharfen Geschmack des Diamondraught. Das Riesen-Schiff machte wieder Fahrt. Er entsann sich keiner Träume. Der Eindruck, der von seinem Schlaf in ihm zurückblieb, war der eines Nichts, der bis zum logischen Extrem getriebenen Gefühllosigkeit eines Leprotikers. Am liebsten hätte Covenant sich umgedreht und wäre nie wieder aufgewacht. Aber als er sich trostlosen Blicks in der vom Sonnenlicht hellen, klaren Kabine umschaute, sah er Linden auf einem der Stühle am Tisch sitzen.
    Sie saß mit gesenktem Kopf und locker in den Schoß gelegten Händen da, als warte sie schon länger an diesem Platz. Ihr Haar glänzte makellos in der Helligkeit, gab ihr das Aussehen einer Frau, die heil aus einer Prüfung hervorgegangen war, vielleicht geläutert, aber nicht geschwächt. Mit inwendigem Aufstöhnen erinnerte sich Covenant an das, was der Alte bei der Haven Farm zu Linden gesagt hatte. Es gibt auch Liebe in der Welt. Und in Andelain hatte die tote Elena, Covenants Tochter, ihn ermahnt: Behüte sie, Geliebter, auf daß sie zuletzt uns alle heilen mag. Bei Lindens bloßem Anblick krampfte sich ihm die Brust zusammen. Auch Linden war längst für ihn verloren. Nichts war ihm geblieben.
    Da spürte sie anscheinend seinen Blick. Sie schaute zu ihm auf, strich sich mit einer unbewußten Geste das Haar aus dem Gesicht; und Covenant sah, sie war nicht völlig unbeeinträchtigt geblieben. Ihr Blick war hohl, Müdigkeit stand in ihren Augen; ihre Wangen waren bleich; und die zwei Fältchen, die von ihrer zierlichen Nase an beiden Seiten des Mundes abwärts verliefen, wirkten so, als wären sie nicht nur durch die Zeit, sondern auch durch Tränen eingekerbt worden. Stumme Auflehnung verdichtete sich in Covenant. Hatte sie die ganze Zeit hindurch, seit die Nicor von dem Riesen-Schiff abgehängt worden waren, hier bei ihm gesessen? Während sie selbst der Erholung bedurfte?
    Doch einen Moment nachdem ihre Blicke sich begegnet waren, stand Linden auf. Ihre Stirn zeigte Furchen der Besorgnis oder des Ärgers. Sie trat näher zur Hängematte, während sie ihn mit ihrer Sinneswahrnehmung erfaßte. Was sie sah, verlieh ihrem Mund einen ernsten Ausdruck. »Ist das wahr?« erkundigte sie sich. »Hast du dich zum Aufgeben entschlossen?« Wortlos zuckte Covenant zusammen. War seine Niederlage so offensichtlich? Aber im nächsten Augenblick spiegelte Lindens Miene Bedauern wider. Sie senkte den Blick, ihre Hände vollführten eine ziellose, unvollständige Geste, als wären sie voller

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