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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Herz – und ebenso die unverhohlene Pein in Lindens Blick. »Aber ehe ich das Land wieder verlasse, ereignet sich jedesmal etwas, das die vorherige Situation wiederherstellt. Manchmal ist mein Körper während meiner Abwesenheit irgendwo hingebracht worden. Ich hörte auf zu bluten ... Oder mein Zustand verschlechterte sich noch mehr. Aber meine körperliche Verfassung war bei jedem Mal nachher genauso, wie sie gewesen wäre, hätte ich mich überhaupt nicht im Land aufgehalten. Und ich bin noch immer Leprotiker. Leprose heilt nicht. Und diesmal habe ich mich, nachdem ich den Messerstich abgekriegt habe – als wir ins Land versetzt worden sind –, mit wilder Magie selber geheilt. So wie ich die Schnitte geheilt habe, die mir die Sonnengefolgschaft beigebracht hat.« Die Gefolgsleute hatten ihm die Handgelenke aufgeschnitten, um sein Blut für ihre Wahrsagung zu verwenden; aber die Narben waren schon fast verschwunden, kaum noch sichtbar. »Doch das bedeutet keinen Unterschied. Was sich hier abspielt, ändert nicht, was drüben geschieht. Es verändert bloß unsere Einstellung dazu.« Nun war seine Scham zu groß, um Lindens Blick länger erwidern zu können. »Darum habe ich dir davon nichts erzählt. Zuerst, am Anfang, dachte ich, du hättest dich schon mit genug auseinanderzusetzen, du könntest die Wahrheit noch früh genug erfahren. Aber nach einiger Zeit hat sich meine Haltung geändert. Ich wollte nicht mehr, daß du's weißt. Ich war der Meinung, ich hätte kein Recht, dich einen Toten lieben zu lassen.«
    Noch während er sprach, schlug Lindens Bestürzung in Zorn um. »Willst du damit sagen«, meinte sie, sobald er schwieg, »du hattest während der ganzen Zeit die Absicht zu sterben?« Ihre Stimme hob sich auf einmal überaus schroff vom stillen Hintergrund des Schiffs und der See ab. »Daß du nicht einmal versucht hast, irgendeinen Weg zu finden, um zu überleben?«
    »Nein!« Verzweifelt sann Covenant darauf, sich zu verteidigen. »Was glaubst du, weshalb ich einen neuen Stab des Gesetzes anfertigen wollte, ihn als so dringend nötig erachtet habe? Ein neuer Stab war meine einzige Hoffnung. Damit hätte ich für das Land kämpfen können, ohne mich auf die Risiken der wilden Magie einlassen zu müssen. Und um dich zurückzuschicken. Du bist Ärztin, oder nicht? Ich wollte, daß du mir drüben das Leben rettest.« Doch der Schmerz wich nicht aus Lindens Blick; und Covenant konnte ihm nicht standhalten, nicht so tun, als wäre das, was er getan hatte, gerechtfertigt gewesen. »Ich habe alles versucht«, fügte er flehentlich hinzu. Aber kein Flehen genügte. »Ich habe dir nichts gesagt, weil ich deine Liebe wenigstens für einige Zeit haben wollte. Das ist alles.«
    Er hörte, wie sie sich bewegte, und ihn marterte die Furcht, sie sei dabei, die Kabine zu verlassen, um ihm für immer die kalte Schulter zu zeigen. Doch sie ging nicht. Sie war zu dem Stuhl zurückgekehrt, hatte sich wieder hingesetzt, als wäre in ihr etwas zersprungen. Die Hände bedeckten ihr Gesicht, als sie sich vorbeugte, und ihre Schultern zuckten. Aber sie gab keinen Laut von sich. Am Totenbett ihrer Mutter hatte sie gelernt, ihr Weinen zu verheimlichen. Ihre Stimme zitterte, als sie sprach. »Warum kommt's immer dahin, daß ich jeden umbringe, der mir etwas bedeutet?«
    Ihr Kummer schmerzte Covenant wie die scharfe Säure seiner Schuld. Auch Lindens Leid fiel zu seinen Lasten. Er verspürte den Wunsch, aus der Hängematte zu steigen, zu Linden zu treten, sie zu umarmen; aber dazu hatte er jedes Recht verwirkt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das eigene Bedauern, seine Reue und sein Aufbegehren zu ersticken. »Es ist nicht deine Schuld. Du hast dir alle Mühe gegeben. Ich hätte dir alles sagen müssen. Du hättest mich gerettet, wär's dir möglich gewesen.«
    Die Heftigkeit von Lindens Reaktion überraschte ihn vollständig. » Hör auf damit!« schnauzte sie ihn an. »Ich habe Augen im Kopf! Selbst einen Verstand. Ich bin kein unschuldiges Kind, das du beschützen mußt!« Die Sonne leuchtete ihr ins Gesicht. »Du liegst hier herum, seit wir wieder an Bord sind, als wärst du für alles verantwortlich. Aber du bist's nicht. Foul hat für all das gesorgt. Er hat dich entsprechend manipuliert. Was hast du jetzt eigentlich vor? Willst du beweisen, daß er recht hat?«
    »Ich kann nichts dagegen machen!« erwiderte er, gequält durch das Salz, das sie in die Wunden seiner Nichtswürdigkeit rieb. »Natürlich hat er recht. Für

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