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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ist noch im Hauptbau. Und sonst kann ich nichts feststellen.« Als sie Covenant anschaute, wirkte sie so streng wie bei ihrer ersten Begegnung. »Ich bezweifle, daß die Gefolgschaft den Turm je benutzt hat.«
    Ein Aufwallen von Erleichterung entstand in Covenant, aber er unterdrückte es. Auch so etwas durfte er sich nicht leisten. Es schwächte seine Kontrolle, ließ Andeutungen von Schwarz in seinen Geist sickern. »Dann los«, sagte er, darum bemüht, sich Linden gleichwertig zu zeigen.
    Mit Nom, Linden, Cail und Fole betrat er den Tunnel; und seine übrigen Begleiter folgten ihm wie Echos.
    Während er den Stollen durchmaß, zog er unwillkürlich die Schultern ein, duckte sich, als rechne er nichtsdestotrotz mit Anschlägen von der Decke des Tunnels. Aber kein Angriff fand statt. Linden hatte den Turm richtig beurteilt. Wenig später stand der ganze Trupp im Innenhof. Der Sonnenschein schimmerte auf der hohen, mit Verteidigungswerken versehenen Vorderfront des Festungsbaus und dem wuchtigen inneren Tor. Die Steinplatten, aus denen die Torflügel bestanden, waren so gleichgewichtig ausbalanciert, eingehängt und schräg verzahnt, daß sie umstandslos und zügig nach außen geöffnet werden konnten und sich genau zusammenfügten, wenn man sie schloß. Sie waren stark genug, um jeder Kraft zu widerstehen, die ihre Erbauer sich auszumalen vermocht hatten. Und nun waren sie geschlossen, versperrten den Zugang wie zusammengebissene Zähne. Die Spalten an ihren Seiten und in der Mitte zwischen ihnen waren kaum erkennbar.
    »Es ist fürwahr, wie ich's gesagt habe«, meinte die Erste leise. »Die Entwurzelten haben an dieser Stätte ein überaus großartiges Werk getan.«
    Sie hatte recht; das Tor sah aus, als müßte es in alle Ewigkeit unzerbrochen bestehenbleiben. Plötzlich fühlte sich Covenant zur Hast gedrängt. Wenn er nicht bald einen Ausweg fand, würde er in Flammen aufgehen wie Zunder und Öl. Die Sonne hatte noch nicht die mittvormittägliche Höhe erreicht; und der Strahl des Sonnenfeuers toste über ihm himmelwärts wie eine Sichel, die titanisch und blutgierig genug war, um alles Leben der Welt hinzuraffen. Sunders Hände umklammerten Krill und Orkrest , hielten sie in Bereitschaft; dennoch wirkte er seltsam eingeschüchtert durch die Gewaltigkeit der Festung, durch das, für was sie stand, was in ihr hauste. Zum erstenmal seit den an der Wasserkante erlebten Gefahren erregte Pechnase den Eindruck, als könne er Panik verspüren, sei er fähig zur Flucht. Lindens Haut war aschfahl. Blankehans hingegen hatte an den Seiten die Fäuste geballt, als wüßte er, daß er nun den Ursachen von Seeträumers Tod nahe war, und hätte nicht die Absicht, noch viel länger zu warten, bis er sich an ihre Beseitigung begeben konnte. Covenant stöhnte im geheimen auf. Er hätte in der vergangenen Nacht zum Angriff übergehen sollen, während der Großteil seiner Begleiter geschlafen hatte. Das Maß seiner Schuld widerte ihn an.
    Mit einer überstürzten Geste seines Arms ließ er Nom auf das Tor los. Anscheinend verstand die Sandgorgone ihn gefühlsmäßig. Mit nur drei Sätzen erlangte sie ihre höchste Schnelligkeit. Sie stürmte vorwärts wie ein Moloch, rannte kopfüber gegen die Fuge zwischen den beiden geschlossenen Steinplatten an. Der Anprall dröhnte durch den Innenhof, schien bis in Covenants Lungen hinein zu erbeben, hallte wie Geschützdonner vom Turm wider. Der Stein unter seinen Füßen erbebte; einem Heulen gleiche Schwingungen durchliefen die Brustwehren. Die Stelle, die Nom gerammt hatte, war verbogen und eingebeult, als bestünden die Torflügel aus Holz. Aber das Tor hielt.
    Das Biest trat zurück, als wäre es verblüfft. Es drehte den Kopf, wie um Covenant eine Frage zu stellen. Doch im nächsten Moment packte die angeborene, ungestüme Wildheit aller Sandgorgonen es, und es begann mit der ganzen fürchterlichen Kraft seiner Arme auf das Tor einzuschlagen. Anfangs langsam, dann immer schneller hieb das Vieh wie mit großen Hämmern in ständigem Wechsel mal mit dem einen, dann dem anderen Arm zu, stets fester und schneller, fester und schneller, bis den Innenhof pausenloses Gedonner erfüllte und der Stein aus Qual zu kreischen schien. Covenant trug dafür die Verantwortung; doch das Tor blieb fest, widerstand dem Gehämmer. Bruchstücke und Splitter flogen umher; granitene Zähne schienen aufeinander einzuschreien; es war, als ob die Fliesen des Innenhofs sich kreuz und quer verschöben, zu tanzen

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