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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der Sonnenschein fiel nur ein kurzes Stück weit über die Schwelle des zertrümmerten Tors; und aufgrund irgendeiner Eigentümlichkeit schien der hohe Stein die Helligkeit zu absorbieren; und eine andere Lichtquelle gab es nicht. Zu spät begriff Covenant, daß man die Eingangshalle auf sein eventuelles Eindringen vorbereitet hatte.
    Mit einem Krachen sausten schwere hölzerne Sperrwände herab und verschlossen das Portal. Rings um die Gefährten dröhnte plötzliche Mitternacht. Unwillkürlich ließ Covenant aus seinem Ring eine Flamme flackern. Dann aber löschte er sie wieder. Sein Feuer brannte nun vollkommen schwarz, wirkte so verderbt wie das Gift. Es spendete nicht mehr Licht als der innere Schrei, der gegen seine Selbstkontrolle brandete, ihm die Kehle zu zerreißen und Schwelgenstein zu zerspellen drohte.
    Im ersten Moment des Schreckens regte sich niemand. Die Dinge, die unsichtbar blieben, schienen sogar die Erste und die Haruchai mit Handlungsunfähigkeit zu schlagen. »Sunder«, keuchte schließlich Linden. Ihre Stimme zitterte vehement; sie redete wie eine Irre. »Verwende den Krill. Sofort!«
    Covenant wollte sich nach ihr umdrehen. Was ist? gedachte er nachzufragen. Was siehst du? Doch sein ungenaues Gehör konnte nicht feststellen, wo in der Dunkelheit sie sich befand. Sein Blick fiel auf Sunder, als der Krill kräftigen weißen Lichtschein durch die Halle schwallte wie ein Läuten.
    Als Hollians schriller Aufschrei dem Licht hinterdreinhallte, war Covenant darauf völlig unvorbereitet. »Des na-Mhoram Zorn !«
    Der Silberglanz verwirrte Covenant. Er konnte weder sehen noch denken. Der Zorn! Die Gefährten waren schon einmal mit einer solchen Erscheinung attackiert worden; sie hatte na-Mhoram-In Memla getötet, Linden und Cail beinahe das Leben gekostet. Unter freiem Himmel. Und hier, im geschlossenen Raum der Eingangshalle ... Und Schwelgenstein mußte dadurch schwere Beschädigungen erleiden. Er hatte die Reste eines Dorfs gesehen, das dem Zorn zum Opfer gefallen war: die traurigen Überbleibsel von Steinhausen Bestand, Hamakos Geburtsort. Die Ätzkraft, die in dieser Sendung, diesem Fluch des na-Mhoram stak, hatte die gesamte Ortschaft zu Schutt zerfressen.
    Covenant fuhr herum, in der Absicht, sich der Gefahr zu stellen; aber er konnte noch immer nicht sehen. Rund um ihn wimmelten seine Begleiter durcheinander. Für einen Augenblick nahen Irrsinns glaubte er, sie flöhen. Aber da packte Cail seinen Arm, mißachtete den Schmerz, den Covenants unterdrücktes Feuer ihm verursachen mußte. Covenant hörte die strenge Stimme der Ersten. »Nebelhorn, wir brauchen mehr Licht. Auserwählte, verschaffe uns Aufklärung. Wie vermögen wir uns dieser Kraft zu erwehren?«
    Von irgendwo jenseits seiner Blindheit vernahm Covenant die Antwort Lindens. »Nicht mit deinem Schwert!« Die Zittrigkeit ihrer Stimme verzerrte ihre Äußerungen; es bereitete ihr Mühe, sie verständlich auszusprechen. »Wir müssen sie irgendwie ersticken! Oder ihr irgendwas anderes zu brennen geben!«
    Covenants Sicht klärte sich früh genug, so daß er die schwarze, glutheiße Gewitterwolke des Zorn dicht unter der Decke der Halle sich auf die Gefährten zuwälzen sah. Innerhalb der Räumlichkeit wirkte sie ungeheuer machtvoll. Nom war nirgends zu sehen; doch in den Knien spürte Covenant Schwingungen im Fußboden, als griffe die Sandgorgone Räume weiter im Innern der Festung an. Oder vielleicht fürchtete Schwelgenstein selbst, was der na-Mhoram da entfesselt hatte.
    Vom Portal ertönten die Geräusche von Holz, dem jemand gewaltsam zusetzte; Nebelhorn versuchte, die Barriere niederzureißen, die die Halle verschloß. Aber sie war mit aller Robustheit konstruiert worden, die ihr die Sonnengefolgschaft hatte verleihen können. Sie knarrte und knackte, während Nebelhorn auf sie eindrosch, gab jedoch nicht nach.
    Sobald das Brodeln der schwarzen Wolke direkt über den Gefährten hing, zerplatzte sie mit einer fürchterlichen, lautlosen Erschütterung, die Covenant der Länge nach niedergeworfen hätte, wäre er nicht von Cail festgehalten worden. Im gleichen Moment zerfiel der Zorn in tiefschwarze Flocken, die mit mörderischer Bedrohlichkeit herabgeschwebt kamen, schroff wie Felsbrocken und korrosiv wie Säure. Das dichte Gestöber der Flocken breitete sich über der Gruppe der Gefährten aus.
    Covenant wollte sein Feuer anwenden, um seine Freunde zu schützen. Er glaubte, keine andere Wahl zu haben; Gift und Furcht drängten ihn

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