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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihre Heimat zurückkehren. Aber wenn Sunder oder Hollian irgendwas passieren sollte ...« Der bloße Gedanke erfüllte ihn mit Entsetzen. »Ich möchte, daß ihr euch um sie kümmert. Ihr alle. Unbedingt.« Dafür war er sogar Linden zu gefährden bereit. »Das Land muß eine Zukunft haben.«
    »Wir vernehmen deine Worte, Ur-Lord.« Cails Tonfall verriet nicht, ob er erleichtert war, gerührt oder pikiert. »Wenn Not dräut, werden wir deiner Worte gedenken.«
    Damit mußte sich Covenant zufriedengeben.
    Nom hatte Covenant ein Stück weit überholt, schaukelte auf die riesige Festung zu, als hätte deren Anblick in ihr eine kollektive Erinnerung an den Sandwall ausgelöst, den die Bhrathair einst zur Abwehr der Sandgorgonen gebaut hatten, in der Zeit, ehe Kasreyn sie in den Schrecken der Sandgorgonen bannte. Das Biest schwang erwartungsvoll seine Arme. Grimmig schritt Covenant schneller aus.
    Auf diese Weise, neben sich Linden, zwei Steinhausener und vier Riesen hinter seinem Rücken und elf Haruchai in nächster Nähe, zog Thomas Covenant hinauf nach Schwelgenstein, um sich mit der Sonnengefolgschaft und ihrem Sonnenfeuer zu messen.
    Die Festung zeigte keine Reaktion. Vielleicht wußte der na-Mhoram nicht, was eine Sandgorgone war, hatte erst zu beobachten vor, was sie ausrichten konnte, bevor er Covenant noch einmal zu provozieren versuchte. Oder womöglich hatte er den Entschluß gefällt, auf weitere Provokationen zu verzichten und statt dessen die Verteidigung vorzubereiten. Vielleicht hatte der Wütrich tief drunten im Pfuhl seiner Bosheit einen kleinen Wurm der Furcht entdeckt. Die Vorstellung gefiel Covenant. Was die Gefolgschaft dem Lande mit ihrem Sonnenfeuer angetan hatte, konnte nicht verziehen werden. Auch wie der Wütrich den uralten, ehrbaren Großrat des Lords in eine Plage verwandelt hatte, war unverzeihlich. Und für Gibbons an Linden begangene Abscheulichkeit kannte Covenant keine andere Genugtuung als die vollständige Säuberung der Festung von allem Üblen.
    Jenen nämlich, die in ihren Händen das Geschick der Erde halten, mangelt's an Rechtfertigung für derlei wie Vergeltung.
    Den Teufel, knirschte Covenant bei sich. Den Teufel mangelt's ihnen.
    Doch sobald er unterhalb des Festungsturms anlangte, ließ er Nom anhalten und blieb stehen, um den Tunnel zu beobachten. Inzwischen stand die Sonne hoch genug, um den Innenhof zu erhellen; aber dadurch vertiefte sich die Düsterkeit des Tunnels um so mehr. Die Fenster und Schießscharten des Turms machten den Eindruck, als wären die dahinter befindlichen Räume verlassen. Ein Schweigen lag über der Festungsstadt, das an die kryptische Stille der Toten gemahnte. Kein Wind war spürbar, kein Lebenszeichen zu erkennen, sah man einmal ab vom ungeheuren, heißen Strahl des Sonnenfeuers. Zwischen den zwei erschlagenen Landläufern war der Erdboden übersät mit verkohlten Wespen. Die eigenen Gefallenen hatten die Gefolgsleute um ihres Blutes willen in die Festung mitgenommen. Aber rote Flecken und Spritzer kennzeichneten den Stein vorm Turm, wie um Covenant anzuzeigen, daß er hier richtig sei.
    Er wandte sich an Linden. Ihre Verkrampftheit und Fahlheit erschreckte ihn; doch er konnte es sich nicht länger leisten, sie zu schonen. »Der Turm«, sagte er, während sich die Gefährten hinter ihm sammelten. »Ich muß wissen, ob er leer ist.«
    Die Bewegung ihres Kopfs, als sie ihn zum Turm hob, wirkte fatal langsam, als drohe sie wieder von ihrer alten Lähmung übermannt zu werden. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte Gibbons Berührung sie ums Haar in Katatonie gestürzt. Der Untergang des Landes wird auf deinen Schultern lasten. Durch Auge, Ohr und Tastsinn wirst du zu dem gemacht, dessen der Verächter bedarf. Einmal hatte sie Covenant angefleht: Covenant, du mußt mich aus dieser Sache rausbringen. Bevor man mich dazu zwingt, dich zu töten!
    Diesmal aber flehte sie nicht, versuchte sich nicht vor den Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu drücken. Ihre Stimme klang abgestumpft und nach Benommenheit; doch sie ging auf Covenants Forderung ein. »Schwer zu sagen«, murmelte sie. »Es ist schwierig, neben dem Sonnenfeuer etwas wahrzunehmen. Es will mich ... will mich zur Sonne schleudern. Für immer in die Sonne werfen.« Furcht machte ihre Augen glasig, als wäre ihr Sturz in die Sonne längst unabwendbar. Im nächsten Moment jedoch runzelte sie die Stirn. Ihre Augen blickten wieder schärfer drein. »Aber Gibbon ist nicht da. Nicht im Turm. Er

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