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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verließ die Halle der Geschenke wie ein wachsendes Flackern von Feuer.
    Doch als er den Fuß auf die Treppe setzte, schloß sich eine Hand um seinen Geist, und er verharrte. Ein fremder Wille zwang sich seinem auf, enthob ihn aller Wahl. Bitte , raunte das andere Bewußtsein ihm zu. Bitte nicht. Obwohl er sich keiner besonderen Sinne bedienen konnte und kaum noch richtig bei Verstand war, erkannte er Lindens mentale Berührung. Mit ihrer Wahrnehmung ergriff sie von ihm Besitz. Tu dir das nicht an. Durch das psychische Band zwischen ihnen spürte Covenant, daß sie heftig weinte. Doch hinter ihrem Schmerz lag starke Leidenschaft. Sie wollte nicht hinnehmen, daß er so ein Ende fand; ihm nicht erlauben, wohlbewußt aus ihrem Leben zu scheiden. Ich kann es nicht zulassen. Covenant hatte für sie Verständnis. Wie hätte er keines haben können? Zu sehr war sie allem ausgesetzt. Sie sah, daß er die Kontrolle kaum noch aufrechterhalten konnte. Und seine Absichten mußten ihr offensichtlich sein; seine Verzweiflung war zu außerordentlich, um für sie unerkennbar zu bleiben. Sie versuchte ihn zu retten. Du bedeutest mir zuviel. Aber darin lag keine Rettung; nur Untergang. Sie hatte den Umstand, daß er sie so dringlich brauchte, falsch ausgelegt. Was sollte sie sich in bezug auf ihn erhoffen können, wenn sein Wahnsinn erst einmal unwiderruflich geworden war? Und wie sollte sie, die Folgen von Besessenheit an ihre Seele gekettet, dem Verächter gegenüberzutreten imstande sein?
    Covenant verzichtete darauf, sich ihrer mit Feuer zu erwehren. Er mochte sie nicht in Gefahr bringen. Statt dessen besann er sich auf das ›Schweigen‹, das ihm von den Elohim aufgezwungen worden war, und das Delirium des Gifts. Sie hatten in der Vergangenheit genügt, um Linden abzuschrecken. Nun bot er beides zusammen auf, bemühte sich absichtlich darum, die Pforten seines Bewußtseins zu schließen, Linden auszusperren. Linden war stärker als je zuvor. Sie hatte viel gelernt, vieles angenommen. Sie war mit ihm auf unauslotbar intime Weise vertraut. Sie vergoß um ihn heiße Tränen, und ihr Verlangen nach ihm entsprang den Wurzeln ihres Daseins. Ihre Willenskraft klammerte sich mit weißglühendem Griff an seinen Willen und wollte nicht von ihm ablassen.
    Es war schwer, sie aus seinem Innern zu verdrängen, grauenvoll hart. Er mußte nicht nur ganz und gar sie, sondern auch die Hälfte seiner selbst überwinden, die eigene, so tiefe Sehnsucht nach ihr niederringen. Aber noch immer verstand sie ihn nicht. Nach wie vor befürchtete sie, er werde von dem gleichen, zu Bosheit ausgewachsenen Selbstmitleid getrieben, das ihren Vater zugrunde gerichtet hatte. Und sie war zu arg durch die Gräßlichkeit von Gibbons Macht und Blankehans' Tod getroffen worden, um über das, was sie tat, Klarheit zu haben. Zu guter Letzt konnte Covenant seine geistige Tür hinter sich schließen, Linden zurücklassen, indem er wieder die Treppe zu ersteigen begann.
    »Ich liebe dich!« schrie Linden ihm hoffnungslos und verzweifelt hinterdrein. Das veranlaßte ihn zu einem Moment des Zögerns. Aber dann riß er sich zusammen und setzte den Weg nach oben fort.
    Das Schwellen einer Flut schwarzen Feuers schien ihn zu tragen, während er die Richtung zur Heiligen Halle nahm. Zweimal begegnete er Grüppchen von Gefolgsleuten, die ihm erbitterten Widerstand zu leisten versuchten, als könnten sie spüren, was er im Sinn hatte. Doch er war unangreifbar geworden und konnte sie einfach ignorieren. Gefühl und Erinnerung führten ihn zum Grund der riesigen Räumlichkeit im Herzen Schwelgensteins, in der das Sonnenfeuer brannte. In ihr pflegten früher die einstigen Bewohner der Stadt zusammenzukommen, um ihre gemeinsame Hingabe an das Land gemeinschaftlich zu bekräftigen. Ihr Rund wies ringsherum Balkonreihen auf, und dort hatten die Menschen den Lords gelauscht, wenn sie von der Estrade am Boden der Halle aus zu ihnen sprachen. Die Estrade war nicht länger vorhanden, durch eine Grube ersetzt worden, in der das Sonnenfeuer sich von Blut nährte.
    Am ersten Eingang zur Halle, den er erreichte, blieb er stehen. Findail wartete dort auf ihn. Der gelbliche Gram in den Augen des Ernannten war unverändert geblieben. Sein Gesicht ähnelte einer Ödnis der Furcht und alteingefleischter Pein. Aber der Ärger, den er Covenant so oft hatte spüren lassen, war verschwunden. Statt dessen war dem Elohim schlichtes Bedauern anzumerken. »Du gehst in den Tod, Ringträger«, sagte er

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