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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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leise. »Nun verstehe ich dich. Du läßt dich auf ein verwegenes Wagnis ein. Ich vermag nicht abzusehen, wie's enden wird – und ich weiß nicht, wie ich mich deiner als würdig erweisen soll. Doch ich werde nicht von deiner Seite weichen.«
    Das berührte Covenant, wenngleich die Rukh der Gefolgsleute ihn nicht hatten anrühren können. Es gab ihm die Kraft zum Betreten der Heiligen Halle.
    Dort schlug das Sonnenfeuer ihm entgegen, röhrte wie der Glutofen der Sonne. Die Flammen loderten bis zu den höchsten Balkonen empor, auf denen nun das immense eiserne Dreieck des Meister- Rukh ruhte, der die Kraft des Sonnenfeuers den Gefolgsleuten zuleitete. Die Hitze schien ihm augenblicklich das Gesicht zu verkohlen, die Lungen zu versengen, das vergängliche Leben seines Fleischs einzuäschern und durch ihn bis hinab zu den letzten Bastionen seines Willens zu lohen. An seinem Unterarm glühten die Narben der Schlangenbisse wie in boshaftem Vergnügen. Dennoch war er nicht zu schrecken, kannte kein Zögern. Er hatte seine Schritte aus freiem Entschluß auf diesen Pfad gelenkt; sich vollständig mit ihm abgefunden. Er nahm sich lediglich noch die Zeit, um den Meister- Rukh in einen Regen geschmolzenen Metalls zu verwandeln, so daß er die überlebenden Gefolgschaftsmitglieder von der Quelle ihrer Macht abschnitt; dann trat er in das Inferno des Sonnenfeuers.
    Das ist die Gnade, die dir zuteil geworden ist. Ein kleiner, lichter Raum wie ein Hoffnungsschimmer tat sich in seinem Herzen auf, als er seinen Träumen ins Sonnenfeuer folgte. Zu tragen, was getragen werden muß.
    Nach einer Weile brannte all das Schwarz in ihm nur noch weiß.

 
     
     
     
     
     

ZWEITER TEIL
     
     
     
     
     
     

APOTHEOSIS

11
     

NACHLESE
     
     
    Nur durch den schmerzlichen Drang ihrer Not aufrecht und in Bewegung gehalten, stieg Linden Avery durch die Korridore Schwelgensteins hinab, folgte dem immer stärkeren Strom von Wasser ins Innere der Festung. Sie hatte Nom auf dem Hochland-Plateau zurückgelassen, wo die Sandgorgone auf den Kanal achtgab, der von ihr vom Ausfluß Glimmermeres bis zum oberen Zugang der Festung durch den puren Fels und das abgestorbene Erdreich gepflügt worden war; und das makellos gebliebene Wasser des Bergsees floß nun auf einem durch die Erste, Pechnase und einige Haruchai vorbereiteten Weg an Linden vorüber.
    Die Wasser des Glimmermere-Sees, trotz der langen, harten Ära des Sonnenübels noch immer rein, schimmerten blau unter der spätnachmittäglichen Sonne der Dürre, bis sie sich wie Stromschnellen in die Festung zu ergießen begannen. Drinnen glitzerte Fackelschein auf ihrem Dahinrauschen, so daß sie der Freude der Berge glichen, während sie Gänge durchspülten, an geschlossenen Türen und eigens errichteten Dämmen ihren Lauf änderten, weißlich Treppen hinunterschäumten. Die Riesen kannten sich mit Stein aus; sie verstanden die innere Sprache der Festung. Der Weg, den sie dem Wasser vorgezeichnet hatten, führte mit bewundernswerter Verschlungenheit und Unausweichlichkeit zum selben Ziel, dem auch Linden entgegenstrebte.
    Dabei handelte es sich um eine offene Tür zum Boden der Heiligen Halle, in der das Sonnenfeuer noch loderte, als hätte Thomas Covenant nie im Herzen der Lohe gestanden und gen Himmel geschrien. In ihrer Wut und Verzweiflung hatte sich Linden diese Methode ausgedacht – den Rückgriff auf die Fluten des Glimmermere-Sees –, um die feurige Macht der Sonnengefolgschaft buchstäblich auszulöschen. Als Covenant die Halle der Geschenke und seine Freunde verlassen hatte, war Linden ersichtlich gewesen, wohin er ging, und sie hatte ihn verstanden – oder geglaubt, ihn zu verstehen. Sie hatte gedacht, er wolle seinem Leben ein Ende machen, um nicht länger für die Menschen, die er liebte, eine Gefahr zu sein, wie ihr Vater getrieben von Selbstmitleid. Doch in der Gegenwart des Gibbon-Wütrichs hatte sie die Erkenntnis gewonnen, daß ihre eigene frühere, so starke Lust am Tod in Wirklichkeit nichts anderes war als schwarze Gier nach Macht, nach ewigem Gefeitsein gegen jeden Tod. Und anhand der Art und Weise, wie diese Schwärze in ihr wirkte und anschwoll, war sie zu begreifen fähig gewesen, daß niemand einer solchen Gier nachgeben konnte, ohne ein Diener des Verächters zu werden. Durch den Opfergang, den Covenant nach ihrer Meinung beabsichtigte, würde seine Seele, so befürchtete sie, ein für allemal Lord Foul verfallen. Deshalb hatte sie ihn aufzuhalten versucht. Doch

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