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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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kostbar, um sie mit Schlafen zu verbringen. Seit der Krise in der Höhle des Einholzbaums hatte sie nicht wieder in seinen Armen gelegen; und nun bemühte sie sich darum, ihren begierigen Nerven jeden Eindruck, jede Berührung, jede Kontur Covenants einzuprägen.
    Wäre ihm an Schlaf gelegen gewesen, hätte sie ihn nur mit Widerwillen losgelassen. Aber er hatte von neuem seine Haltung vollkommener Sicherheit eingenommen, als könne sie ihm auch den Nachtschlaf ersetzen; und sein Verlangen nach Linden war so eindringlich wie ein Akt der Gnade. Von Zeit zu Zeit fühlte sie, wie er das Lächeln lächelte, das nur ihr gehörte; und einmal weinte er, als wären seine Tränen die gleichen wie ihre. Doch sie schliefen beide nicht.
    An den Randbereichen ihrer Wahrnehmung war sich Linden der gewaltigen Festung ringsherum bewußt. Sie spürte Cails beschützerische Präsenz vor der Tür. Sie bemerkte es, als das Sonnenfeuer zu guter Letzt erlosch, erstickt durch die übermächtigen Fluten des Glimmermere-Sees. Und während der mißbrauchte Stein der Heiligen Halle abkühlte, gab die ganze Festungsstadt einen langgezogenen, granitenen Seufzer von sich, der jede Mauer, jeden Flur durchhauchte wie Erleichterung. Schließlich merkte sie, wie der Zustrom von Wasser aus dem entlegenen See aufhörte, als Nom den Abfluß zu den Schleierfällen wieder ins ursprüngliche Bett leitete. Zumindest für den Rest dieser einen Nacht war Schwelgenstein erneut zu einer Stätte des Friedens geworden.
    Aber noch vor Anbruch der Morgendämmerung erhob sich Covenant von Mhorams nun so intim gewordener Bettstelle. Während er sich anzog, drängte er Linden, sie möge das gleiche tun. Sie kam der Aufforderung ohne Fragen nach. Die Gemeinsamkeit zwischen ihnen war nun bedeutsamer als irgendwelche Fragen. Und sie konnte Covenant unmißverständlich durchschauen und wußte, daß das, was er im Sinn hatte, ihm Freude bereitete. Das genügte ihr. Nachdem sie ihre Glieder wieder in die vage Mißbehaglichkeit ihrer alten Kleidungsstücke gehüllt hatte, ließ sie sich von ihm mit seinen gefühllosen Fingern bei der Hand nehmen und stieg mit ihm durch die stille Festung hinauf zum Hochland-Plateau.
    Am Ausgang Schwelgensteins hieß Covenant den Haruchai, zu warten und dafür zu sorgen, daß sie ungestört blieben. Dann führte Covenant sie, die Schritte beschwingt von fröhlicher Hast, erst west- und danach nordwärts, an der Krümmung des Plateaus entlang, zu dem unheimlichen Bergsee, dessen Wasser Linden gegen das Sonnenfeuer eingesetzt hatte, ohne ihn je gesehen zu haben. Zum Glimmermere, in den Mhoram den Krill Loriks versenkt und ihn so für die Zukunft des Landes bewahrt hatte. Dem das einzige Wasser entsprang – abgesehen von den Gewässern Andelains –, das stark genug war an Erdkraft, um dem Sonnenübel zu widerstehen. Und wo man, wie Linden sich nun entsann, Covenant eröffnet hatte, seine Träume seien wahr. Linden hatte das Empfinden, daß er sie nun zum Quell seiner persönlichsten Hoffnungen brachte.
    Von Osten her breitete sich am Horizont ein Streifen Grau aus, begann die Sterne zu verschleiern, kündete die morgendliche Dämmerung an. Einige Kilometer weiter im Westen erhoben sich die Berge an den Himmel; doch die Hügel des Hochlands waren keineswegs zerklüftet. In früheren Zeiten waren ihre Weiden und Felder so einträglich gewesen, daß sie im Notfall die ganze Stadt ernähren konnten. Jetzt dagegen war der Erdboden unter Lindens sensitiven Füßen kahl; etwas von ihrer Müdigkeit, ein Anflug ihrer Stimmungen innerer Ödnis, stellte sich wieder ein, als sickere es ihr durch die Fußsohlen zu. Das Geräusch des Wassers, das in der Nähe unsichtbar zu den Schleierfällen floß, schien einen Unterton der Bedrückung und Unsicherheit aufzuweisen, als stünde das Schicksal der Erde in irgendeiner Weise überall dort, wohin sie gerade ihre Schritte lenkte, auf des Messers Schneide und drohe sich zum ärgsten zu wenden. Während das Sonnenübel abermals das Land zu beschleichen begann, kam Linden zu Bewußtsein, daß Covenants Erläuterung seiner neuen Absichten keinen richtigen Sinn ergab.
    Es gibt da ein paar Sachen, die Foul nicht kapiert. Ich habe vor, sie ihm zu erklären. Niemand außer einem Menschen, der es überlebt hatte, mitten ins Sonnenfeuer zu treten, hätte diese Worte äußern können, ohne daß sie nach Verrücktheit klangen.
    Aber auf dem Plateau herrschte noch die trockene Kühle der Nacht vor; und Covenants

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