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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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mehr von Fouls Gnade abhängig!« O Geliebter! »Du kannst ihn besiegen.« Da verdüsterte plötzliches Weh Covenants Miene. Schlagartig verstummte Linden, zu begreifen außerstande, inwiefern sie ihn verletzt haben könnte. Als er nicht antwortete, widersetzte sie sich ihrer Verwirrung, verdrängte sie. »Ich versteh's nicht richtig«, sagte sie so ruhig, wie es ihr möglich war. »Ich kann's einfach nicht. Du mußt mir erläutern, wie die Dinge stehen.«
    »Ich weiß«, entgegnete Covenant gedämpft. »Ich weiß.« Doch seine Aufmerksamkeit galt nun der zerstochenen Mitte der Tischplatte, als könne keine Macht der Welt je dazu in der Lage sein, das Messer aus seinem Herzen zu ziehen; und Linden befürchtete, ihn verloren zu haben. »Ich habe ein paarmal gesagt«, fügte er dann jedoch hinzu, »ich hätte alle Schuld satt. Auch das ist jetzt anders.« Er schöpfte tief Atem, um sich zu beruhigen. »Meine Schuld ist nichts mehr, das mich belastet. Ich bin Schuld. Ich werde nie wieder irgendwelche Macht anwenden.« Linden wollte Einspruch erheben; aber seine innerliche Gewißheit hielt sie zurück. Mit Mühe bewahrte sie Schweigen, als er ein altes Lied zu zitieren anfing.
     
    »Wilde Magie, gedruckt in jeden Stein,
    harrt weißen Goldes, das sie freiläßt oder bändigt,
    Goldes, von seltenem Erz, fremd dem Schoß des Landes,
    unbeherrscht, unbezähmt, ungemäßigt
    durchs Gesetz, wonach das Land erstanden ...
    Vielmehr Grundstein, Achse, Angelpunkt
    der Wirrnis, woraus Zeit geschaffen ...
    Wilde Magie, gefangen in jedem Teilchen Sein,
    gebändigt oder frei durch Gold ...
    Weil dessen Macht der Anker ist des Lebensbogens
    der Zeit, da über sie gewölbt, auch meistert ...«
     
    Angespannt lauschte Linden ihm, versuchte den Sinn zu begreifen. Zur gleichen Zeit aber wirbelten ihre Gedanken, und unvermutet entsann sie sich an Dr. Berenford. Er hatte sich bemüht, ihr Covenant verständlich zu machen, indem er auf einen von Covenants Romanen Bezug nahm. Dem älteren Arzt zufolge argumentierte das Buch dahingehend, Unschuld sei eine wunderbare Sache, nur wäre sie machtlos. Schuld ist Macht. Nur die Verdammten können erlöst werden. Diese Erinnerung, so kam es ihr vor, gab einen gewissen Aufschluß über die Art von Covenants neuer Selbstsicherheit. War es das? Bezweifelte er nicht länger, verdammt zu sein?
    Für einen Moment schwieg Covenant. »Grundstein«, wiederholte er dann. »Der Bogen der Zeit wird durch wilde Magie zusammengehalten. Und der Bogen der Zeit ist es, der der Erde den Ort für ihre Existenz gibt. Sie für Lord Foul zum Gefängnis macht. Deshalb will er meinen Ring. Um die Zeit zu zertrümmern, damit er ausbrechen kann. Aber so einfach ist das alles nicht mehr. Die wilde Magie ist mit mir verschmolzen. Ich bin wilde Magie. Auf gewisse Weise bin ich selbst zum Grundstein des Bogens der Zeit geworden. Oder ich werde es sein ... falls ich dem, was ich bin, freien Lauf lasse. Falls ich je wieder Macht anzuwenden versuche. Aber das ist noch nicht alles. Wäre das alles, könnte ich's ertragen. Ich wäre bereit, in alle Ewigkeit der Bogen der Zeit zu sein, könnte Foul dadurch geschlagen werden. Allerdings bin ich eben nicht ausschließlich wilde Magie. Ebensogut bin ich Gift. Lord Fouls Gift. Kannst du dir vorstellen, wie es auf der Erde aussähe, bestünde der Grundstein des Bogens der Zeit aus Gift? Wenn alles auf der Welt, jeder Bestandteil des Lebens, nicht nur auf wilder Magie, sondern auch auf Gift beruhen würde? Das wäre so schlimm wie das Sonnenübel.« Langsam hob er den Kopf, widmete Linden einen Blick, der sie zu durchbohren schien. »Den Gefallen werde ich ihm nicht tun.«
    Linden fühlte sich vollkommen dazu außerstande, das auszudrücken, was in ihr vorging; doch sie vermochte nicht damit aufzuhören, es wenigstens zu versuchen. Sie ersah die Wahrheit in dem, was er sagte; er hatte den Wandel, der sich in ihm vollzogen hatte, für sie in Worte gefaßt. Im Sonnenfeuer hatte er sich eine solche Unfähigkeit zur Machtausübung verliehen, daß er einer Verkörperung purer Unschuld glich. Die Macht, dem Verächtertum widerstehen zu können, der Sinn seines Lebens, war ihm ausgebrannt worden. »Aber was dann?« erkundigte sie sich, übervoll mit Sehnsucht nach ihm. »Was wirst du tun?«
    Covenant verzog straff die Lippen, bleckte die Zähne. Für einen Augenblick wirkte er, als erfülle ihn äußerste Furcht. In seiner Stimme jedoch schwang keinerlei Furcht mit. »Als ich in Andelain Elena

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