Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
sanken, begann ihr die Kopfhaut zu reiben, das Haar zu waschen. Und die scharfe Kälte des Wassers spülte allen Dreck und die Fettigkeit aus ihren Haaren, als vollzöge er ein Zeichen der Versöhnung.
    Linden wand sich in Covenants Griff, erwiderte seinen Kuß. Dann schubste sie ihn von sich und kehrte an die Oberfläche zurück, schnappte nach Luft, als wäre sie ein konzentriertes Elixier des Vergnügens. Sofort tauchte auch Covenant vor ihr wieder auf, schüttelte sich mit einer ruckartigen Kopfbewegung die Nässe aus dem Gesicht, schaute sie mit einem Licht in den Augen an, das Gelächter glich.
    »Du ...!« schnaufte Linden, lachte beinahe selber. »Das mußt du mir erklären.« Am liebsten hätte sie die Arme um ihn geschlungen; doch dann wäre sie zum Reden außerstande gewesen. »Das ist wundervoll!« Über ihr erhellte die Sonne der Dürre die westlichen Hügelkuppen, und ihr Schimmern tanzte über die Wasserfläche des Bergsees. »Wie kommt es, daß ich verschwinde und du nicht?«
    »Das hängt mit dem zusammen, was ich dir erzählt habe!« antwortete Covenant, indem er Wasser nach ihr spritzte. »Wilde Magie und Gift. Der Grundstein des Bogens der Zeit.« Während er in diesem See schwamm, konnte er sogar solche Äußerungen tun, ohne daß sie seinen Frohsinn trübten. »Als ich das erste Mal im See war, habe ich mich auch nicht sehen können. Du bist normal! « Voller Ausgelassenheit hob er seine Stimme. »Glimmermere erkennt mich!«
    Da schlang Linden die Arme um seinen Hals; und sie sanken gemeinsam in Glimmermeres Umarmung. Intuitiv verstand Linden nun zum erstenmal den Charakter seiner Hoffnung. Sie wußte nicht, was sie bedeutete, hatte keine Möglichkeit zur Bewertung ihrer Implikationen. Aber sie fühlte sie in ihm leuchten wie das reine, klare Wasser; und sie sah, daß seine Selbstsicherheit nicht zu verwechseln war mit der Zuversicht der Verzweiflung. Oder jedenfalls nicht ausschließlich auf dem einen oder anderen beruhte, das in ihm eine Rolle spielte. Gift und wilde Magie: Verzweiflung und Hoffnung. Das Sonnenfeuer hatte sie in ihm vereint und pur gemacht.
    Nein, es wäre falsch gewesen, hätte sie behauptet, seine Hoffnung zu verstehen. Aber sie erkannte sie in ihm, so wie Glimmermere. Und so drückte und küßte sie Covenant heftig und leidenschaftlich, bespritzte ihn mit Wasser und kicherte wie ein Mädchen, blieb mit ihm in dem unheimlichen Bergsee, bis dessen Kälte sie zuletzt aus dem Wasser trieb; sie setzte sich auf eine Felsfläche am Ufer und ließ sich von der Sonne der Dürre wärmen.
    Deren Wärme ernüchterte Lindens Stimmung rasch; während Glimmermeres Wasser auf ihrer empfindsamen Haut verdunstete, begann sie abermals das Sonnenübel zu spüren. Seine Berührung drang – wie Gibbons – tief in sie ein, hinterließ Schrammen der Schändung an ihren Knochen. Das Erlöschen des Sonnenfeuers hatte Lord Fouls Unheil weder erheblich geschwächt, noch behinderte es bloß dessen weiteres Wirken. Das Schicksal des Landes blieb durch Covenants Sicherheit und Lindens frohe Reinigung unverändert. Absolut nicht dazu bereit, nackt unter einer Sonne der Dürre zu liegen, holte Linden ihre und Covenants Kleider, zog sich an, während Covenant zuschaute, als empfände er noch immer Verlangen nach ihr. Langsam jedoch wich auch seine Hochstimmung. Sobald auch er sich wieder angekleidet hatte, sah sie, er war auf die Fragen gefaßt, von denen er geahnt haben mußte, sie würde sie stellen.
    »Thomas«, sagte Linden leise, bemühte sich um einen Ton, der ihm keinen Anlaß zum Zweifel daran geben sollte, daß sie zu ihm hielt, »ich begreife das nicht. Nach dem, was ich dir anzutun versucht habe, besitze ich nicht unbedingt das Recht, dir mit Forderungen zu kommen.« Doch er tat die Anspielung auf ihren Versuch, von seiner Seele Besitz zu ergreifen, mit einem Achselzucken und einer Grimasse ab; also ging sie ohne weitere Kommentare darüber hinweg. »Ich vertraue dir auf jeden Fall. Aber ich kann nicht verstehen, wieso du jetzt zu Foul willst. Selbst wenn er dich nicht zerbrechen kann, wird er dir doch schreckliche Dinge zufügen. Wenn du deine Macht nicht einsetzen kannst, wie willst du dann gegen ihn kämpfen können?«
    Covenant ließ sich nicht beeindrucken. Doch Linden sah, daß er auf geistiger Ebene sozusagen ein paar Schritte rückwärts machte, als bedürfe seine Antwort ein außerordentliches Maß an Umsicht. Seine Emanationen nahmen Versonnenheit und Komplexität an. Er hätte

Weitere Kostenlose Bücher