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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ebensogut nach dem günstigsten Weg suchen können, um ihr eine Lüge aufzutischen. Als er jedoch zu sprechen anfing, hörte sie aus ihm keine Unwahrhaftigkeit; ihr Wahrnehmungsvermögen hätte beim Klang von Falschheit gewissermaßen aufgeschrien. Seine Sorgsamkeit stützte sich auf die Vorsicht eines Menschen, der einem anderen nicht noch mehr weh tun wollte.
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, ich kann überhaupt nicht gegen ihn kämpfen. Aber ich frage mich immer wieder, wie kann er gegen mich kämpfen? Erinnerst du dich an Kasreyn?« Ein schiefes Lächeln verzerrte einen seiner Mundwinkel. »Freilich, wie könntest du ihn vergessen haben. Nun, er hat ziemlich viel geredet, während er mich aus dem ›Schweigen‹ der Elohim zu holen versuchte. Er hat gesagt, er verwende makelloses Material und seine Künste seien vollkommen, aber er könne trotzdem nichts Vollkommenes schaffen. ›In einer Welt voller Mängel kann Vollkommenheit nicht überdauern. Daher rührt's, daß jedem meiner Werke zwangsläufig ein Makel anhaftet, andernfalls sie nicht wirken könnten.‹ Das war der Grund, warum er so scharf auf meinen Ring gewesen ist. ›Des Weißgolds Unvollkommenheit ist jener Widerspruch‹, hat er gesagt, ›aus dem die Erde gemacht ist, und mit ihm mag ein Meister vollkommene Werke verrichten, ohne einen Makel fürchten zu müssen.‹ So betrachtet, ist eine Legierung ein unvollkommenes Metall.« Während er sprach, wandte er sich zur Seite, nicht um Lindens Blick auszuweichen, sondern um die grundlegende Art von Bestätigung anzuschauen, die sich ihm in Form seines Spiegelbilds auf der Oberfläche des Bergsees bot. »Na, und ich bin eine Art von Legierung. Foul hat mich zu genau dem gemacht, was er will ... was er benötigt. Einem Werkzeug, das er gebrauchen kann, um seine vollkommene Freiheit zu erlangen. Und dabei die Erde zu vernichten. Aber die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, gilt nicht seiner, sondern meiner Freiheit. Wir haben schon über die Notwendigkeit der Freiheit gesprochen. Immer wieder habe ich betont, daß er kein Werkzeug benutzen kann, um an das zu gelangen, was er haben möchte. Wenn er den Sieg will, muß er ihn durch die Entscheidungen seiner Opfer herbeiführen. Das habe ich gesagt.« Er sah Linden an, als sorge er sich um ihre Reaktion. »Und ich war davon überzeugt. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, daß 's richtig ist. Ich glaube, als Legierung stehe ich außerhalb normaler Beschränkungen. Wenn ich nun nichts anderes bin als ein Werkzeug, dann kann Foul mich benutzen, wie's ihm paßt, und ich kann dagegen nichts unternehmen.« Er drehte sich Linden wieder zu, stemmte die Fäuste in die Hüften. »Aber das glaube ich nicht. Ich bin nicht der Meinung, daß ich irgend jemandes Werkzeug bin. Und ich bezweifle, daß Foul durch die Art von Entscheidungen den Sieg davontragen kann, die wir gefällt haben. Die Art der Entscheidung ist ausschlaggebend. Das Land ist nicht untergegangen, nachdem ich mich wegen eines von einer Schlange gebissenen Kindes Mhorams Herbeirufung verweigert hatte. Und es wird nicht untergehen, bloß weil Foul mich zwischen meiner und Joans Sicherheit zu entscheiden genötigt hat. Und außerdem ist genausogut das Gegenteil wahr. Wenn ich das geeignete Werkzeug bin, um den Bogen der Zeit zu zerstören, dann bin ich auch das richtige Werkzeug, um seinen Fortbestand zu gewährleisten. Foul kann nicht siegen, wenn ich nicht zulasse, daß er gewinnt.«
    Seine Gewißheit war so verklärt, daß Linden ihm beinahe glaubte. In ihrem Innern jedoch krümmte sie sich zusammen, weil sie wußte, daß er sich ebensogut irren konnte. Er hatte tatsächlich über die Bedeutsamkeit des freien Willens gesprochen. Doch die Elohim sahen die Gefahr für die Welt nicht in diesen Begriffen. Sie fürchteten um die Erde, weil Sonnenkundige und Ringträger nicht eins waren – weil Covenant nicht über die Sinneswahrnehmung verfügte, die ihn bei seinen Entscheidungen anleiten konnte, und weil es ihr, Linden, an der Macht fehlte, die ihren Entscheidungen Gewicht verliehen hätte. Und falls Covenant nicht die ganze Wahrheit hinter Lord Fouls Machenschaften erkannt hatte, mochte er trotz seiner klaren Entschlossenheit falsche Entschlüsse fällen.
    Aber Linden sprach nicht aus, was sie dachte. Sie mußte auf die Befürchtungen der Elohim eine eigene Antwort finden. Und Lindens Furcht betraf Covenant, nicht sie selbst. Solange er sie liebte, würde sie bei ihm zu bleiben fähig

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