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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Facetten rundum an den Felswänden leuchtete noch, verlieh der Höhle düstere Aufhellung. Ohne den stickigen Duft des Rosenöls roch die schweflige Luft beinahe sauber. In der Höhlendecke klafften etliche dunkle Löcher, wo zuvor Stalaktiten gehangen hatten. In der Ferne rumpelte noch ausgedehntes Gebebe, doch war damit keine Gefahr mehr verbunden. Es verklang wie Seufzen, als es die Reichweite von Lindens Wahrnehmung verließ.
    Sie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen in der Nähe der erhöhten Stelle des Fußbodens, Covenants Kopf in ihrem Schoß. Kein Atem regte seine Brust. Sein Leichnam erkaltete bereits. Das Potential der Gefährlichkeit, das ihn so attraktiv für Linden gemacht hatte, war aus ihm gewichen. Aber sie ließ ihn nicht los. Sein Gesicht zeigte eine Grimasse der Niederlage und des Siegs, eine seltsame Einheit von Herrischem und Würde, zeugte davon, wieweit er jemals Frieden finden konnte.
    Linden schaute nicht auf, um den silbernen Blick seiner Geisterscheinung zu erwidern. Sie brauchte Covenant nicht zu sehen, um zu spüren, wie er sich über sie beugte, als verzehre sich sein Herz danach, sie trösten zu können. Das bloße Gefühl seiner Präsenz war ihr genug. Stumm neigte sie sich über seinen Leichnam. Die Schönheit dessen, was er geworden war, rührte sie zu Tränen. Für einen langen Moment umfing sein Mitgefühl sie, reinigte die Luft von Resten des Gestanks, beseitigte die Beklemmung des Unheils aus ihren Lungen. Dann nannte er leise ihren Namen. Seine Stimme klang sanft, beinahe menschlich, als hätte er die normalen Begrenzungen von Leben und Tod nicht längst überschritten. »Es tut mir leid.« Anscheinend war er der Meinung, er sei es, der ihrer Vergebung bedürfe, nicht umgekehrt. »Ich wußte nichts, was ich anderes machen sollte. Ich mußte ihn aufhalten.«
    Ich verstehe , antwortete sie. Du hast recht gehabt. Niemand außer dir hätte es schaffen können. Wäre ihr nur halb soviel Einsicht wie ihm verfügbar gewesen, nur ein Bruchteil seines Muts, vielleicht hätte sie ihm zu helfen versucht. Sie hätte keinen anderen Weg gesehen. Aber ihr Scheitern wäre unabwendbar gewesen. Sie war zu sehr beschmutzt mit innerer Finsternis für die Selbstlosigkeit solcher Opfer. Niemand außer dir , wiederholte sie. Doch sie würde nun jeden Moment zu schluchzen anfangen. Wenn sich ihre wahre Trauer erst richtig einstellte, mochte sie nie wieder enden. Aber er war bereits vom Mitleid zu Erfordernissen übergegangen. Vielleicht hatte er gespürt, wie der Schmerz nun in vollem Ausmaß in ihr anzuschwellen begann, wollte etwas dagegen unternehmen. »Nun bist du an der Reihe«, sagte er so zärtlich wie die Liebe selbst. »Nimm den Ring!«
    Der Ring. Er lag am Ende der Erhöhung, etwa drei Meter von Linden entfernt. Er wirkte, als wäre er von allem entleert, ohne Glanz oder Macht, nur ein endloser, silberweißer Reif mit nicht mehr Bedeutung als unbenutzte Handschellen. Ohne Covenant oder Lord Foul, die ihn zu verwenden vermocht hätten, fehlte ihm jeder konkrete Sinn. Linden fühlte sich zu schwach und vereinsamt, um sich zu fragen, warum Covenant wünschte, daß sie nun seinen Ring nahm. Besäße sie einen Grund zu der Hoffnung, Covenants Geist und Fleisch könnten wieder miteinander vereint werden, sie hätte ihm gehorcht. Keine Schwäche, keine Verständnislosigkeit wären groß genug gewesen, um sie daran zu hindern, ihm zu gehorchen. Aber diese Fragen waren bereits beantwortet. Und sie mochte seine Leiche nicht aus ihrer Umarmung lösen.
    »Linden.« Seine Emanationen waren sacht und freundlich; dennoch verspürte sie wachsende Eindringlichkeit. »Du mußt versuchen, klar zu denken. Ich weiß, das ist schwer – nach allem, was du durchgestanden hast. Aber versuch es. Ich brauche dich, um das Land zu retten.«
    Sie brachte es nicht fertig, zu ihm aufzublicken. Sein totes Gesicht war alles, was ihr blieb, das einzige, was sie beisammenhielt. Wenn sie den Kopf von seiner nachgerade unerträglichen Schönheit hob, würde sie ebenfalls verloren sein. Mit ihren Fingerspitzen streichelte sie die faltige Hagerkeit seiner Wangen. Es ist nicht mehr nötig, daß ich es rette , erwiderte sie lautlos. Du hast es schon gerettet.
    »Nein«, widersprach er sofort. »Keineswegs.« Jedes Wort ließ seine Anspannung spürbar werden. »Ich habe bloß Lord Foul geschlagen. Nichts ist geheilt. Das Sonnenübel existiert noch. Es besteht von selber weiter. Und die Erdkraft ist zu stark verdorben. Ich kann

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