Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
die Wegwahrer einen Garten gehegt und gepflegt, in dem jede Art von Gras, Strauch, Blume, Baum, Ranke, Korn und Gemüse wuchs und gedieh, deren sie hatten habhaft werden können und die sich hatte bewahren lassen. Und in einer zweiten Höhle – in einem wahren Labyrinth aus Ställen und Pferchen – waren von ihnen so viele Arten von Tieren versorgt und erhalten worden, wie zu retten und zu schützen ihr Wissen und ihre Geschicklichkeit ihnen erlaubten. Das war ein beispielloses Zeichen des Glaubens an die Zukunft gewesen, der Hoffnung auf eine Zeit, in der das Sonnenübel behoben sein würde und die Erneuerung des Landes von diesem winzigen Schutzbereich natürlichen Lebens abhängen mochte. Und nun war es damit vorbei. In dem Moment, als er Hamako erkannt hatte, war Covenant sich schon über die Wahrheit im klaren gewesen. Warum sonst sollten sich die Wegwahrer hier befinden, statt sich um die selbstgewählte Aufgabe zu kümmern?
    Zwecklose Wut krampfte Covenant die Brust zusammen, und er empfand sein bißchen Mut als so brüchig wie ein Häuflein alter, toter Knochen, während er auf Hamakos Antwort wartete.
    Es dauerte einen längeren Moment, bis er sie bekam; doch nicht einmal jetzt zeigte der Steinhausener auch nur die geringste Spur von Schwäche. »Es ist so, wie du befürchtest«, sagte er leise. »Wir sind aus unserer Wohnstatt vertrieben, das Werk unseres Lebens ist vernichtet worden.« Und dann schwang in seiner Stimme erstmals eine Andeutung von Zorn mit. »Doch deine Furcht geht beileibe nicht weit genug. Das erwähnte Unheil hat nicht allein uns heimgesucht. Allerorts im Lande ist ein jedes Rhysh aus seiner Heimstatt vertrieben und seines Werks beraubt worden. Die Wegwahrer, welchselbige sich hier versammelt haben, sind die letzten ihres Volkes. Niemals wieder wird es mehr Wegwahrer geben, als hier zusammengekommen sind.«
    Als er das hörte, wollte Covenant schreien, flehen, aufbegehren. Nein! Nicht noch einmal! War der Untergang der Entwurzelten nicht schon schlimm genug gewesen? Wie sollte das Land noch einen solchen Verlust verkraften können?
    Aber offenbar ersah der Steinhausener Covenants Gedanken aus seiner Miene des Entsetzens. »Du irrst, Ringträger«, versicherte Hamako erbittert. »Wider Wütriche und den Verächter besaßen wir Vorwarnung und Abwehr. Und Lord Foul hatte keine Verursachung, aufgrund welcher er uns hätte fürchten müssen. Bei weitem zu schwach waren wir, um für ihn eine Drohung zu sein. Nein. Die Urbösen waren's, die schwarzen und gleich ihnen aller Geburt baren Anverwandten der Wegwahrer, die im ganzen Lande das Verderben über Rhysh um Rhysh brachten.« Das Verderben. Im ganzen Lande. Covenants Blick ruhte nicht länger auf Hamako; er war nicht mehr dazu in der Lage, den Steinhausener anzusehen. All die Schönheit war zuschanden geworden wie alle Träume. Wenn er noch einmal in die sanften braunen, trostlosen Augen Hamakos blickte, würde er, davon war er überzeugt, in Tränen ausbrechen.
    »Der Ansturm der Urbösen mußte von Erfolg gekrönt sein, dieweil wir nichts dergleichen erwarteten – denn hatten nicht Urböse und Wegwahrer während all der langen Zeitalter ihres Daseins stets untereinander Frieden gehalten? –, und weil sie sich, anders als die Wegwahrer, Lehren des Vernichtens und Zerstörens gewidmet haben.« Allmählich wich die Erbitterung aus Hamakos Ton. »Dennoch blieb uns auf gewisse Weise das Glück hold. Viele von uns sind erschlagen worden, darunter einige, die du gekannt hast. Vraith , Dhurng , Ghramin .« Er sprach die Namen aus, als wüßte er, wie ihre Nennung Covenant treffen mußte; denn die erwähnten Wegwahrer hatten von ihrem Blut gegeben, damit er Schwelgenstein rechtzeitig genug erreichen konnte, um Linden, Sunder und Hollian zu retten. »So manchem jedoch ist die Flucht gelungen. Andere Rhysh sind ganz und gar niedergemetzelt worden. Jene Wegwahrer, die mit dem Leben davonkamen, streiften ohne Zweck und Ziel umher, bis sie anderen begegneten und ein neues Rhysh begründeten, denn ein Wegwahrer ohne Gemeinde ist fürwahr eine verlorene Seele, beraubt um jedweden Sinn des Daseins. Und deshalb ...« – damit kam er vorerst zum Schluß seiner Ausführungen – »sind wir wahrlich verzweifelt. Wir sind die letzten. Nach uns wird's keine unseresgleichen mehr geben.«
    »Aber warum?« fragte Covenant seine krampfhaft verknoteten Hände, das verwaschene Licht, die eigene Stimme, die in seiner Kehle dicklich war wie Blut. »Warum haben sie

Weitere Kostenlose Bücher