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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Datteln in der hölzernen Schale zu greifen. Daneben standen ein schwarz-rot bemalter Tonkrug sowie drei tönerne Becher im gleichen Muster: Auf einem zweiten, etwas kleineren Tischchen neben diesem erhob sich ein zierlicher Käfig aus dünnen Rohrstangen, ähnlich dem, den Omar ihr vor zwei Tagen geschickt hatte. Nur, dass sich darin keine Singvögel, sondern eine große, fast schon hässliche graue Taube befand.
    »Ich habe Euch das Christenmädchen gebracht«, sagte Naida überflüssigerweise.
    »Das ist gut«, antwortete Omar. Er öffnete immer noch nicht die Augen, aber ein sonderbar sanftmütiges Lächeln erschien auf seinen Lippen - als spürte er Naidas Feindseligkeit ganz genau und verzeihe sie ihr auf der Stelle. »Jetzt sei so lieb und geh und suche Harun al Dhin. Er muss noch im Haus sein. Richte ihm aus, ich würde mich freuen, seine Gesellschaft zu genießen.«
    Naida gehorchte, wenn auch nicht ohne unter der Tür noch einmal rasch den Kopf zu wenden und Robin einen eindeutig drohenden Blick zuzuwerfen. Denk an meine Worte.
    Robin konnte sich nun nicht mehr beherrschen. Sie griff zu, nahm gleich drei der getrockneten Datteln auf einmal und schlang die erste so gierig herunter, dass sie sich daran verschluckte und einen kleinen Hustenanfall bekam. Während sie mühsam nach Atem rang, öffnete Omar nun doch die Augen und maß sie mit einem Lächeln, das ebenso sonderbar war wie das, mit dem er soeben auf Naidas Worte reagiert hatte.
    »Nimm, so viel du willst, aber iss langsam, Robin. Ich lasse dir später noch zu essen bringen. Es tut mir wirklich Leid. Ich hätte dich nicht damit bestrafen sollen, dass ich dich hungern lasse wie einen störrischen Welpen, der dem Befehl seines Herrn nicht gehorchte.«
    Allmählich war Robin wieder zu Atem gekommen. Sie nahm rasch eine zweite Dattel in den Mund und kaute sie langsam und mit großer Sorgfalt; weniger, weil Omar es ihr geraten hatte, sondern um Zeit zu gewinnen. Das sanfte Lächeln, mit dem er sie maß, wirkte durchaus ehrlich. Und es verwirrte sie vollkommen. Sie konnte sich nicht erinnern, Omar jemals in einer so sanftmütigen Stimmung erlebt zu haben. Zweifellos war es nur ein Trick, irgendeine neue Teufelei, die er sich ausgedacht hatte, damit sie sich in Sicherheit wog, um falsche Hoffnungen in ihr zu wecken und sie dann nur umso härter zu treffen.
    Omar sagte nichts mehr, sondern sah sie nur an, und nach einer Weile schluckte Robin den Bissen herunter, auf dem sie mittlerweile so lange herumgekaut hatte, bis er völlig geschmacklos geworden war. Zu ihrer eigenen Überraschung hörte sie sich sagen: »Es tut mir Leid, Herr.«
    »Was?« Omar runzelte die Stirn.
    »Mein Benehmen«, antwortete Robin. »Ich hätte… ich hätte mich nicht so aufführen dürfen. Ich habe es nur getan, weil ich Angst hatte, und…«
    »… und um mir zu schaden«, unterbrach sie Omar. Trotz dieser Worte lächelte er. »Aber das ist mir doch klar.«
    »Und Ihr… Ihr seid nicht zornig auf mich?«
    »Natürlich bin ich das«, sagte Omar, und diese Worte klangen keineswegs überzeugend. »Aber ich kann dich zugleich auch verstehen. Vielleicht hätte ich nicht anders gehandelt, wäre ich an deiner Stelle gewesen. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dich nicht bestrafen.«
    Robin ließ die Hand mit der dritten Dattel, die sie schon an die Lippen geführt hatte, wieder sinken und sah Omar Khalid mit einer Mischung aus Unglauben und schuldbewusstem Misstrauen an. »Obwohl ich Euch in so große Gefahr gebracht habe?«
    »So große Gefahr?« Omar schüttelte lachend den Kopf, drehte sich im Sitzen halb herum und goss eine dunkelrote Flüssigkeit aus dem Tonkrug in zwei Becher. »Wer sagt einen solchen Unsinn? Ich konnte mein Geschäft nicht abschließen, aber das gefährdet allerhöchstens meine Bilanz. Und es ist noch lange nicht vorbei. Sie werden wiederkommen, und vielleicht erhöht sich mein Gewinn dann sogar noch.«
    »Aber ist es nicht genau das, was Ihr fürchtet?«
    Omar reichte ihr einen der Becher und führte den zweiten an die Lippen. Ohne zu trinken, sah er sie aus schmalen Augen an. »Warum sollte ich das fürchten?«
    »Die Assassinen«, antwortete Robin. »Die Söhne Ismaels. Sie werden zurückkommen und dann…«
    »Wer hat dir davon erzählt?«, unterbrach sie Omar. Robin schwieg.
    »Naida«, sagte Omar düster.
    »Nein!« Robins Antwort kam ein wenig zu schnell, um überzeugend zu wirken. »Sie hat nur…«
    »Dieses törichte alte Weib!«, murrte Omar.

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