Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
und seinen Glauben, über Allah - über all das hatte er gerne gesprochen. Doch über sich hatte er stets Schweigen bewahrt. Vielleicht stimmte nicht einmal der Name, den er ihr genannt hatte, dachte Robin plötzlich - aber selbst wenn, würde das keinen Unterschied machen.
    »Salim und ich haben Abbé begleitet, als er zusammen mit seinen Brüdern auf das Kreuzfahrerschiff ging«, fuhr Robin fort. »Als wir dann angegriffen wurden, hat Salim mir den Ring gegeben und gesagt, er würde mich beschützen, sollten wir getrennt werden und ich in Gefahr geraten.«
    »Damit hat er die Wahrheit gesagt«, sagte Omar.
    »Ich weiß«, sagte Robin. »Aber damals wusste ich es nicht. Ich dachte, es wäre nur ein Andenken. Ich… glaube einfach nicht, dass Salim ein Assassine ist.«
    »Das muss er auch nicht sein«, sagte Omar. Er dachte einen Moment nach. »Ein Assassine, der am Hof eines christlichen Ritters dient?« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist schwer vorstellbar. Wahrscheinlicher ist, dass er diesen Ring irgendwo gestohlen oder auch gefunden hat.« Er lachte leise. »Vielleicht wusste er nicht einmal selbst genau, was er bedeutete - nur, dass er seiner Liebsten fernab der Heimat nützlich sein könnte.«
    »Aber dazu müsste er doch das Geheimnis des Ringes kennen!« Omar schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Er hat vielleicht ein paar Gerüchte über Schutzringe aufgeschnappt - aber dass er sie in Zusammenhang mit den Assassinen gebracht hat, ist unwahrscheinlich. Selbst ich weiß kaum etwas über die Geheimnisse dieser gefährlichen Brut, da sie meist nur aus dem Verborgenen zuschlägt.«
    »Und obwohl Ihr sie für so gefährlich haltet, reizt Ihr sie bis aufs Messer?«, fragte Robin, teilweise aus wirklicher Neugier, viel mehr aber, weil sie damit von Salim ablenken konnte. »Was, wenn Arslan schon einen Attentäter in der Stadt hat? Meuchler schicken in der Regel keine Armeen aus.«
    Omar zuckte gelassen mit den Schultern. »Das stimmt«, sagte er.
    »Doch ganz gleich, was man über die Assassinen erzählt, letzten Endes sind sie auch nur Menschen aus Fleisch und Blut.« Er deutete auf das vergitterte Fenster. »Niemand, der nicht wirklich ein Geist ist, käme dort herein, und vor der Tür steht der treueste Wächter, den ich mir nur wünschen kann. Glaub mir, mein Kind, nicht einmal der Alte vom Berge selbst, dem ängstliche Weiber wie Naida magische Kräfte nachsagen, würde es schaffen, unbemerkt in dieses Zimmer zu gelangen.
    »Und wenn er von Eurem Plan weiß, Hama zu verlassen?«
    »Man merkt, dass du am Hofe eines Ritters aufgewachsen bist«, lobte Omar. »Eines Kreuzritters, da bin ich jetzt fast sicher. Aber keine Angst.« Er deutete auf den Taubenkäfig. »Niemand kennt meine Pläne. Und was meinen Boten angeht, dort siehst du den zuverlässigsten überhaupt. Verrat ist ihm fremd und er fliegt schneller über Berge, Täler und Wüsten, als jedes Kamel und jedes Pferd zu laufen vermögen.« Er nahm eine Hand voll Körner aus einer flachen Schale neben dem Käfig und fütterte die gurrende Taube damit. »Weißt du, Robin, ich bin nicht einmal wirklich unglücklich über den Ausgang der Versteigerung heute Nachmittag.«
    Eingedenk der Worte Naidas war Robin dieses Thema mehr als unangenehm. Deswegen schwieg sie lieber.
    Omar drehte sich wieder zu ihr herum. »Gerade bevor du gekommen bist, hat mir meine treue Freundin hier eine sehr interessante Nachricht aus dem fernen…«
    Die Tür wurde aufgestoßen und ein kurzatmiger, schwitzender und deutlich übel gelaunter Harun al Dhin trat ein.
    »Omar Khalid!«, beschwerte er sich, wobei er so heftig mit den Armen ruderte, als könnte er nur so sein Gleichgewicht halten. »Warum lasst Ihr mich behandeln wie einen Gefangenen? Ich bin weder Euer Sklave noch Euer Diener!«
    »Aber mein Gast«, sagte Omar.
    »Fürwahr, Ihr legt das Wort Gastfreundschaft auf eine Weise aus, die mir bisher völlig fremd war.« Harun kam nur langsam näher, aber sein unentwegtes Gefuchtel mit beiden Händen und seine gewaltige Körpermasse verliehen der Bewegung etwas von einer Steinlawine, die, einmal ins Rollen gekommen, durch nichts auf der Welt mehr aufzuhalten war.
    »Eure Krieger haben mich direkt aus einer Garküche gezerrt, genau in dem Moment, in dem mein Essen aufgetragen wurde.«
    »Oh«, sagte Omar. Der Zorn, der kurz in seinen Augen aufgeflammt war, als Harun so unsanft hereinplatzte, war längst erloschen und hatte einem spöttischen Funkeln Platz gemacht. »Das

Weitere Kostenlose Bücher