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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte er, »dann wird dich niemand anrühren, solange du diesen Ring trägst.« Verwirrt nahm Robin den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt ihn ins Licht. Im ersten Moment war er ihr schmucklos vorgekommen, doch als sie genauer hinsah, gewahrte sie verschlungene arabische Schriftzeichen, die in das Gold eingraviert waren. Sie sah Salim fragend an, erkannte aber schon an seinem Blick, dass er ihr nicht antworten würde. Nach einer kleinen Ewigkeit hob sie resignierend die Schultern und schob dann den Ring auf den Mittelfinger ihrer linken Hand. Er passte so perfekt, als wäre er eigens für sie gefertigt worden.
    »Zufrieden?«, fragte sie spöttisch.
    »Zufrieden bin ich, wenn du mir dein Wort gibst, nichts Dummes zu tun«, antwortete Salim ernst. »Ich würde bei dir bleiben, um dich zu beschützen, aber ich fürchte, ich werde oben an Deck gebraucht. Gibst du mir dein Wort, dein Bett…«, er räusperte sich verlegen, »ich meine natürlich diese Kammer, nicht zu verlassen?«
    »Ich schwöre es bei Allah«, antwortete Robin.
    »Robin!«
    »Also gut«, seufzte Robin. »Ich… verspreche es dir. Ich bleibe hier und rühre mich nicht von der Stelle, ganz egal, was passiert.« Sie hob die linke Hand und hielt den Ring abermals ins Licht, sodass das polierte Gold hell aufblitzte. »Wenn ich an die zurückliegenden Monate denke, dann hätte er mir eigentlich schon viel eher zugestanden.«
    »Er bedeutet nicht das, was du vielleicht glaubst«, sagte Salim. Noch ein letzter, durchdringender Blick, dann trat er demonstrativ einen Schritt zurück - und bückte sich nach Robins Schwert, das an der Wand neben ihrem Bett lehnte.
    »Wenn du dein Versprechen ernst gemeint hast, dann brauchst du das ja nicht«, stellte er fest.
    Robin starrte ihn finster an, aber sie war klug genug, auf eine Antwort zu verzichten. Stattdessen hielt sie abermals die linke Hand in die staubflirrenden Lichtstreifen, die durch das Fenster hereinfielen, und ließ das Gold aufblitzen. Diese Geste schien Salim zu beruhigen. Er sah sie nur noch einen Moment lang betont grimmig an, dann drehte er sich mit einem Ruck herum und stürmte hinaus.
    Robin dachte nicht im Traum daran, das Wort zu halten, das sie Salim gegeben hatte. Ihrer Meinung nach galt es ohnehin nicht, denn ein Versprechen, das unter Druck erpresst worden war, war kein wirkliches Versprechen. Außerdem hatte ihr Abbé einmal erklärt, dass ein Eid, den ein Christ einem Heiden leistete, nicht verbindlich war.
    Kaum hatte Salim die Tür hinter sich zugezogen, stand sie auf, bückte sich nach ihrem Kettenhemd und schlüpfte hinein; anschließend legte sie Wappenrock, Schwertgurt und die schweren Stiefel an und befestigte den fast mannsgroßen weißen Schild mit dem roten Tatzenkreuz des Templerordens an ihrem linken Arm. Den klobigen Helm setzte sie sich nicht auf, sonder klemmte ihn sich unter die Achsel. Nur wenige Minuten nach Salim trat sie auf das Deck der Sankt Christophorus hinaus.
    Was Robin erwartete, war ein Hexenkessel. Die surrende Nervosität, die in der Luft lag, hätte sie schon in ihrer Kajüte warnen sollen. Beim Anblick des überfüllten Decks fühlte sie sich verloren, ja, völlig bedeutungslos. Die Sankt Christophorus transportierte fast zweihundert Ordenskrieger, und Robin war ziemlich sicher, dass sich im Moment jeder Einzelne dieser Kämpfer an Deck befand. Sie hatte Mühe, die enge Stiege zum Hauptdeck hinaufzugelangen, und das Achterkastell zu erreichen erwies sich als nahezu unmöglich. Sie wurde so oft angerempelt, geschubst und gestoßen, dass sie grün und blau geschlagen war, so als habe sie ihre Schlacht schon ausgefochten, als sie endlich neben Abbé und den anderen ankam.
    Das Gedränge auf dem Achterkastell war kaum weniger schlimm als unten an Deck. Die Männer standen dicht an dicht, sodass Robin sich fragte, was sie eigentlich tun wollten, sollten sie tatsächlich angegriffen werden. Der Platz schien ihr kaum ausreichend, um auch nur ein Schwert zu ziehen, geschweige denn zu kämpfen.
    Irgendwie gelang es ihr, sich zu Abbé durchzudrängen, der neben Heinrich und Salim an der Reling stand und nach Süden blickte. Nicht, dass dort irgendetwas Außergewöhnliches zu sehen gewesen wäre. Genau genommen war überhaupt nichts zu sehen, außer der zerfaserten grauen Wand, die das Schiff von allen Seiten fest umschloss. So dicht war der Nebel, dass die Sankt Gabriel, obwohl sie kaum einen Steinwurf entfernt neben ihnen fuhr, bereits zu einem

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