Der Ring des Sarazenen
verlasst Euch darauf.«
»Dann werden sie den Tod finden«, antwortete Dariusz. Er legte den Kopf auf die Seite und sah Salim durchdringend an. »Ich frage mich seit gestern, woher unsere Verfolger wissen konnten, dass sie uns hier finden würden. Zumal wir auch noch unseren Kurs geändert haben.«
»Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Salim. Seine Hand legte sich wie zufällig auf den Griff des Krummsäbels an seiner Seite.
»Nichts«, behauptete Dariusz. »Ich fand es nur von Anfang an etwas… befremdlich, einen Muselmanen in unserer Begleitung zu sehen. Und nun lauern uns Schiffe voller Muselmanen auf, obwohl sie doch eigentlich gar nicht wissen können, dass wir hier sind.«
Salims Hand schloss sich um den Schwertgriff, und Robin zuckte unwillkürlich zusammen als sie bemerkte, wie sich die Muskeln des Tuareg unter dem schwarzblauen Umhang spannten. Doch ehe aus der Auseinandersetzung tödlicher Ernst werden konnte, trat Abbé mit einem raschen Schritt zwischen die beiden Streithähne.
»Genug jetzt!«, sagte er scharf und er musste sich dazu zwingen, nicht zu schreien. »Salim, nimm die Hand vom Schwert, auf der Stelle! Und Ihr, Ritter Dariusz…« Er senkte die Stimme nicht, als er sich zu dem Templer herumdrehte, und seine Augen funkelten vor mühsam beherrschter Wut. »Überlegt Euch, was Ihr redet! Das ist nicht der Moment, haltlose Anschuldigungen vorzubringen!«
»Sind sie denn haltlos?«, fragte Dariusz ruhig.
»Genug, sage ich!« Diesmal schrie Abbé wirklich. »Wenn Ihr etwas vorzubringen habt, dann werdet Ihr reichlich Gelegenheit dazu bekommen, sobald das alles hier vorüber ist. Jetzt schweigt!«
»Oder redet wenigstens etwas leiser«, mischte sich Heinrich ein, wobei seine Worte wohl eher Abbé als Dariusz galten. »In diesem Nebel sieht man vielleicht nicht viel, aber man hört dafür umso besser. Euer Geschrei ist ja bis Damaskus zu vernehmen!«
»Und? Habt Ihr etwa Angst vor einem Häufchen Ungläubiger?« Dariusz klopfte auf den Griff des Morgensterns in seinem Gürtel und er entblödete sich nicht, dabei Salim herausfordernd anzusehen.
»Noch bestehen gute Aussichten, einem Kampf auszuweichen«, entgegnete Heinrich, ohne sich von der Drohgebärde beeindrucken zu lassen. »Solange der Nebel und damit die Flaute anhalten, sind uns die Sarazenen auf ihren Galeeren überlegen. Wenn wir aber Ruhe an Deck halten, mag es geschehen, dass sie weniger als einen halben Pfeilschuss weit an uns herankommen, ohne uns zu bemerken.«
Dariusz schüttelte empört den Kopf, und Robin begann allmählich an seinem Verstand zu zweifeln. Dass Dariusz nicht gerade zum intimen Freundeskreis Abbés zählte, war niemals ein Geheimnis gewesen, und sie hatte damit gerechnet, dass die seit Anfang ihrer Reise schwelende Feindschaft irgendwann einmal offen zutage treten würde. Aber Dariusz hatte sich den wohl unpassendsten aller nur denkbaren Augenblicke dafür ausgesucht.
»Ich muss mich doch sehr wundern«, bemerkte der Ordensritter herablassend. »Ich kenne die Komturei nicht, in der Ihr bisher gelebt habt, aber dort, wo ich herkomme, hat man mich nicht gelehrt, vor einem Feind davonzulaufen.«
»Weil Ihr nur mit dem Morgenstern denkt, hat Bruder Horace es wohl vorgezogen, mir das Kommando über die Sankt Christophorus zu übertragen, und nicht Euch«, erwiderte Abbé gepresst. »Wir sind nicht hergekommen, um unser Blut in sinnlosen Schlachten auf hoher See zu vergießen. Wir haben eine Mission, Dariusz, muss ich Euch daran erinnern? Und ich werde nichts tun, was den Erfolg dieser Mission gefährden könnte.« Er schüttelte müde den Kopf. »Im Übrigen hat Heinrich Recht, fürchte ich. Der Nebel trägt jeden Laut meilenweit. Lasst den Befehl weitergeben, dass an Deck nicht mehr gesprochen werden darf.«
Dariusz funkelte Abbé noch einen Herzschlag lang herausfordernd an. Dann drehte er sich mit einem Ruck um und drängte sich zwischen den Rittern hindurch, um zum Hauptdeck hinabzusteigen und Abbés Befehl weiterzugeben. Auf dem Achterkastell war dies nicht mehr nötig, denn jedermann hatte hier oben dem Streit zwischen ihm und Abbé mit angehaltenem Atem gelauscht.
Robin drängte sich unmittelbar neben Salim an die Reling. Das Holz war nass, wie alles hier an Deck. Nach und nach wurde es ruhig auf dem Schiff. Die Männer befolgten Abbés Befehl gehorsam, aber die Stille, die sich nun auf dem Schiff ausbreitete, hatte etwas Beklemmendes. Vielleicht, weil es keine wirkliche Stille war. Die Geräusche,
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