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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und nur einen Augenblick später ertönte ein gurgelnder, halb erstickter Schrei. Robin hob mühsam den Kopf, blinzelte sich den Sand aus den Augen und sah, wie Nemeth - wimmernd vor Angst, aber anscheinend unverletzt - aus der Höhe des Kamelsattels herab in den Sand fiel, während Mussa schwankend dasaß und beide Hände um seinen Hals gekrampft hatte. Zwischen seinen Fingern ragte der Griff des Dolches hervor,
    den Omar geschleudert hatte. Er versuchte etwas zu sagen, aber über seine Lippen kam nur blutiger Schaum. Einen Moment lang saß er noch da, starrte Omar aus hervorquellenden Augen ebenso ungläubig wie entsetzt an, dann kippte er langsam zur Seite, seine Arme sanken herab und in der nächsten Sekunde schlug er schwer in den Sand.
    Endlich kam auch Robin wieder auf die Beine. Sie sah, wie Omar seinen Säbel aus dem Gürtel riss und sich ins Kampfgetümmel stürzte und wie sich schon wieder zwei Assassinen zu ihr umwandten und im selben Augenblick bereits das Interesse an ihr verloren. Auch wenn sie es sich nicht erklären konnte - die Männer schienen ganz genau zu wissen, wer sie war.
    Nichts davon spielte im Augenblick eine Rolle. Ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden, in die sie sich begab, rannte sie zu Nemeth und fiel neben dem Kind auf die Knie; fast gleichzeitig kam auch Saila angelaufen. Sie humpelte und auch ihr Gesicht war blutig - sie schien jedoch nicht schwer verletzt zu sein.
    Nemeth begann leise zu wimmern, als Robin sie an der Schulter berührte. Sie wollte sie herumdrehen, aber ein einziger Blick aus Sailas Augen ließ sie innehalten. Mit klopfendem Herzen sah sie zu, wie Saila ihre Tochter auf die Arme nahm und dann wie ein kleines Kind an die Brust presste.
    »Ist sie…?«
    Saila schüttelte den Kopf. Sie sah sie nicht an. »Sie lebt«, sagte sie.
    »Allah hat sie verschont.«
    Wieder befielen Robin bei den Worten Sailas leise Schuldgefühle, hatte sie doch ihr Versprechen, die beiden beschützen zu wollen, nicht einlösen können. Sie drehte sich auf den Knien herum, um nach Omar und den anderen zu sehen. Der Kampf war nahezu vorüber. Er war gnadenlos gewesen, aber wie bei jedem Hinterhalt hatte die eigentliche Schlacht nur Augenblicke gedauert. Nur Omar und eine Hand voll Krieger verteidigten sich noch. Der ehemals weiße Sand ringsum war von Hufen zerwühlt, und von dunklen Flecken, zerbrochenen Waffen, toten Menschen und Tieren übersät. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass etliche der reglosen Körper die weiten, schwarzen Gewänder der Assassinen trugen, aber die überwiegende Zahl waren Söldner oder die Männer aus Omars Leibwache.
    Auch Omar selbst war verwundet. Aus seinem Oberschenkel ragte der abgebrochene Schaft eines Pfeils, und sein Gesicht war blutüberströmt. Dennoch dachte er nicht daran, sich in sein Schicksal zu ergeben, sondern erwehrte sich gerade in dem Moment, in dem Robin sich herumdrehte, mit zwei wuchtigen Schwerthieben der Angriffe eines Assassinen. Mit einem Fußtritt schleuderte er den Mann zu Boden und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück, als gleich zwei weitere Angreifer auf ihn eindrangen.
    Dann, ganz plötzlich, war es vorbei. Wie auf ein unhörbares Zeichen hin senkten die Assassinen ihre Speere und Schwerter, und wichen ein paar Schritte von den Verteidigern zurück.
    »Worauf wartet Ihr?«, schrie Omar. Wütend schwang er seinen Säbel, machte einen Schritt nach vorn und versuchte, nach einem der Assassinen zu schlagen. Der schwarzgewandete Angreifer wich mit einer fast spielerischen Bewegung aus und Omar fand nur mit Mühe sein Gleichgewicht wieder. Sein verletztes Bein war kaum noch in der Lage, das Gewicht seines Körpers zu tragen.
    »Kommt nur her!«, schrie Omar. »Was ist mit euch, ihr Feiglinge? Habt ihr Angst, einen verwundeten Mann anzugreifen? Erschöpft sich euer Mut darin, aus dem Hinterhalt zu morden?«
    Die Assassinen wichen ein weiteres Stück zurück und dann teilten sich ihre Reihen, um einem einzelnen Reiter auf einem riesigen pechschwarzen Hengst Platz zu machen. Robin erkannte auf Anhieb den schwarz gekleideten Hünen wieder, den sie schon zuvor als den Anführer des Assassinenheeres eingestuft hatte. Auf der Brust seines Pferdes blitzte ein goldenes Schmuckstück, dessen Anblick den Schatten einer Erinnerung in ihr wach rief, ohne dass sie den Gedanken fassen konnte.
    Auch Omar hatte den schwarzen Riesen entdeckt und humpelte mit zusammengebissenen Zähnen einen weiteren Schritt in seine

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