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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schicksal nicht sein! Es konnte sie doch nicht all das erleiden und überstehen lassen, nur um sie im allerletzten Augenblick doch noch so hart zu treffen.
    Omar, der wie sie einen Herzschlag lang reglos dagestanden und die Reihe der schwarz gekleideten Reiter angestarrt hatte, sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, drehte sich halb herum - und fuhr noch einmal und noch heftiger zusammen.
    Als Robin sich ebenfalls umwandte, konnte sie ihn verstehen. Nicht nur auf der Klippe über ihnen, sondern auch auf dem Dünenkamm hinter ihnen war eine lang auseinander gezogene Reihe vollkommen in Schwarz gekleideter Reiter erschienen. Auch ihre Pferde waren ausnahmslos schwarz. Ein gutes Drittel der Assassinen löste in diesem Moment kurze, sonderbar geschwungene Bögen von den Sätteln und legte Pfeile auf. Die restlichen Männer zogen Säbel oder brachten lange, mit schwarzem Pferdehaar geschmückte Speere in Angriffsposition. Alles ging in unheimlicher Lautlosigkeit vonstatten. Nicht einmal das Schnauben eines Pferdes oder ein Hufscharren waren zu hören und auch auf ihrer Seite herrschte ein fast atemloses Schweigen.
    »Auf dein Kamel!«, befahl Omar. Er sprach nicht laut, sondern in jenem gehetzten Flüsterton, der nur wenige Schritte weit zu hören war, aber so zwingend klang, dass sie unwillkürlich gehorchte. Mit einem einzigen Satz kletterte sie auf den Rücken des Tieres und schlug ihm die flache Hand auf den Hals, woraufhin sich das Kamel mit einem unwilligen Ruck erhob.
    Ihr Aufsitzen schien ein Signal zu sein. Nahezu alle Söldner sowie die meisten von Omars Kriegern, stiegen ebenfalls auf ihre Tiere und zogen ihre Waffen. Es war nicht nötig, dass Omar einen Befehl gab oder Mussa seine Söldner einwies. Die Männer stellten sich rasch und auf routinierte Weise am Fuße der Felswand zu einem dicht gestaffelten Halbkreis auf und machten sich zur Verteidigung bereit. Niemand versuchte zu fliehen - und wohin auch? Es gab kein Davonlaufen mehr. Ihre Flucht war hier zu Ende, so oder so.
    Omar bedeutete ihr, hinter den Kriegern Schutz zu suchen, und Robin drehte gehorsam ihr Kamel herum, verhielt aber dann noch einmal und sah sich nach Nemeth und ihrer Mutter um. Die beiden befanden sich jedoch schon auf halbem Wege zu der Gruppe der Verteidiger, sodass Robin und Omar die Letzten waren, die am Fuße der Felswand ankamen. Die Männer öffneten respektvoll ihre Reihen. Omar nahm seinen Platz in der vordersten Reihe ein, winkte seinem Leibwächter zu, sich neben ihn zu stellen, und befahl Robin, bis ganz an den Felsen hin zurückzuweichen. Wie in Trance gehorchte sie.
    Dann richtete sie sich etwas im Sattel auf und beschattete die Augen mit der Hand, um wieder zu den Assassinen hinzusehen. Die Reihe der unheimlichen, fast substanzlos erscheinenden Schatten hatte sich nicht bewegt und dennoch erregte eine der nachtfarbenen Gestalten Robins besondere Aufmerksamkeit. Sie wusste nicht, was an dieser Gestalt sie in den Bann zog…
    Es war ein großer, breitschultriger Mann auf einem riesigen pechschwarzen Hengst, auf dessen Brust ein goldener Funke blitzte. Robin blinzelte und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Sie brannten und waren noch gerötet vom Sand. Sie musste sich täuschen.
    Und in wenigen Augenblicken würde sie sowieso Klarheit haben, dachte sie bitter. Die Assassinen erwachten aus ihrer Erstarrung. Ihr Anführer hob seinen Säbel über den Kopf und deutete dann mit der Waffe auf Omar, wie es ihr schien. Außer dem leisen Klirren von Waffen und dem Knirschen von Sattelleder und harten Pferdehufen auf Sand blieb die Gruppe der Angreifer unheimlich still, auch als sie sich erst langsam, dann immer schneller werdend in Bewegung setzte. Mehr denn je sahen sie wie Geister aus, die die Wüste ausgespien hatte. Selbst ihre Pferde verhielten sich vollkommen ruhig. Man hörte kein Wiehern, kein Schnauben, nur das schneller werdende Trommeln der Hufe. Im Sattel spürte Robin die Vibrationen, die durch den Sand liefen, als die schwarze Woge den Hügelkamm herunterschwappte und auf sie zuraste. Der stattliche Reiter, den Robin für ihren Anführer hielt, war jetzt zwischen den anderen verschwunden.
    »Bleibt hinter mir«, sagte Robin, an Saila und Nemeth gewandt, die ihr Kamel unmittelbar an den Felsen herangelenkt hatten. Das Tier war nervös und hatte Angst.
    Ein peitschender Laut und das Sirren zahlreicher Pfeile machte es ihr unmöglich, Sailas Antwort zu verstehen. Unwillkürlich duckte sie sich, als die ersten

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