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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gleich zwei Gaben gesegnet und deshalb wohl ein Auserwählter. Ich vermag es, zu täuschen sowie Männer durch meine Worte so sehr an mich zu binden, dass sie alles für mich zu tun bereit sind. Ich glaube, deine Gabe besteht darin, in Windeseile Karawanen zu organisieren. Dein schneller Aufbruch aus Hama hat selbst mich überrascht, das muss ich gestehen.«
    Omar blickte verbittert auf die Toten, die den Sand ringsum bedeckten. »Das sehe ich.«
    »Weißt du, dein großer Fehler war, nicht zu glauben, dass wir Assassinen…«, Harun zögerte einen Moment, als müsste er nach den richtigen Worten suchen, »… anders sind. Du konntest den Sultan täuschen und du wärest sicher auch den ebenso fanatischen wie hoffnungslos fantasielosen Templern entkommen. Was du nicht bedacht hast, das war, dass ein Assassinenführer keinen Moment zögert, seine Männer in den sicheren Tod zu schicken, wenn es ihre Aufgabe erfordert - und sie keinen Moment, diesem Befehl zu folgen. Sie alle wurden einzig und allein auserwählt, um für ihre Aufgabe zu sterben, denn sie wissen, dass sie mit den unendlichen Freuden des Paradieses dafür belohnt werden.«
    »Aber Ihr… Ihr werdet alle sterben«, murmelte Robin. »Eure Pferde…«
    Harun unterbrach sie mit einem Lächeln. »Das war ein kluger Plan, ich gestehe es. Unsere Pferde haben uns bis hierher gebracht, aber sehr viel weiter werden sie wohl nicht durchhalten. Von hier aus gibt es kein Zurück mehr.«
    »Aber wozu dann das alles?«, murmelte Robin.
    Harun alias Sheik Rashid Sinan lächelte breit. »Kein Zurück mehr zu Pferde, das ist wahr«, sagte er. »Aber jetzt haben wir genug Kamele und Wasserschläuche, um wieder nach Masyaf zurückkehren zu können. Und dennoch… hättet ihr nur einen halben Tag mehr Vorsprung gehabt, dann wäret ihr meinen Männern vielleicht entkommen. Der Sandsturm hätte eure Spuren getilgt - und hätte er statt ein paar Stunden einen Tag gedauert, dann wären meine Männer darin zugrunde gegangen.« Er wandte sich wieder an Omar. »Du siehst, du hättest entkommen können. Doch Allah wollte es nicht.«
    »Verspotte mich nicht und missbrauche nicht Allahs Namen«, zischte Omar. Sein Gesicht hatte nun auch jeden Rest an Farbe verloren. Er zitterte, und kalter Schweiß bedeckte seine Stirn. Seine Hand musste entsetzlich schmerzen. »Bringt es endlich zu Ende und gebt Eurem verräterischen Freund den Befehl, mich zu töten.«
    Harun deutete ein Kopfschütteln an. »Du wirst uns begleiten«, sagte er. »Ich werde später über dein Schicksal entscheiden. Vor einem Mann, der von Kindesbeinen an mit Geschichten über die Schatten und ihre Allmacht aufgewachsen ist und es dennoch wagt, uns herauszufordern, vor einem solchen Mann habe ich Respekt. Und vor allem war ich schon immer der Meinung, dass jeder Mann eine zweite Chance verdient. Du hattest einmal die Gelegenheit, einen gewaltigen Fehler zu begehen, und du hast sie ergriffen. Ergreifst du sie ein zweites Mal, bist du tot.« Er richtete sich auf. »Versorgt seine Wunden, und begrabt unsere Toten.«
    »Und die Gefangenen?«, fragte Faruk.
    »Tötet sie«, sagte Harun. »Für Männer, die lieber ihre Waffen fortwerfen, als ihr Leben für die Sache ihres Herrn zu opfern, habe ich keine Verwendung. Ich wünsche, dass wir in einer Stunde für den Aufbruch bereit sind.«
     
    20. K API T EL
     
    Zwei Tage später ritt das spärliche Trüppchen, das von der Karawane noch übrig geblieben war, durch einen schmalen Bergpass in ein kleines Dorf ein, dessen Häuser aus hellem Sandstein erbaut waren. Das Erste, was Robin sah, waren flache, mitunter mit niedrigen Kuppeln oder kleinen Zinnenkronen geschmückte Dächer. Sie hatte keine Ahnung, wo sie hier waren, ja, sie hätte nicht einmal zu sagen vermocht, in welche Richtung sie geritten waren oder wie weit und wie schnell. Ihr Trupp war auf weniger als ein Drittel seiner ursprünglichen Größe zusammengeschrumpft, wobei die Zusammensetzung jedoch gewechselt hatte.
    Sie waren tatsächlich nach weniger als einer Stunde aufgebrochen, und noch im Laufe desselben Tages waren die Pferde der Assassinen eines nach dem anderen zusammengebrochen, sodass die Männer nach und nach auf die erbeuteten Kamele übergewechselt waren. Nur Harun selbst ritt noch eine Zeit lang sein gewaltiges schwarzes Schlachtross, doch auch die Kräfte dieses prachtvollen Tieres schwanden zusehends. Während des zurückliegenden Tages hatte Harun nicht mehr in seinem Sattel gesessen, sondern war

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